Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
allen Einzelheiten von seiner Begegnung mit Thedera. Es wurde Abend und man beschloss, eine weitere Nacht in den Bergen zu verbringen, bevor man sich auf den Weg ins Flache Land machen wollte. Sie teilten die anstehenden Arbeiten auf und bald danach saßen alle um ein wärmendes Feuer und aßen, was die Diener zubereitet hatten. Nach dem Essen setzten sich Kwin und Alep zusammen.
Kwin betrachtete die Umgebung. Viel war nicht zu sehen, aber die Ruhe der Berge hatte einen eigenen Reiz.
„Was ist los mit dir?“, fragte Kwin schließlich.
Alep drehte sich zu seinem Freund und begegnete mit ernster Miene Kwins Blick. „Ich werde euch morgen verlassen und nach Hornburg zurückkehren.“
„Aber ...“
Alep hob rasch die Hand und schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich habe lange darüber nachgedacht und mich entschieden, Kwin. Würde ich ins Flache Land zurückkehren, wäre ich da, wo ich war, als ich gegangen bin. Mein Platz ist nicht mehr in Bitterquell oder auf dem Hof meiner Väter. Alles hat sich verändert - selbst Bitterquell heißt jetzt Kahlit.“
„Was ist mit deinen Großeltern, was ist mit Rina? Sie haben ein großes Gut zu verwalten. Wer soll sich zukünftig darum kümmern?“
„Ist das wirklich von Bedeutung?“, fragte Alep. „In ein paar Jahren wird Rina alt genug sein, einen tüchtigen jungen Mann zu heiraten. Oma Elders wird darauf achten, dass es der richtige ist. Ich tauge nicht zum Bauern. Du solltest das doch wissen.“
„Ich verstehe dich nicht, Alep.“
„Ja, ich weiß.“
„Was soll ich ihnen sagen, wenn ich ohne dich zurückkehre?“
„Die Wahrheit. Großmutter wird es verstehen und Großvater sicher auch.“
„Und Rina?“
Alep senkte den Kopf, betrachtete still seine Hände. „Sie wird darüber hinwegkommen. Es ist die falsche Zeit für eine Heimkehr, Kwin. Ich bin ohne Ziel. Erst muss ich herausfinden, was ich will. Viel zu lange haben andre das für mich getan und das hat Leben gekostet. Ich kann keinen weiteren Verlust mehr ertragen, für den ich verantwortlich bin.“ Alep hob einen Stein vom Boden auf und wischte den daran klebenden Sand bedächtig mit dem Daumen beiseite bis die glatte Oberfläche zum Vorschein kam. „Immer war ich auf der Suche. Die Prophezeiung war nur ein kurzer Zwischenhalt auf meinem krummen Weg. Es hat sich nichts geändert. Ich komme nicht mit zurück.“
Kwin zuckte hilflos die Schultern. „Wenn es dein Wunsch ist, werde ich ihn respektieren.“
„Ich danke dir.“
Am anderen Morgen und nach einem kurzen Frühstück stand Alep allein neben dem inzwischen gelöschten Lagerfeuer, als Kwin sein Pferd zu ihm lenkte. „Du willst also wirklich nicht mitkommen?“
„Es hat sich nichts geändert. Aber ich bitte dich um einen Freundschaftsdienst. Nimm Dohle mit. Ich habe es Rina und mir selbst versprochen, dass sie sie wiederbekommt.“
„Und wie kommst du zurück?“
„Auf meinen Füßen. Das wird mir gut tun. Ich sollte die Hauptstadt in weniger als sechs Wochen erreichen, selbst, wenn ich mir Zeit lasse. Vielleicht treffen wir uns in Pollbark wieder, wenn du dich ein wenig beeilst.“
Kwin sah in die Ferne und kam schließlich zu einem Entschluss. „Ich will dir helfen, sagte er, steig vom Pferd und drückte Alep die Zügel in Hand. „Halt mal.“
Er suchte eine sandige Fläche, zog seinen Dolch und ging in die Hocke. „Hier, sieh her. Wenn du nach Lindenbrunn kommst, schaue dir einmal diese Gegend hier an.“ Mit wenigen Strichen zeichnete er die wichtigen Landmarken zwischen Lindenbrunn und dem Nachtwald ein. „Dieses Tal hier, es gehört mir, Yanea hat es mir geschenkt. Da du alle Ehren und Gaben abgelehnt hast, habe ich mir etwas ausgesucht, das zur Not auch für zwei reicht. Diese Gegend hier heißt Lindental. Es ist wirklich schön dort, ein guter Platz zum Leben und um eine Familie zu gründen. Schau es dir an und sag mir, was du davon hältst und wenn du möchtest, teile ich mit dir. Du kannst es auch ganz für dich allein haben. Sieh es dir an. Es wird dir gefallen!“
„Danke“, sagte Alep, „das mache ich vielleicht.“
Kwin lächelte, nahm Alep die Zügel seines Pferdes und die von Dohle aus der Hand und stieg auf. Kann ich noch etwas für dich tun?“
„Ja! Aufbrechen!“
Kwin grinste seinen Freund an. „Auf bald, Alep.“
Alep sah ihm hinterher als N’Gucha, ihr Pferd am Zügel führend, zu ihm kam.
„Du weißt, dass ich mit Kwin und Lisett gehen muss. Es ist der Befehl Yaneas.“
„Ja, ich
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