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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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ausgeheilt.“
    „Das ist nicht wahr!“, rief N’Gucha, schlug die Bettdecke zurück und zeigte einem entsetzten Alep die weiße Narbe auf ihrem nackten Körper. Es war eine Sache, wenn er sie untersuchte, aber es war eine ganz andere Sache, wenn sie derart freizügig handelte. Auf der anderen Seite fand Alep aber auch nicht die richtigen Worte, laut zu protestieren.
    „Da sieh, Heiler, alles ist gut dank deiner Hilfe“, sagte N'Gucha und lachte laut, als sie den Wettstreit seiner Gefühle auf seinem Gesicht verfolgte.
    Alep betrachtete sie und nickte. „Sehr schön“, sagte er. „Du kannst aufstehen.“
    N’Gucha betrachtete Alep lächelnd. „In meiner Heimat schämen wir uns nicht unserer Körper.“
    „In meiner auch nicht, solange niemand in der Nähe ist“, erwiderte Alep.
    „Eigentlich schlägt er sich ganz gut“, sagte Juwel.
    „Eigentlich ist das auch das mindeste, wenn er mich für sich gewinnen will.“
    „So schnell gehen die Tage dahin und es gibt so viel zu tun“, sagte Alep und eilte hinaus, begleitet vom Lachen N'Guchas und Juwels. Einen Moment später steckte er noch einmal den Kopf zur Tür herein. „Übertreibe es nicht.“
    Sie sah in nachdenklich an, dann wurde ihr Blick sanft und ein weiches Lächeln legte sich um ihren herben Mund. „Ich werde auf mich achten!“
    Es schien ihm, als hätte er sie nie zuvor gesehen. Hastig schloss er die Tür und ging. Noch immer beeindruckt von ihrer Reaktion erkannte er, dass es eine Zukunft gab, die erstrebenswert war. Er hatte sie in ihren Augen gesehen, und sie war schön.
    Und noch etwas erkannte er nur allzu deutlich: zuletzt war er am Ende eines Weges angekommen, der vor einer Ewigkeit in einer stürmischen Nacht mit dem Besuch des Golems begonnen hatte. Die Prophezeiung hatte sich erfüllt. Er war frei. Nein, noch nicht, dachte er und lief den Flur zu seinen Räumen. Erst musste er herausfinden, was er aus seinem Leben machen wollte.
     
    In den folgenden Tagen fand Alep tatsächlich ein wenig Ruhe und er nutzte die Zeit für lange Spaziergänge, die ihn bis in die entlegensten Viertel der Hauptstadt führten. Hin und wieder schlossen sich ihm Wigget, Kwin oder N’Gucha an. Da er aber nicht sonderlich gesprächig war, lief er bald allein und gedankenverloren durch die belebten Straßen der Stadt. Bei seiner Rückkehr war das prächtige Gebäude, in dem die Auserwählten untergebracht worden waren, hell erleuchtet. Alep erinnerte sich an jene Nacht, in der Rendon und Yanea, ihre beiden Bewahrer und seine Gefährten Kwin und Prak, Wigget und Twist in seinem Zimmer gesessen und Pläne gegen den Meistermagier geschmiedet hatten. Auch Taukon Dex und Pail Milaz hatten für einige wenige Tage mit ihm unter diesem Dach gelebt. Der Verlust so vieler Freunde belastete ihn nicht minder, als die Folgen des Schlangenangriffs auf Bitterquell. Viele Menschen hatten bei der Verteidigung ihrer Heimat gegen die Chetekken den Tod gefunden und er hatte um alle getrauert.
    Der Angriff auf den Palast war gleichwohl etwas ganz anderes Er hatte Freunde und Gefährten mit dem Wissen um die Gefahr für deren Leben angeführt. Trotz all seiner Fähigkeiten, und trotz aller Macht, über die er durch die Magie gebot, hatte er den Tod so vieler nicht verhindern können. Diese Schuld drohte ihn zu ersticken. Er aß wenig und schlief schlecht und seine Laune war selbst an seinen besseren Tagen nicht besonders gut. Immer wieder sah er die Gesichter der Gefallenen, nicht zuletzt die der Veteranen um Kreuzer und Ratibor. Gering erschienen ihm seine eigenen Taten im Vergleich mit denen Taukons oder Praks, denn er hatte überlebt, war unbeschadet davongekommen und hatte den Sonnenaufgang des nächsten Tages gesehen.
     
    An einem sonnigen Vormittag spazierten Kwin und Lisett Hand in Hand durch die Altstadt. Kwin suchte nach den richtigen Worten, fand sie aber nicht. Schließlich sagte er. „Ich verlasse Hornburg für ein paar Tage. Gleich morgen breche ich auf. Ich habe noch ein Versprechen einzulösen.“
    „Wohin gehst du?“, fragte Lisett.
    „Ich werde Praks Heimat suchen und die Nachricht von seinem Tode seiner Großmutter Thedera überbringen. Alep und Wigget werden mich begleiten. Von dort aus werde ich im Namen der künftigen Königin nach Bitterquell reisen.“
    „Kahlit!“, unterbrach Lisett.
    „Ich sollte in spätestens zehn Wochen zurück sein.“
    „Zehn Wochen?“, rief Lisett.
    Kwin zuckte die Schultern, „Yanea hat mich darum gebeten. Nein, sie

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