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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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das Problem?«
    »Na ja, zum Beispiel hat er mir gegenüber so eine Bemerkung gemacht, nachdem sie uns über ihre Hochzeitspläne informiert hatten.«
    »Was für eine Bemerkung?«
    »Es war ziemlich pervers. Er hat gesagt …« Abrupt brach ich ab. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Schlagartig begann ich zu schwitzen. »Er hat etwas total Widerliches gesagt.«
    »Was denn? Erzähl!« Nur Tony schien sich der Peinlichkeit der Situation nicht bewusst zu sein. Laura starrte mich verlegen an, Nick fingerte an seinem Bierdeckel herum.
    »Es war etwas ganz Blödes. Ich weiß gar nicht, warum ich es erwähnt habe.«
    »Nun komm schon, Miranda. Sonst bin ich gezwungen, meine Phantasie spielen zu lassen.«
    »Ich möchte es nicht sagen.« Wie prüde das klang! »Lassen wir das Thema.«
    »Du hast selbst damit angefangen.«
    »Ich weiß. Das war ein Fehler. Es handelt sich nur um blöden Familienkram.«
    »Meintest du widerlich im Sinn von sexuell anzüglich?«
    Tony konnte es einfach nicht lassen.
    »Er hat bloß gesagt …« Ich zögerte einen Moment. »Er hat gesagt, ich hätte einen schönen Mund.«
    »Oh.« Nick schob sich eine weitere Hand voll Chips in den Mund. Tony starrte mich überrascht an. »Aber das ist doch nicht so schlimm, oder?«

    »Nein«, antwortete ich kläglich. »Lasst uns nicht mehr darüber reden. Vergesst es einfach.«

    »Vor mir gab es also diesen Brendan.«
    »Ja. Eigentlich waren wir gar nicht richtig zusammen. Es dauerte bloß zwei Wochen oder so. Ich bin da irgendwie reingerutscht. Das Ganze war ein Fehler. Nicht mal ein wichtiger Fehler, bloß ein ganz kleiner, unwichtiger. Das Seltsame an der Sache ist nur, dass er auf diese Weise wieder aufgetaucht ist …« Warum um alles in der Welt sprachen wir im Bett über Brendan? »Wer war denn meine Vorgängerin?«, wechselte ich das Thema.
    »Eine Frau namens Frieda, aber das ist schon eine ganze Weile her …«
    Auf diese Weise bewegten wir uns in weniger gefährliche Gewässer, erzählten einander von unseren früheren Liebschaften, verrieten einander unsere Geheimnisse, wie es die meisten frisch gebackenen Liebespaare tun: Der hat mich vergöttert, der hat mir gar nichts bedeutet, der hat mir das Herz gebrochen … Ich hatte im Radio mal eine Diskussion gehört, bei der jemand sagte, man könne sich nur drei- oder viermal im Leben richtig verlieben. Während ich so in Nicks Armen lag, fragte ich mich, wie oft ich mich eigentlich schon verliebt hatte.
    War das, was ich jetzt empfand, Liebe? Woran erkennt man, dass man verliebt ist?
    Ein paar Tage später standen sie unangemeldet bei mir vor der Tür. Ich hatte mal wieder einen schweißtreibenden Tag auf einer Leiter hinter mir und war gerade völlig erledigt in ein heißes Bad gestiegen. Fluchend schlüpfte ich in einen alten Bademantel und ging an die Tür. Nasskalte Abendluft schlug mir entgegen.
    Kerry lächelte etwas verkniffen, Brendan schwenkte einen Strauß Blumen.
    »Kommen wir ungelegen?«

    »Ich war gerade in die Wanne gestiegen.« Ich zog meinen Bademantel fester zu und hielt ihn oben am Hals zusammen.
    »Wir können es uns ja gemütlich machen, während du weiterbadest«, meinte Brendan. »Nicht wahr, Kerry?«
    »Nein, schon in Ordnung. Kommt herein.«
    Widerwillig trat ich zur Seite, dann folgten sie mir ins Wohnzimmer. Kerry ließ sich auf dem Sofa nieder, aber Brendan baute sich mitten im Raum auf und blickte sich um, als wäre er der Wohnungseigentümer.
    »Du hast die Möbel umgestellt.«
    »Ein bisschen.«
    »Mir hat es vorher besser gefallen. Möchtest du die Blumen nicht ins Wasser stellen?«
    »Ja. Danke.« Am liebsten hätte ich sie in meinen überquellenden Mülleimer gestopft.
    »Hast du schon gegessen?«, fragte er, als wäre ich bei ihm hereingeschneit und nicht umgekehrt.
    »Nein, ich bin noch nicht hungrig. Ich werde mir später eine Kleinigkeit machen.« Ich holte tief Luft, dann fragte ich: »Wollt ihr einen Kaffee? Oder was Alkoholisches?«
    »Ein Glas Wein wäre nett«, antwortete er.
    Ich holte die Flasche aus dem Kühlschrank, die Nick beim letzten Mal mitgebracht hatte.
    »Soll ich sie für dich aufmachen?«, fragte Brendan.
    »Das kann ich sehr gut allein.«
    Mit einer theatralischen Geste hob er die Hände.
    »Entschuldige! Natürlich kannst du das, Mirrie. Ich wollte nur höflich sein.«
    Ich rammte den Flaschenöffner in den Korken und drehte ihn etwas schief nach unten. Als ich anzog, kam nur die Hälfte des Korkens heraus. Brendan sah mir

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