Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
hat mich damit beauftragt. Sie möchte Frieden mit allen Völkern und Regionen, also führt der erste Weg zu den Trollen und danach ins Flache Land.“
„Das ist nobel“, sagte Lisett. Sie war stehen geblieben und sah Kwin eindringlich an. „Fehlt da nicht noch was?“
„Ich wüsste nicht ...“
„Du willst mir sagen, nach allem was wir durchgemacht haben, dass du morgen auf eine Reise gehst, von der du wer weiß wann wieder zurückkommst?“
„Das habe ich doch gesagt!“
„Und …?“, fragte Lisett. Diesmal schwang deutlich eine Drohung in ihrer Stimme mit. Gleichzeitig tippte ihr Fuß rhythmisch aufs harte Straßenpflaster der Hornburger Altstadt.
Von all dem offensichtlich unbeeindruckt fragte Kwin: „Und was?“
„Und was ist mit mir?“, rief sie aufgebracht. Sie sah sein ahnungsloses Gesicht und verdrehte die Augen. „Kwin, du sollst mich fragen, ob ich dich begleiten möchte?“
„Nein“, erwiderte Kwin und wartete bis ihre Augen zornig funkelten. Dann grinste er breit. „Yanea befiehlt es. Ich habe ihr gesagt, dass ich Hornburg nicht verlassen kann, weil du ja hier bist. Und da wo du bist, ist mein Platz. Also hat sie entscheiden, dass wir zusammen aufbrechen. Wir und jede Menge Gefolge. Das wird dir gefallen.“
„Ich liebe dich, mein Tischler.“
Alep verließ Hornburg auf Dohle und löste damit das Versprechen ein, dass er sich an einem kalten Wintermorgen in den Ställen des Gasthauses Zur Goldenen Krone gegeben hatte. N’Gucha, Lisett, Wigget, Juwel und auch Ledus begleiteten ihn und Kwin. Dahinter reihten sich zwei Dutzend Veteranen auf, angeführt von Oberst Nika. Den Schluss bildeten vier Diener und acht Packesel.
Bei strahlendem Sonnenschein setzten der Tross nach Pollbark über und verbrachte dort die Nacht. Kwin und Alep suchten den Troll auf, der Alep damals mit einem Pferd und Proviant versorgt hatte, und berichteten ihm von den zurückliegenden Ereignissen. Dann bat Kwin den Troll, ihm die Lage von Praks Heimatdorf mitzuteilen, aber davon wollte der Troll nichts wissen. „Wenn Thedera dich zu sehen wünscht, wird sie Wege finden, es dich wissen zu lassen. Geh einfach in die Berge und warte.“
Eine Woche später erreichten sie die Trollhöhen. Mit Hilfe des Bibliothekars Dobla hatte Kwin die ungefähren Standorte der kleinen Dörfer und Ansiedlungen hier oben in den Bergen ausgemacht. Als er die angegeben Landmarken erreichte, musste er aber feststellen, dass die Aufzeichnungen Doblas nicht mit den Gegebenheiten übereinstimmten. Die Gefährten suchten einen Tag lang vergebens und schlugen dann ihr Lager auf. Sie warteten zwei weitere Tage bis sie endlich die ersten Trolle zu Gesicht bekamen. Gleich ein Dutzend von ihnen betraten das Lager und betrachteten sie mit argwöhnischen Blicken.
Sehr freundlich haben sie auch zu meiner Zeit nicht ausgesehen, aber die da sind wirklich Prachtexemplare an Grimmigkeit, erklärte Wigget.
Warten wir erst einmal ab. Das ist ihre Heimat und ihre Erfahrungen mit Menschen sind alles andere als gut.
Kwin begegnete dem Anführer der Trolle in der Mitte des Lagers.
Der Troll erhob seine tiefe Stimme: „Was sucht ihr in unserem Land, Fremder? Geht weg. Ihr seid nicht willkommen.“ Wie zur Bestätigung seiner Worte schlug er die metallbeschlagene Keule klatschend in seine geöffnete Pranke.
Kwin begegnete dem grimmigen Blick des Anführers mit Entschlossenheit. Alep trat neben ihn und sagte: „Wir sind gekommen, um mit Thedera, der Schamanin deines Volkes zu sprechen. Wir bringen Nachricht von Prak vom roten Stein. Kannst du uns zu ihr führen?“
„Welche Nachricht?“
„Das geht nur Thedera etwas an.“
„Wartet.“ Der Troll drehte sich zu einem seiner Begleiter und stieß brummende Laute aus, die Kwin nicht verstand. Der Trollkrieger eilte davon.
„Wir werden warten“, erklärte der Anführer, setzte sich auf den Boden, kreuzte seine Beine und schloss die Augen.
Alep und Kwin tauschten verständnislose Blicke.
Setzt Euch ihm gegenüber, Magier, empfahl Wigget.
Alep gab Kwin ein Zeichen und folgte Wiggets Ratschlag. Nach und nach ließen sich alle, auch die übrigen Trollkrieger, auf den felsigen Boden nieder. Aber N’Gucha ging nicht soweit, auch noch die Augen zu schließen.
Bald darauf kehrte der Bote zurück und überbrachte seinem Anführer eine Nachricht. Der Troll erhob sich. „Folgt mir jetzt.“
„Wohin?“, fragte Kwin.
„Zu Thedera! Diese aber nicht“, der Troll zeigte auf die
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