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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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sich mit Ganoven und Söldnern abgeben?
    Wiggets Antwort ließ einen Moment auf sich warten. Dann sagte er: Ihr sprecht sicher nicht von jenen eierlegenden, schuppigen Kriechtieren, oder doch?
    Nein, wahrscheinlich nicht.
    Schlangen? Schlangen? Schlangen! Natürlich. Zu meiner Zeit wurden allerorten die häßlichen Nat Chatkas so bezeichnet.
    Was sind Nat Chatkas?
    Eine unangenehme Mischung aus Kriechtier und Insekt. Gewalttätige Geschöpfe. Sie leben im tiefen Süden, einem Land namens Zatkan!
    Alep sah sich nachdenklich um. Spindel stand noch immer an der Linie. Er prüfte mit nassem Finger den Wind und zog dann gemächlich einen roten Pfeil aus seinem Gürtelköcher. Alep schaute ihm wie gebannt zu und versuchte das Rätsel zu lösen. Schlangen und Nat Chatkas. Ob die beiden Fremden mit den seltsamen Wesen im Bunde waren? Aber was wollten sie hier?
    Spindel spannte den Bogen, drehte sich zu seinem Begleiter um und nickte ihm zu. Großer griff nach dem Horn, das an seinem Gürtel hing, hob es an seine wulstigen Lippen und blies hinein. Ein dumpfer, weithin vernehmbarer Ton erklang und das Grauen senkte sich über Bitterquell wie die letzte Nacht.
     
    Alep und Wigget
    Gleich nachdem der große Fremde in sein Horn gestoßen hatte, regnete es brennende Pfeile auf die Häuser am Marktplatz. Die aus Holz errichteten Gebäude fingen sofort Feuer. Die Menschen am Schießstand schauten verblüfft auf und beobachteten fasziniert die feurigen Spuren der Brandpfeile. Erst allmählich bemerkten sie, dass ihr ganzes Hab und Gut in Flammen und Rauch aufging. Als dann der erste Pfeil direkt zwischen den Zuschauern am Schießstand landete, wusste auch der letzte Flachländer, dass es auch um sein Leben ging.
    Ein leichter Nieselregen setzte ein. In diesem Augenblick schoss Spindel Bürgermeister Wundel den eingelegten Pfeil durch den Hals. Mit einem Röcheln sank der alte Mann in die Knie und fiel aufs Gesicht. Der nächste Pfeil schnellte von Spindles Sehne und fuhr Polz, dem gutmütigen Sattler mit der knolligen Nase in die Brust. Alep sah ihn fallen. Polz war auf der Stelle tot. Gerade wollte Alep auf Spindel zustürzen, als er entsetzte Schreie hörte. Erschrocken fuhr er herum. Großer, Spindels Begleiter, metzelte mit seinem klingenbewehrten Stab wahllos Zuschauer und Bogenschützen nieder, die hinter und neben ihm standen. Sie waren zu keiner Gegenwehr fähig. Bevor sie überhaupt bemerkten, was da in ihrer unmittelbaren Nähe geschah, sanken sie auch schon mit durchstoßenen Hälsen und aufgeschlitzten Bäuchen zu Boden. Blut spritzte und sammelte sich in großen Lachen auf der Erde, wo es sich mit Regen und Dreck vermischte. Großer watete lachend darin herum, wobei er Ausschau nach weiteren Flachländern hielt. Innerhalb weniger Augenblicke war das Dorf durch den Angriff der beiden Fremden seiner besten Schützen und Stockkämpfer beraubt. Erste Blitze zuckten am Himmel und heftiger Regen setzte ein.
    Dieses Gewitter ist nicht natürlichen Ursprungs. Da steckt Magie dahinter , erklärte Wigget überzeugt.
    Dann tu was dagegen , forderte Alep grob.
    Ihr seid der Magier! Nicht ich , sagte Wigget kalt.
    Aus östlicher und westlicher Richtung erklangen weitere Signale. Hinter den Zielscheiben und im Schutze der grauen Regenwand sprangen Nat Chatkas auf ihren gekrümmten Beinen hervor. Dann hallte der erste Warnschrei über den Marktplatz: „Nat Chatkas! Verteidigt eure Frauen und Kinder! Nat Chatkas!“ Die Stimme gehörte Meister Borken.
    Alep sah, dass er und Schokel sich den Echsen mutig in den Weg stellten, wohl wissend, dass sie diese Tat mit dem Leben bezahlen mussten. Eine der sechsbeinigen Echsen blieb stehen, hob ein gebogenes Messer und rammte es erst Schokel, dann Borken in den Bauch. Ungläubig sah Borken an sich herunter. Mit vor Staunen weit aufgerissenen Augen umschloss er das Heft, als wollte er es aus seinem Körper herausziehen. Kraftlos fiel er und begrub Schokel unter sich.
    Erst jetzt, nachdem so viele Bitterqueller tot oder verletzt am Boden lagen, kam erste Bewegung in die Menschen am Schießstand und einige wenige liefen davon. Die Angst vor den fremdartigen Wesen stand den meisten Flachländern deutlich ins Gesicht geschrieben und viel zu viele verharrten weiterhin in Furcht, starrten ungläubig auf die grausamen Szenen ringsum und waren offensichtlich nicht willens, anzugreifen oder wegzurennen. Dann, als die ersten Nat Chatkas zischend und fauchend über den Marktplatz strömten, stoben die

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