Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Lanze wuchs mit ihm und er benutzte sie als Wanderstab. Als er den See erreichte, hatte Eichenherz die Größe eines Trolls und das magisch verursachte Wachstum endete. Der Freigolem stieg in die Fluten und setzte seinen Weg unter Wasser fort. Er ging lange dahin, während in der wirklichen Welt nur ein Augenblick verging. Der Grund des Sees führte irgendwann wieder aufwärts, die Insel erhob sich vor ihm und er verstärkte seine Anstrengungen. Bald darauf hatte er das Ufer der Insel erreicht und stieg aus dem Wasser. Er schritt zur Mitte der Insel und den Hang zum Drachenhügel hinauf, den er, ohne seinen Schritt zu verlangsamen, mühelos erklomm. Vor ihm tauchte der Eingang zu den Drachenhöhlen auf. Davor aber stand in seiner ganzen grässlichen Größe der Wächtergolem des Meistermagiers.
Eichenherz richtete sich zu voller Größe auf und rief mit lauter Stimme:
„Ich bin Eichenherz,
gemacht aus Eich’ und Eisenerz.
So wie’s die Alten einst erzählten,
bin ich Beschützer des Erwählten
und der Befreier der Magie.
Drum nieder mit dir, auf die Knie
Nenn mir deinen Namen und
für deine Existenz den Grund.“
Der Wächtergolem hielt in jeder Hand ein kurzes Schwert. Er stellte sich in den Höhleneingang und rief:
„Tykaz ist des Magiers Wächter
und aller Auserwählten Schlächter.“
Eichenherz sagte:
„Die lange Suche hat ein Ende
hebe du zum Kampf die Hände.“
Eichenherz nahm seine Lanze in beide Hände und ging in gleichmäßigen Schritten auf Tykaz zu. Tykaz hob seine Schwerter und lief los. Krachend prallten die beiden aufeinander, sprangen zurück und begannen langsam und systematisch aufeinander einzuschlagen. Eichenherz hielt den Speer in beiden Händen. Tykaz schlug mit dem rechten Schwertarm nach Eichenherz Kopf, doch der Schlag war nur eine Finte. Das andere Schwert schoss auf die Brust des Freigolems zu, gerade als er mit dem Lanzenende den ersten Schlag parierte. Eichenherz drehte sich zur Seite, doch das Schwert drang ins belebte Holz, rutschte ab und Tykaz stolperte von der Wucht des eigenen Angriffes nach vorn. Eichenherz aber presste seinen linken Arm aus Metall fest gegen die Seite und klemmte das Schwert des Wächters ein. Er hielt den Speer mit einer Hand und drosch Tykaz das kurze Ende gegen die Stirn. Tykaz stolperte nach hinten und ließ das eingeklemmte Schwert fahren. Eichenherz ließ die Klinge los, fing sie im Fall auf und schleuderte sie den Hügel hinab. Er wartete, bis Tykaz wieder auf den Beinen stand und sagte:
„Jetzt sind die Waffen gleich verteilt.
Du weißt, dass dich der Tod ereilt.“
Der Wächter erhob sich schweigend. Er drehte sich im großen Kreis wachsam um Eichenherz. Der Freigolem drehte sich auf der Stelle mit bis er eine günstige Gelegenheit erkannte. Mit einem weiten Schritt sprang er vor, bückte sich unter dem heran pfeifenden Schwert hinweg und stach die Speerklinge in den Bauch seines Feindes. Eichenherz stellte sich auf, drehte die im Körper steckende Klinge herum bis die Schneide nach oben wies und zog sie mit einem Ruck durch die Brust des Wächters, dass sie an dessen linker Schulter wieder austrat. Der linke Arm des Golems baumelte haltlos an der zerfetzten Schulter. Das Schwert entfiel seiner Hand. Tykaz bückte sich schnell, packte den Schwertgriff mit der linken und begann seinen Tanz um Eichenherz von neuem. Der Kreis, den der Wächter um den Freigolem zog, wurde immer enger. Mit zwei schnellen Schritten war Tykaz heran und hieb auf das rechte Bein des Freigolems. Metall traf auf Metall ohne Schaden anzurichten. Der Wächter sprang geduckt zur Seite. Erst, als er außerhalb der Reichweite des Speeres war, erhob er sich wieder zur vollen Größe.
Doch Eichenherz folgte ihm nun. Er landete einen heftigen Treffer mit dem stumpfen Ende, der dem Wächter das linke Auge nahm. Ein weiterer Treffer mit der Klinge schnitt ihm das Gesicht von einem Ohr zum anderen entzwei. Die Gegenwehr des Wächters erlahmte. Er hieb im Zurückweichen mit seinem Schwert nach Eichenherz und brachte dem rechten Arm des Freigolems einen klaffenden Riss bei. Eichenherz parierte den nächsten Schlag und zerbrach ein Bein seines Gegners unter dem Knie. Tykaz stolperte, stürzte und fiel. Eichenherz stellte seinen Metallfuß auf die Klinge und hackte mit einer kräftigen Bewegung erst den rechten, dann den linken Arm des Wächters ab. Der Freigolem ließ seine Lanze fallen, packte Tykaz mit beiden Händen am Hals und
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