Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
mir sagt, was ich zu tun und zu lassen habe. Gibt es nicht irgend etwas, das sie tun kann - weit weg von mir?“
Alep dachte einen Augenblick nach. „Nein. Es tut mir leid mein Freund.“
Er verließ den enttäuschten Drachen und machte sich auf den Weg zu N’Gucha. Er schritt durch den Palast, der schon am Tag nach dem Angriff wieder in einen makellosen Zustand versetzt worden war. Ein Heer von Dienern hatte unter Konks Leitung dem Steinboden solange zugesetzt, bis keine Spur vom Blut der Gefallenen mehr zu erkennen gewesen war. Selbst die großen Fenster neben dem Portal waren inzwischen schon erneuert worden. Nichts erinnerte mehr an den Kampf, der hier stattgefunden hatte. Aber Alep hatte gar nichts vergessen.
Die ersten Stunden gleich nach dem Angriff waren für ihn die schlimmsten Momente seines Lebens gewesen. Nach langer Suche hatte er in der Säulenhalle endlich die einzigen Überlebenden gefunden: Kwin und N’Gucha. Alep heilte N'Guchas Wunde schnell, richtete ihre Knochen und versorgte sanft die kleinen Schnitte und Stiche, die Resch der stolzen Kriegerin beigebracht hatte. Gemeinsam mit Kwin suchte und fand er für sie und Wigget ein Zimmer mit einem Bett.
Kwin suchte Groom, den Diener, während Alep bei N'Gucha und Wigget blieb. In Wirklichkeit war Alep am Ende seiner Kräfte und war gleich neben N'Gucha eingeschlafen, nachdem er Wigget sicher heraufgebracht hatte.
Als Kwin seinen ehemaligen Diener endlich aufgespürt hatte, er war bei seiner Frau und seinen Kindern, machten sich beide auf die Such nach Dobla, dem Mentor der Auserwählten und Leiter der Bibliothek. Mit der Unterstützung von Dobla und Groom gelang es Kwin im Laufe des Tages, wieder Ordnung in den Palast zu bringen und zumindest den Anschein zu erwecken, als ginge alles seinen gewohnten Gang.
Tags darauf landete schon das Schiff mit den Königskindern im Hornburger Hafen. Gemeinsam mit Oberst Nika und Adengard übernahmen Yanea und Rendon sofort die Führung von Palast und Stadt. Kwin fiel ein Stein vom Herzen, als Lisett unversehrt an Land ging. Er lief zu ihr und umarmte sie, als wollte er sie nie wieder loslassen.
Das alles lag nun über eine Woche zurück und Alep hatte viel Zeit gehabt, Abschied zu nehmen von gefallenen Freunden und Gefährten; es war ihm nicht gelungen. Alep trug eine Last mit sich herum, die ihn hinderte, nach vorne zu schauen.
Er war vor N'Guchas Zimmertür angekommen und versuchte, seine Anspannung abzuschütteln. Er klopfte.
„Es ist offen“, rief die Kriegerin von drinnen.
Alep trat ein. N’Gucha saß, eine Handvoll Kissen in ihrem Rücken, aufrecht im Bett. Vor ihr hockte eine betrübte Juwel. N’Gucha sah auf und winkte Alep lächelnd heran.
„Wie geht es dir?“, fragte Alep besorgt.
„Nicht anders als bei deinem letzten Besuch, der gerade mal eine Stunde zurückliegt. Ich glaube, es ist langsam Zeit aufzustehen und euch Verschwörer bei euren vielfältigen Aufgaben zu unterstützen. Juwel berichtete mir, dass der Palast wieder in einen tadellosen Zustand versetzt worden ist und von deinem Bemühen, überall zu helfen, wo du gebraucht wirst.“
„Du bleibst, wo du bist“, unterbrach Alep sie.
Doch N’Gucha sprach ungerührt weiter: „Doch jetzt, da langsam wieder alles seinen gewohnten Gang geht, solltest auch du dich ein bisschen ausruhen. Da du das offensichtlich nicht willst, muss dir jemand bei deinen Aufgabe helfen. Ich habe da an mich gedacht. Das bin ich dir doch schuldig, nach allem, was du für mich getan hast.“
„Ich habe keine Zeit fürs Ausruhen. Es ist viel zu tun.“
„Wenn erst bekannt wird, wer für den Tod von Prinz Geron, den Tod seines Waffenmeister und nicht zuletzt auch für das Ableben des Meistermagiers verantwortlich ist, sind deine ruhigen Tage hier oben gezählt, mögen deine Absichten auch noch so lauter sein. Niemand wird dir glauben. Hast du schon einmal in einem Kerker gesessen, mein treuer Streiter?“
„Ja! Es war recht angenehmen. Lediglich die Freundlichkeit meines Gastgebers ließ zu wünschen übrig. Aber ich glaube, dass es nicht so weit kommen wird. Schließlich bin ich der Vollender der dritten Tat und mir zur Seite steht der Auserwählte. Zählt das denn gar nichts?“
„Nicht, wenn ich dir bei deinem unvernünftigen Treiben zusehen muss.“
„Ich werde darüber nachdenken“, sagte Alep grinsend. „Du aber wirst schön dein Bett hüten, bis ich dir erlaube, es zu verlassen. Deine Verletzung ist noch lange nicht
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