Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
hinter die Schmiede führen. Oma Elders zog die weinende Rina unerbittlich mit. Grimmig hatte sie ihre Lippen zusammengepresst und grimmig war ihr Blick. Hinter der Schmiede stand verlassen der vierrädrige Bauernkarren der Elders. Auf Großmutters Anweisung hatte Velde seine Tochter unter den Karren gedrängt und ihr befohlen, sich still zu verhalten, egal, was passieren mochte. Dann hatte er mit seinen Schlagstock bewaffnet hinter der Ecke der Schmiede Aufstellung genommen. Oma Elders umarmte ihren Sohn. „Du wirst auf sie aufpassen.“
Velde Elders hatte nur traurig genickt, wohl wissend, dass er allein nicht viel würde ausrichten können, falls die Schlangen ihn hier entdecken sollten. Oma Elders aber machte kehrt und ging den Echsen, denen sie gerade entflohen war, mutig entgegen.
Schon auf dem Weg zur Kastanie versperrten ihr einige Schlangen siegesgewiss den Weg. Ihre Kampfeslust fand ein schnelles Ende. Maliche Elders, einzige Hexe im Flachen Land, beschwor die Macht der Magie, wie sie es seit Jahren nicht mehr getan hatte. Dann stieß sie ihre geöffneten Hände nach vorn. Die Echsen wurden wie von einer unsichtbaren Faust getroffen meterweit nach hinten geschleudert. Das Brechen ihrer Knochen erfüllte Oma Elders mit einer grimmigen Genugtuung. Ihr Zorn kannte keine Grenzen. Wer sich ihr in den Weg stellte und mehr als zwei Beine hatte, dem wurde der Brustkorb zerquetscht.
Bald hatte Oma Elders den Markt erreicht und sah sich auf dem verlassenen Platz um. Sie erkannte ihren geliebten Mann, der mit Hilfe einiger mutiger Männer die wilde Flucht der noch lebenden Bitterqueller deckte. Dann schlug ein Blitz in die alte, ehrwürdige Dorfkastanie. Binnen weniger Augenblicke stand der Baum in Flammen und brannte wie eine überdimensionale Fackel im rauschenden Regen.
Alep und Kwin
Als der Blitz in die Kastanie schlug, kam Alep langsam wieder zu sich. Suchend sah er sich um und entdeckte die Verteidiger, angeführt von Opa Elders und dem riesigen Horik, die dem heftigen Ansturm der Schlangen kaum noch etwas entgegenzusetzen hatten.
Aleps Gesicht versteinerte erneut, lediglich seine Augen funkelten wild. Mit gleichmäßigen aber weiten Schritten stapfte er auf die Nat Chatkas zu, die die Verteidiger immer tiefer in die Gasse drängten.
Mit einem Schrei stürzte er sich ins Getümmel und hackte sich seinen Weg mit dem erbeuteten Schwertstock durch die Rücken der Angreifer hindurch. Eine Dorfbewohnerin entdeckte den jungen Elders und rief etwas. Der Ruf wurde weitergegeben und jene, denen es möglich war, sahen zu ihm herüber. Dann brachen die ersten in Jubelrufe aus. Angespornt von der scheinbaren Unbesiegbarkeit des jungen Elders und dem flammenspeienden Drachen auf seiner Schulter bäumten sich die Verteidiger ein letztes Mal auf, warfen sich den Nat Chatkas entgegen und lehrten die Echsen das Fürchten.
Kwin, der am äußeren linken Ende der Linie stand, wand einer gefallenen Schlange eine dornige Axt aus den Klauen. Er schwang die ungewohnte Waffe mehr mit Kraft und Ungestüm als Können. Aber er verschaffte sich für einige Augenblicke mit seinem furchtlosen Gebaren Respekt. Dann trat er zur Seite. Alep füllte die Lücke und gemeinsam riegelten sie die Gasse ab.
Da plötzlich taumelte der hünenhafte Horik und fiel schließlich stöhnend auf ein Knie. Über seinem Gürtel färbte sich der Stoff seines Hemdes rot. Horik fiel schwer. Der Aufprall presste dem Artisten die Luft aus dem Körper. Der kurze Augenblick seiner Schwäche wurde von den Schlangen gnadenlos genutzt. Speere und gezahnte Schwerter senkten sich in seinen Körper. Horik starb schnell und lautlos. Jockele sprang vor und nahm mit Tränen in den Augen seinen Platz ein.
Maliche Elders
Oma Elders hatte regungslos zugesehen, wie Horik fiel. Die Traube der Angreifer vor der schmalen Gasse war immer dichter geworden - eine wirbelnde Menge aus grünen und braunen Echsenkörpern. Sie zögerte keinen Augenblick länger. Sie sammelte ihren Willen und nahm dabei soviel Magie in sich auf wie nie in ihrem langen Leben zuvor. Vor ihren ausgestreckten Händen bildete sich scheinbar aus dem Nichts eine Kugel aus rötlich schimmerndem Licht, die sich dehnte und streckte und immer weiter anschwoll. Als sie die Energien der Kugel nicht länger bändigen konnte, richtete sie sie auf die Angreifer und gab sie schließlich frei. Der Ball aus rotem Licht zischte auf die ahnungslosen Schlangen und Echsen zu, wurde schneller und wuchs auf
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