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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Damals, als er den Kindern des Dorfes geholfen hatte, die Kastanie vor Wundel zu schützen, war es ähnlich gewesen. Er war von einem einzigen Gedanken beherrscht worden. Wundel aufzuhalten!
    Nun stand er einer weit größeren Gefahr gegenüber, denn diesmal ging es um sein Leben, um das seiner Familie und um das Leben jener Menschen, die er seit seiner Kindheit kannte. Aber wie schon Jahre zuvor unter der Kastanie - Auge in Auge mit Wundel und seiner Axt - kümmerte ihn die Zukunft jetzt nicht. Echsenleichen säumten seinen Weg. Jeder Schritt brachte ihnen Tod und Verderben. Hin und wieder musste Alep über gefallene Nat Chatkas oder deren abgetrennte Gliedmaßen hinwegsteigen. Jene, die sich im Schmerz heulend wanden, weil Wigget oder Alep sie beim ersten Mal nur verletzt hatten, wurden jetzt von Alep aufgespießt.
    Inzwischen waren von den Dorfeingängen im Osten und Westen mehr der fremden Kreaturen herbeigestürmt und fielen mordend über die Flachländer her. Die Menschen waren nicht schnell genug. Sie starben unter den brutalen Hieben der Angreifer. Ein einzelner Nat Chatka, braun, mit dem Kopf einer Schlange und stachelbesetztem Rücken hielt vor einem Säugling, der auf der Brust seines toten Vaters lag. Er drehte den Kopf, als versuchte er, sich klarzuwerden, was da weinend vor ihm lag. Neugierig beugte er sich herab, ließ seine Zunge über das kleine Gesicht tanzen, packte das Neugeborene dann mit mattschwarzen Krallen, und schob es sich in sein weit aufgerissenes Maul. Mit mahlenden Geräuschen zersplitternder Knochen bewegten sich seine kräftigen Kiefer.
     
    Kwin
    Inzwischen war der Schießstand gänzlich verlassen. Kwin hatte bis fast zuletzt standgehalten. Dann war er gemeinsam mit Lisett geflohen. Nun versuchten sie etwa ein Dutzend Flachländer durch die Angreifer hindurch zu einem der noch unversehrten Gebäude zu geleiten. Überall schwellten vom Regen halb gelöschte Brände. Beißender Rauch wehte träge über den Dorfplatz.
    Nahe bei der Kastanie, am Eingang zu einer schmalen Straße, versuchten Horik, Tarak und Ledus, angeführt von Opa Elders, eine immer größer werdende Zahl von Schlangen und Echsen abzuwehren. Hinter ihnen sammelten sich Bitterqueller Bürger und Flachlandbewohner gleichermaßen und suchten Schutz. Die Verteidigungslinie der vier mutigen Männer wankte unter den heftigen Angriffen - aber noch hielt sie. Horik führte mit jeder Hand ein kurzes Schwert und hackte auf alles ein, was er erreichen konnte. Opa Elders schwang einen Schlagstock mit den fließenden Bewegungen eines Meisters. Ledus erstach mit schwerem Dolch, was Horik oder Opa Elders entweichen konnte. Tarak deckte die linke, offene Seite zum Dorf hin ab. Aber die Nat Chatkas drängten die Verteidiger immer weiter zurück. Ihre Reihen lichteten sich nicht. Es war abzusehen, dass die Linie der vier Männer bald zusammenbrechen musste. Die Menschentraube, die hinter ihnen Schutz suchte, verfiel mehr und mehr in Bewegungslosigkeit, anstatt sich in die schützende Gasse zurückzuziehen.
    „Das kann nicht gutgehen“, flüsterte Kwin entsetzt. Er griff in seinen Köcher und legte einen weiteren Pfeil auf die Sehne. Lisett hatte inzwischen einen gekrümmten Echsendolch aufgehoben und hackte damit nach einer Klaue. Kwin schoss dem Nat Chatka einen Pfeil in die Brust. „Schnell, wir müssen zu Opa Elders und Horik.“ Sie setzten sich in Bewegung, dicht gefolgt von den Dorfbewohner. Einige von ihnen hatten endlich ihren Mut wiedergefunden und Waffen gefallener Echsen aufgenommen.
    Als sie Opa Elders erreichten, geschah es in letzter Minute. Die schwertschwingenden Flachländer, die ihnen gefolgt waren und nun mit Verzweiflung um Haus und Familie kämpften, warfen sich den Angreifern entgegen und verschafften den vier Verteidigern eine kurze Atempause.
    Lisett übernahm sofort die Führung der unbewaffneten Flachländer, die sich ängstlich hinter den Verteidigern zusammengedrängt hatten. Es gelang ihr, sich durch all die ängstlichen Schreie, das Brüllen und das nervenaufreibende Fauchen der Echsen hindurch verständlich zu machen. Sie rief, gestikulierte wild und schlug schließlich mit ihrem Bogen auf Rücken und Waden der wie versteinert dastehenden Flachländer und trieb sie wie eine Herde Schafe tiefer in die schmale Straße.
     
    Maliche Elders
    Nachdem Velde Elders den Tod seiner Frau und seines ältesten Sohnes tatenlos hatte mitansehen müssen, ließ er sich teilnahmslos von Oma Elders vom Marktplatz weg

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