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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Mann vom Flachen Land
    wird solcher Dank von ihm verlangt.“
     
    „Warten? Nichts da! Ich bleibe keinen Tag länger in diesem Wald. Ich will nach Hause. Heute noch!“
     
    „Wir haben keine and’re Wahl
    als zu warten hier im Tal!“
     
    „Nein! Ich gehe. Und wenn ich allein gehen muss. Schau nur, wie ich aussehe. Ich brauche ein Bad, frische Kleidung ...“
    „Gut gesprochen.“ Unter den Bäumen trat die Beschützerin hervor. „Aber Ihr solltet etwas freundlicher zu Knoll sein, er hat es auch ohne eure Vorwürfe schwer genug.“ In einer Armbeuge trug sie dünne Zweige und kleine Äste. „Ich muss Euch nicht daran erinnern, dass Pretorius durch Knolls Ohren und seine Augen alles sieht und hört, was hier geschieht und gesprochen wird. Macht mir mein Leben leichter, Prinzessin, und seid ein bisschen vorsichtig.“
    „N’Gucha, irgendwann ist Schluss“, erklärte Yanea ruhig. „Seit zwei Wochen ziehen wir hinter Knoll durch die Lande. Erst nach Velotas, um Pail zu finden und dann hierher, wegen des Eldersjungen. Wir könnten schon lange zu Hause sein. Ich muss nach Hornburg. Vater erwartet mich dort. Das weißt du ebenso gut wie ich.“
    „Das ist richtig“, stimmte die Beschützerin zu. Sie überlegte einen Augenblick. „Knoll, findet dieser Elders denn seinen Weg nicht allein bis Hornburg?“, fragte sie.
     
    „Wer weiß zu sagen, was er kann
    er ist ein Junge, noch kein Mann!“
     
    „Dann müssen wir es darauf ankommen lassen“, entschied N’Gucha. „Niemand kann ihn zwingen, deine Einladung anzunehmen. Lass ihn selbst entscheiden. Wenn er genug Pflichtgefühl hat, wird er sich seiner Verantwortung stellen - früher oder später.“
    Knoll dachte lange nach. Dann hob er eine Hand, als spräche jemand zu ihm. Er brummte zustimmend und wandte sich dann an seine Begleiterinnen:
     
    „So soll es sein.
    Packt alles ein.
    Wir reisen heim.“
     
    Yanea atmete erleichtert auf und auch N’Gucha schien zufrieden. „Aber jetzt wollen wir Suppe kochen“, erinnerte N’Gucha die Prinzessin. Etwas irritierte sie und sie sah sich prüfend um. Als sie in Kwins Richtung schaute, verweilte ihr Blick für einen kurzen Moment auf ihm. Eilig senkte Kwin seinen Kopf zwischen die Farnblätter. Sie hatte ihn nicht gesehen, da war er sicher.
    „Ich werde noch einmal gehen müssen. Das bisschen Holz ist nicht genug.“ Kwin sah die Beschützerin ein weiteres Mal im Wald verschwinden.
    Kwin betrachtete das seltsame Wesen genauer. So also sah ein Golem aus. Auch wenn Kwin heute zum ersten Mal einen Golem aus der Nähe sah und nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, ob dieses Wesen dem Aussehen nach ein Golem sein konnte. Ganz schön hässlich, der Knabe, dachte Kwin. Der Golem wirkte einsam und verlassen dort unten am Feuer. Er hielt seinen Kopf gesenkt, die langen Hände baumelten an langen Armen neben seinen dürren Beinen wie Schilfrohr im Wind, fast konnte man meinen, er trauere um etwas. Kwin fühlte sich mit einem Mal nicht mehr wohl hier oben. Ihm war, als hätte er sein Glück nun lange genug herausgefordert ohne entdeckt zu werden. Er war gerade im Begriff, heimlich und leise zu verschwinden, als der Golem plötzlich auf seine krummen Beine sprang und sich im Kreis drehte. Als sein Blick die Farngewächse streifte, unter denen Kwin und Twist versteckt lagen, verharrte der junge Tischler in seiner Bewegung. Kwin war von der heftigen Bewegung des Golems ebenso überrascht worden wie Yanea.
    Prüfend hielt der Golem seine lange Nase in die Luft, wobei er sich ein zweites Mal um sich selbst drehte, langsamer diesmal. Als Kwins Versteck erneut in das Blickfeld des Golems trat, verharrte er in seiner Kreisbewegung. Dann trat er einige Schritte vor, wobei er das sanft schwingende Farn über ihm nicht aus den Augen ließ.
     
    „Ich habe Euch gefunden.
    Es riecht nach Mensch und Hunden.
    Die Köpfe hoch und her zu mir,
    befehle ich dir Mensch – und Tier.“
     
    Der Golem wies mit einem seiner langen Finger auf die Anhöhe, auf der Kwin sich versteckt hatte, gerade so, als könnte er den jungen Tischler mit seinem ausgestreckten Finger aufspießen.
    Yanea sprang erschreckt auf und folgte der Bewegung des Golems den mit Sträuchern bewachsenen Hang hinauf. Dann sah auch sie, was der Golem vor ihr erkannte hatte. Kwin war völlig überrascht. Ehe er nachdenken konnte, hatte er sich schon halb erhoben und schaute mit großen Augen nach unten. Dann endlich setzte sein Verstand wieder ein, und er tauchte zwischen

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