Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
hin und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Tallis Lomen lächelte froh. Er stellte den Bogen neben das Schwert an die Wand, legte die restlichen Pfeile dazu und ging nach Hause. Jedermann klopfte ihm auf Schulter und Rücken, als er den Wehrgang verließ. Mit gesenktem Kopf bedachte Tallis Lomen sie alle mit dem gleichen zufriedenen Lächeln. Doch jetzt war er müde und seine Nase musste gerichtet werden und sein Hals brauchte dringend einen festen Verband.
Arigan weckte seinen Freund im Morgengrauen. Tallis Lomen hatte kaum die Kraft, sich zu erheben, aber mit der Hilfe seines Freundes, schaffte er es doch.
Er ließ sich von Arigan nach draußen führen und setzte sich auf die Bank vor seinem Haus. Dort wartete er, während Arigan zum Südtor ging. Juwel flog heran und ließ sich auf seinem Knie nieder, richtete ihm eine Botschaft aus und verschwand, bevor Arigan zurückkehrte.
Juwel fand Lisett auf dem Weg zum Südwall und berichtete ihr, was Kwin ihr aufgetragen hatte. Lisett jauchzte vor Glück und Erleichterung.
Arigan kam zu Tallis Lomen zurück. „Komm, mein Freund. Wir müssen zum Südwall.“
Der Jäger stützte Tallis Lomen und führte ihn behutsam durch die Stadt.
Oberst Nika, Prinzessin Yanea, Lisett, Prinz Rendon und Adengard hatten sich unterhalb der Stadtmauer mit einigen Vertretern des Stadtrates und den Hauptleuten der Veteranen versammelt. Auf einem eilig herbeigeschafften Tisch lag einen Karte von Lindenbrunn und der näheren Umgebung. Oberst Nika plante die Verteidigung der Stadt, falls die Chetekken noch einmal angreifen würden. Als der alte Soldat Tallis Lomen erkannte, forderte er ihn auf, heranzutreten und begann noch einmal von vorn.
„Sehr schön“, murmelte Tallis, als Nika endete, „aber unnötig. Sie sind fort und werden nicht wiederkommen.“
Adengard betrachtete den Böttcher. „Hast du zu viel vom schweren Wein getrunken, Lomen?“
Aber Tallis Lomen zuckte nur die Schultern. „Es wird keinen weiteren Angriff geben. Der Auserwählte hat die Prophezeiung erfüllt. Pretorius ist tot. Die Chetekken haben niemanden mehr, der sie führt.“
„Woher weißt du das, Böttcher?“, fragte Yanea. „Wir haben keine entsprechende Nachricht erhalten.
„Ich habe eine Nachricht erhalten“, sagte Lisett und lachte.
„Und ich auch“, sagte Tallis Lomen.
Lisett reiste noch am gleichen Tag gemeinsam mit den Königskindern, Oberst Nika und Adengard nach Hornburg. Die Lindenbrunner Bürger aber feierten gemeinsam mit den Veteranen noch am selben Abend ein großes Fest. Tallis Lomen war auch da und trank Wein bis er langsam und mit geschlossenen Augen von der Bank, auf der er saß, unter den Tisch glitt. Arigan brachte ihn nach Hause und ließ ihn auf dem Weg mehrmals fallen, weil er selbst zu viel getrunken hatte. Am Mittag des folgenden Tages, nachdem der Kater einigermaßen auszuhalten war und die blauen Flecken diverser Stürze vom Weg nach Hause behandelt worden waren, gab Tallis Lomen sich gleich mehrere Versprechen. Das erste Versprechen lautete, nie wieder gegen einen Magier der Chetekken anzutreten und er versprach sich außerdem, nie wieder Wein zu trinken. Sein drittes Versprechen betraf Arigan, und lautete: er, Tallis Lomen, würde sich nie wieder von Arigan nach Hause bringen lassen, sollte er sein zweites Versprechen doch irgend wann einmal brechen müssen.
17. Lindental
Die Vorbereitungen für die Krönungsfeierlichkeiten waren in vollem Gange. Zum Ende des nun rasch nahenden Sommers sollte Prinzessin Yanea gekrönt werden und den Platz ihres Vaters einnehmen.
Wigget hatte sich schnell von seinen Verletzungen erholt und war wieder wohlauf. Juwel hatte das ihre dazu beigetragen, und war ihm nicht einen Moment von der Seite gewichen war, bis er Alep heimlich sein Leid klagte.
„Magier“, hatte Wigget mit ernster Miene erklärt. „Ihr müsst Juwel sagen, dass sie nicht immer an mir kleben soll wie ein Klette.“
„Tut sie das denn?“, hatte Alep grinsend gefragt.
„Das wisst Ihr ganz genau. Steckt Ihr etwa unter einer Decke mit Ihr?“
„Aber Wigget, bitte, wie könnte ich? Mir scheint vielmehr, dass du nicht viel von Frauen verstehst.“
„Ha“, hatte Wigget triumphierend gerufen. „Dann kommt Ihr also auch nicht gegen sie an“, und mit verschwörerischer Stimme hatte er hinzugefügt: „Bei meiner Ehre, Magier, ich brauche ein paar Tage Ruhe. Ich liebe sie aufrichtig, aber ich werde nicht genesen, wenn sie unaufhörlich in meiner Nähe ist und
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