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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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aber die Leute reden immer noch darüber.«
    Ich wandte mich zu ihr um. »Feuer?« Meine Haut begann zu kribbeln.
    »Es hat hier mal gebrannt«, erklärte sie. »Man kann es heute noch sehen. Ein ganzes Klassenzimmer ist völlig zerstört worden, außerdem der halbe Computerbereich.«
    Sie deutete zu einem flachen Ziegelbau auf der anderen Seite des Hofs, der neuer aussah als der Rest der Schule.
    »Du meine Güte«, sagte ich. Mir wurde erst heiß, dann kalt.
    »Wie ist das passiert?«
    »Das wurde nie so ganz geklärt. Wahrscheinlich zündelnde Kinder. Schrecklich, was ihnen heutzutage so alles einfällt. Da kommt ja Ellie.« Sie winkte einem hoch aufgeschossenen Mädchen mit Zöpfen, das auf uns zusteuerte.
    »Der Schuldige wurde also nicht gefasst?«
    Aber sie waren schon am Einsteigen. »Einen guten Umzug!«, rief mir die eine noch zu. »Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder, falls Sie sich für die Schule entscheiden.«
    Ich setzte mich wieder in meinen Lieferwagen und schob mir ein weiteres Pfefferminzbonbon in den Mund. Nachdenklich lutschte ich daran herum, bis es in zwei Hälften zerbrach und sich schließlich ganz auflöste. Dann ließ ich den Wagen an, blieb aber bei laufendem Motor noch eine Weile sitzen und starrte zu dem neuen Klassenzimmer hinüber. Vor meinem geistigen Auge sah ich orangefarbene Flammen emporlodern.
    Simon Rees’ Rache. Ich schauderte trotz der Wärme. Es war wie ein Zeichen, das ich inzwischen genau verstand. Als hätte er ein Graffiti an die Wand gesprüht: Brendan war hier.

    34. KAPITEL
    Don war in vielerlei Hinsicht sein eigener schlimmster Feind. Er rauchte zu viel, schlief unregelmäßig und wirkte zerstreut. Ich gelangte zwar immer mehr zu der Überzeugung, dass Letzteres oft täuschte, aber manchmal stimmte es tatsächlich. Als ich gerade den Boden versiegelte, kam er mit zwei Tassen herein, und ich konnte gerade noch verhindern, dass er größeren Schaden anrichtete. Ich folgte ihm auf den Gang hinaus, wo er mir eine Tasse reichte und laut darüber nachzudenken begann, was in seiner Wohnung noch alles getan werden müsste. Ob ich nicht auch fände, dass die Fensterstöcke schon ein wenig ramponiert aussähen. (Ja, das fand ich auch.) Und ob man gegen die Risse in der Wohnzimmertür etwas tun könne. (Ja, wenn Geld kein Thema war.) Ich atmete den Duft des starken schwarzen Kaffees ein, um den harzigen Geruch des Bodenlacks aus der Nase zu bekommen.
    »Was Sie da gerade machen, ist ziemlich gefährlich«, erklärte ich. »Auf diese Weise können die Kosten in Schwindel erregende Höhen schießen.«
    »Ja, das habe ich auch schon gehört«, antwortete Don.
    »Das Problem ist, dass einem viele Ideen erst kommen, wenn die Arbeit bereits im Gange ist. Geht Ihnen das nicht auch so?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Da könnte man endlos weitermachen«, entgegnete ich.
    »Es lässt sich immer etwas zum Reparieren oder Renovieren finden. Ich schätze es, wenn ein Auftrag abgeschlossen ist.«
    »Sie wollen nicht mehr Arbeit?«
    »Komisch, dass Sie das sagen«, antwortete ich. »Ich habe nämlich das Gefühl, dass ich hier nicht die Einzige bin, die arbeiten sollte. Was ist mit Ihnen?«

    Dons Blick wirkte plötzlich listig.
    »Was das betrifft, habe ich ein kleines Problem«, sagte er.
    »Ich leide nämlich am Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.«
    »Ist das eine richtige Krankheit?«
    »Eher eine Ausrede mit einem langen Namen. Heute ist der Tag, an dem ich zu Hause arbeite.«
    »Zählt das als Arbeit?«
    »Ich brauche zwischendrin einen gewissen Leerlauf. Zum Nachdenken, Schreiben und Planen.«
    »Was machen Sie die restliche Zeit?«
    »Ein bisschen Unterrichten, Termine mit Patienten, allen möglichen anderen Kram.«
    »Dafür sehen Sie eigentlich noch zu jung aus«, stellte ich fest.
    »Sie meinen, zu unreif?«
    »Nehmen Sie es als Kompliment«, erwiderte ich. »Ich wollte damit bloß sagen, dass ich beeindruckt bin.«
    »Ich finde es viel beeindruckender, wenn man so was kann wie Sie.«
    »Das ist nur halb so toll, wie Sie glauben. Erinnern Sie sich übrigens an den Typen, von dem ich Ihnen erzählt habe, diesen Brendan?«
    »Ja.«
    »Ich habe seine Schwester aufgespürt. Sie lebt in einer Sozialwohnung in Chelmsford.«
    »Sie waren bei ihr?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Da mir darauf keine kurze Antwort einfiel, berichtete ich ihm genau, was ich getan hatte, ebenso, dass Brendan in Wirklichkeit Simon hieß und was er an seiner Schule geliefert hatte.

    »Ist das nicht beängstigend?«,

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