Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
hatte sie hochgesteckt, so dass ihr Hals noch länger wirkte. Kwin lächelte. Dann musste er an Lisett denken und er sah schnell woanders hin.
„Ihr nennt mich einen Dummkopf“, fauchte der junge Mann. „Durch Eure Schuld haben wir wieder nichts zu essen. Wer ist denn so gedankenlos und versucht, einen Topf mit bloßen Händen vom Feuer zu nehmen. Jetzt können wir wieder von vorne beginnen. Ihr seid zwar eine Prinzessin, aber von den wirklich wichtigen Dingen habt Ihr keine Ahnung. Und ohne eure Beschützerin“, mit wedelndem Arm wies er in die Richtung der Schwertträgerin, „ohne sie wärt Ihr schon lange untergegangen. Ich sage euch, die nächste Mahlzeit werdet Ihr zubereiten. Dann muss ich mich nicht ärgern, wenn Ihr wieder alles verderbt.“
„Schluss jetzt“, klang die tiefe Altstimme der Beschützerin unter den Ästen hervor. Langsam erhob sie sich. „Ich gehe Feuerholz holen. Was wir noch haben, wird nicht mehr lange reichen. Und ihr beide seid leise, solange ich weg bin. Wenn der Golem wieder da ist, kann er sich um euer ewiges Gezänk kümmern. Aber solange wir allein sind, werdet ihr euch an die Regeln halten!“
Die junge Frau am Feuer fuhr mit wütendem Gesicht zu ihrer Begleiterin herum und funkelte die Ältere an, während sie Wasser aus einer Feldflasche über ihre verbrannten Finger goss.
„Ich ... Er ...“ Dann besann sie sich und lenkte ein. „Ja, ist gut. Ich werde versuchen mich zu beruhigen. Aber ich werde nicht kochen.“ Und damit drehte sie sich zu ihrem Begleiter zurück. „Es ist deine Aufgabe.“
„Wer konnte auch ahnen, dass Ihr alles fallenlasst, was schwerer ist als Goldschmuck“, erwiderte er kalt.
„Es ist deine Aufgabe, für das Essen zu sorgen, Pail Milaz.“, mischte sich die Beschützerin der Prinzessin ein. „Die Königintochter hat recht. Ich versichere dir, dass Prinzessin Yanea den Topf mit Suppe nicht absichtlich ausgeschüttet hat. Wir haben alle Hunger. Also, fang an. Und Ihr, Yanea, solltet Pail helfen. Dann geht es schneller.“
Und sie haben weniger Zeit zu streiten, dachte Kwin mit einem Grinsen. Er beobachtete, wie die Beschützerin zwischen den Bäumen verschwand. Dabei machte sie kein einziges Geräusch. Anerkennend sah er ihr nach.
Von hier oben hatte Kwin wirklich eine herrliche Aussicht auf das Geschehen unter ihm. Um ihn herum standen die Farngewächse und kleine Sträucher hoch und dicht. Er machte es sich gemütlich, verschränkte die Hände unter seinem Kinn und beobachtete die beiden jungen Leute beim Streiten und Suppe kochen.
Der junge Mann, den die Beschützerin Pail Milaz genannt hatte, trug seiner königlichen Begleiterin auf, Karotten und Zwiebeln zu schälen, während er mit dem leeren Kochtopf Richtung Westen verschwand, um Wasser zu holen. Zu Kwins Überraschung fügte sie sich seinen Anweisungen. Allerdings schälte sie soviel von den Karotten herunter, dass von jeder nur ein kümmerlicher Rest übrigblieb. So also sieht Prinzessin Yanea aus Hornburg aus, dachte er. Bald verlor sich Kwin in der Betrachtung ihrer anmutigen Bewegungen und ihres leisen Gesangs, den sie angestimmt hatte. Sie sang ein Lied, das er nicht kannte. Ihre Stimme war freundlich, fast sanft und Kwin lauschte ihr verträumt.
Aber die Ruhe währte nur kurze Zeit. Kwin hörte Zweige krachen und stampfende Schritte näherten sich geradewegs dem Lager. Jäh aus seinen Träumereien geweckt, senkte Kwin schnell seinen Kopf, bis er mit der Nase die feuchten Farnblätter am Boden berührte. Nach einer Weile hob er vorsichtig seinen Blick und schaute nach unten. Die Äste am Rand der kleinen Senke teilten sich, und auf die Lichtung trat das seltsamste Wesen, das Kwin je gesehen hatte. Klein und kräftig, erdbraun, mit spitzen Katzenohren und einer unglaublich langen Nase.
„Welch ein Glück, bin heil zurück.
Ich sage, alle Elders sind verrückt!“
Er trat ans Feuer und ließ sich dort langsam nieder. Prinzessin Yanea hatte bei seiner Ankunft ihr Lied unterbrochen. Abschätzend musterte sie die klobige Gestalt und suchte nach den richtigen Worten.
„Hattest du Erfolg?“
Langsam drehte der Golem seinen Kopf und sah sie aus müden Augen an. Dann schüttelte er wieder den Kopf, dass seine lange Nase hin und her zitterte.
„Ja und nein - wir müssen warten!
Was Aleps Fragen offenbarten,
war Zweifel und auch Ängstlichkeit.
Noch ist der Junge nicht bereit.
Erst will er Erntedank begehen.
Und sagt, man müsse ihn verstehen.
Denn als ein
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