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Der falsche Engel

Der falsche Engel

Titel: Der falsche Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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abnehmen.«
    »Na, dann nehmen Sie ihn schon ab!«
    »Das kann ich hier nicht. Erstens sind meine Hände schmutzig, zweitens ist das Licht zu schlecht, ich würde nichts sehen.
     Wir müssen zurück in die Klinik.«
    »Vielleicht fahren wir einfach zu mir nach Hause, und Sie kommen mit hoch und sehen es sich an?«, brummte Angela dumpf.
    »Nein. Wir müssen zurück ins Krankenhaus.«
    Der dunkelblaue Wagen stand mit abgeblendeten Scheinwerfern abwartend hinter ihnen.
    »Ja? Meinen Sie?« Sie klang merkwürdig erleichtert. »Ist wahrscheinlich wirklich besser. Ich muss nur schnell jemanden anrufen.«
     Sie kramte in ihrem Rucksack, holte ihr winziges Handy heraus und wählte. Sie war so nervös, dass sie sich mehrmals verwählte.
    Julia fuhr an. Die Gasse war eine Einbahnstraße, sie mussten also einen kleinen Umweg machen. Der Wagen mit der Nummer 123
     folgte ihnen fast unverhohlen, und Julia ertappte sich dabei, dass sie froh war über diese Gesellschaft.
    »Ja, ich bins. Das Ganze fällt aus. Ich fahre zurück ins Krankenhaus. Ja, es muss sein. Was, bist du jetzt total verrückt?
     Ich weiß nicht. Ich darf nicht lange sprechen, das schadet mir. Jedenfalls – ich wollte dir nur Bescheid sagen.«
    Auf der restlichen Fahrt schwiegen sie. Angela lehnte sich gegen die Kopfstütze und schien einzuschlafen. Julia rekapitulierte
     im Stillen, ohne es zu wollen: Also, schuld an allem ist ein Mann namens Stas Gerassimow. Er wollte was von dir, du hast ihn
     abgewiesen, und aus verletztem Stolz verbreitete er das Gerücht, das Ganze sei umgekehrtgewesen. Du hast einen geheimnisvollen Freund, der dir riesige Smaragde geschenkt hat. Er ist reich und großzügig, aber außerdem
     ein tschetschenischer Terrorist. Und er hat noch einen kleinen Fehler: Er ist wahnsinnig eifersüchtig. Als die verleumderischen
     Gerüchte ihn erreichten, geriet er in Wut und verprügelte dich brutal, und deinen kleinen Hund, der dabei unerträglich winselte,
     erschlug er einfach. Später tat ihm das Ganze leid, und nun bezahlt er deine Behandlung. Ihr habt euch wieder versöhnt. Du
     willst ihn nicht der Miliz ausliefern und hast dir deshalb die Geschichte mit dem nächtlichen Überfall ausgedacht. Eben hast
     du ihn angerufen. Ihr wolltet euch bei dir zu Hause treffen, und das sollte niemand wissen. Als ich dich das erste Mal nach
     Hause gefahren habe, hast du auch mit ihm gesprochen und nicht mit Gena. Und der nächtliche Anrufer bei mir war er, er hat
     die dumme Angewohnheit, jeden Bereich zu kontrollieren, in den er Geld investiert. Mit anderen Worten: Ich werde von einem
     tschetschenischen Terroristen überwacht?
    Ganz in Gedanken, hätte Julia an der Kreuzung beinahe einen Laternenpfahl gerammt.
    Der dunkelblaue Wagen hupte vorwurfsvoll. Angela schlief seelenruhig und schniefte leise.
    Und weiter?, fragte sich Julia, als sie auf den Klinikparkplatz fuhr. Der Terrorist hat die Wahrheit erfahren und macht nun
     Jagd auf den bösen Verleumder? Und der, nicht dumm, wendet sich an den FSB und bekommt aus gerade greifbarem Material einen
     Doppelgänger gebastelt? Wer ist dieser Stas Gerassimow? Womit hat er diese rührende Fürsorge von Oberst Raiski verdient? Oder
     geht es um Geld? Zahlt er so großzügig für seine Sicherheit? Aber wie reich und wichtig er auch sein mag, er ist nicht der
     liebe Gott. Raiski will den Tschetschenen, das ist es. Und Gerassimow ist offensichtlich schwach, unzuverlässig und unberechenbarund darum als Köder ungeeignet. Also hat Raiski beschlossen, Sergej zu benutzen. Der ist Soldat. Hat womöglich in Tschetschenien
     gekämpft, kennt den Terroristen und hat vielleicht eine eigene Rechnung mit ihm offen. Aber warum dann die Geheimniskrämerei?
     Warum konnte man Sergej nicht reinen Wein einschenken? Und warum ist der Tschetschene so schwer zu fassen, wenn Angela seelenruhig
     seine Nummer wählt, mit ihm telefoniert und sich in ihrer Wohnung mit ihm treffen wollte?
    Wie Julia vermutet hatte, war bei Angela alles in Ordnung. Während sie den Verband abnahm und die Nähte untersuchte, schwiegen
     sie beide. Als Julia zur Tür ging und Angela eine gute Nacht wünschte, stöhnte diese klagend.
    »Kommen Sie bitte her.«
    Julia ging zum Bett zurück, beugte sich über Angela, die flüsterte: »Was ich im Auto geschrien hab, das ist alles Quatsch.
     Vergessen Sies.«
    »Du hast nicht geschrien. Du warst bloß erschrocken, weil ich beinahe einen Hund überfahren hätte. Das ist schließlich ganz
    

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