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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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nicht.
    Der Drache war ohne Besinnung. Er atmete kaum. Alep nahm ihn in beide Hände und versenkte sich in den kleinen Körper. Nun, da die Energien der Erde wieder frei fließen konnten, war die Verbindung zur Magie schnell hergestellt. Alep tastete sich durch den malträtierten Drachenkörper. Wiggets Rückgrat war gleich an zwei Stellen gebrochen, außerdem mehrere Rippen und der Kiefer, dazu kamen Verstauchungen und Blutergüsse. Alep lenkte hastig die Magie in den Drachenkörper, richtete die gebrochenen Wirbel und heilte auch alle anderen Bruchstellen. Das tapfere Herz des Drachen schlug noch und Wiggets Atem war jetzt tief und gleichmäßig. Vorsichtig legte er Wigget auf den Tisch. Alep zog seinen Mantel aus und bettete Wigget darauf. „Warte hier“, sagte er leise zu Wigget. „Ich hole dich, wenn alles vorbei ist.“
     
    Juwel
    Die Drachin kreiste lange über der Hauptstadt. Sie sah, wie die Gardisten das Portal einnahmen und dann war lange Zeit alles ruhig. Irgendwann trat Kwin ins Freie hinaus. Er rief sie zu sich, seine Augen waren nass.
    „Ist es zu Ende?“, fragte Juwel.
    „Ja! Jetzt flieg nach Lindenbrunn und berichte, dass Pretorius tot ist. Wie erwarten sie alle hier. Sag Tallis Lomen und auch Türmer, wir könnten sie hier gut gebrauchen. Danach suche Lisett und sage ihr, dass ich sie liebe. Nein, das sage ich ihr lieber selbst. Sage ihr, dass ich hier auf sie warte und dass es mir gutgeht. Alep auch!“
    „Geht es Wigget auch gut?“, fragte Juwel.
    Kwin zögerte. „Er ist bei Alep.“
„Das ist gut. Richte beiden meine Grüße aus. Ich werde vor der Mittagszeit wieder zurück sein.“
     
    Tallis Lomen
    Die ersten Häuser, jene, die unmittelbar hinter der Wehranlage Lindenbrunns lagen, brannten lichterloh. Tallis Lomen, Pfeil und Bogen eines gefallenen Veteranen in der Hand haltend, knirschte mit den Zähnen. Vor ihm, an der rauen Steinmauer des hohen Wehrgangs, lehnte das Schwert eines weiteren glücklosen Soldaten, dem ein Schlangenpfeil das Herz durchbohrt hatte.
    Neben ihm stand Lisett, ebenfalls Pfeil und Bogen in der Hand. Sie lächelte ihm aufmunternd zu.
    „Das ist ein guter Bogen“, sagte er.
    „Ja!“, Lisett lächelte. „Kwin hat ihn gemacht.“
    Mitternacht war längst vorüber und Tallis Lomen musste sich langsam eingestehen, dass die Gefährten um den Magier und den Tischler gescheitert waren. Oberst Nika dachte ähnlich. Sein Gesicht war grau und von Sorge gezeichnet.
    Die Chetekken rückten wieder vor.
    „Achtung! Sie kommen“, rief Adengard!
    „Bogenschützen bereithalten. Feuerträger auf den Wehrgang. Lasst sie nahe genug herankommen, bevor ihr schießt.“
    Tallis Lomen atmete tief ein, legte einen Pfeil auf die Sehne und wartete gespannt. Er suchte Siznik und fand den Anführer schließlich vor der dichten Reihe seiner Krieger, die unaufhaltsam näher rückte.
    Plötzlich stockte der Vormarsch. Vereinzelt sanken Chetekken auf die Knie, andere standen still und hoben ihren Blick in den nächtlichen Himmel Lendorials. Einzig Siznik schien von den offensichtlichen Veränderungen unberührt geblieben zu sein. Wild gestikulierend lief er die lange Reihe seiner Krieger ab. Immer wieder schlug er sie, forderte sie auf, zu kämpfen und zu töten. Aber sie hörten ihn nicht.
    Tallis Lomen sah das alles und der Zorn eines aufrechten Böttchers, der in einer Nacht mehr Schmerz und Hilflosigkeit als in seinem ganzen bisherigen Leben hatte ertragen müssen, wuchs mit jedem Schrei, den Siznik ausstieß.
    Tallis Lomen prüfte die Entfernung. Es war ein weiter Weg, den sein Pfeil zurücklegen musste. Er spannte die Bogensehne und wartete, bis Siznik stillstand.
    „Höher“, sagte Lisett. „Du musst die Flugbahn berücksichtigen.“
    Tallis hob den Bogen, zielte hoch über den Schlangenanführer hinweg, atmete langsam aus und schoss.
    Der Pfeil flog auf und davon, beschrieb einen hohen und weiten Bogen und senkte sich dann unaufhaltsam auf Siznik herab. Tallis Lomen verlor seinen Pfeil aus den Augen, als dieser von der Dunkelheit verschluckt wurde.
    Niemand hörte den Einschlag. Siznik wankte entkräftet, brach in die Knie, fiel zur Seite und blieb regungslos liegen. Die ihn umstehenden Schlangen heulten entsetzt auf, als ihr Anführer fiel, kehrten Lindenbrunn laut schreiend den Rücken und stoben in wilder Flucht davon. Die Verteidiger der Stadt, Veteranen wie Bürger, jubelten und waren außer sich vor Freude.
    „Das war ein Meisterschuss“, lobte Lisett, trat zu ihm

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