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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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von Leben zu führen, die ihm für sich vorschwebt.« Sie errötete. »Für uns«, fügte sie hinzu.
    »Aber bis er etwas gefunden hat, kann er erst mal keine großen Sprünge machen, und ihr seid auf das angewiesen, was deine Wohnung einbringt und was du selbst verdienst.«
    »Mum und Dad waren sehr großzügig.«
    »Ja?« Ich versuchte den Anflug von Groll zu unterdrücken, den ich verspürte, als ich das hörte. »Das hast du auch verdient.
    Aber verpulvere es nicht für dieses Haus.«

    Man muss in der Lage sein, sich Fehlendes vorzustellen und Vorhandenes wegzudenken, hinter die Dinge zu blicken und ihnen den eigenen Geschmack aufzupfropfen. Das dritte Haus war dreckig und roch nach Zigaretten und jahrelang geschlossenen Fenstern. Die Wände waren braun und fleckig oder mit Blumentapeten beklebt, die meisten Räume mit einem hässlichen lilafarbenen Teppich ausgelegt. Die Trennwand zwischen dem Wohnzimmer und dem Koch-/Essbereich musste herausgerissen werden, um im Erdgeschoss einen weiten, offenen Raum zu schaffen. Außerdem musste der Rigips vom Kamin geklopft werden.
    »Man könnte die Küche mit einem großen Sonnendach überspannen, das Ganze vielleicht sogar zu einem Wintergarten erweitern. Das hätte einen phantastischen Effekt.«
    »Meinst du?«

    »Mit diesem Garten schon. Der ist ja fast zwanzig Meter lang.«
    »Das ist groß für London, stimmt’s? Aber er besteht bloß aus Unkraut.«
    »Stell dir vor, was man daraus machen könnte!«
    »Hast du gesehen, in welchem Zustand die Küche ist?«
    »Er hat jahrelang hier gelebt, ohne sich um irgendwas zu kümmern. Aber das ist gleichzeitig das Schöne daran – du kannst daraus machen, was immer du willst.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass wir für den Preis ein so großes Haus kriegen könnten. Und all die Simse und Stuckleisten …
    und richtige Erkerfenster!«
    »Soweit ich es auf die Schnelle beurteilen konnte, scheint die Bausubstanz ganz in Ordnung zu sein. Ich werde dir helfen, es zu renovieren.«
    »Wirklich? Das würdest du tun?«
    »Natürlich.«
    »Und du meinst, es ist das Richtige für uns?«
    »Die Entscheidung liegt bei dir. Du musst es wollen, und was ich meine, spielt keine Rolle. Aber man könnte wirklich etwas Tolles daraus machen.«
    Kerry drückte meinen Arm. »Ich kann es kaum erwarten, Brendan davon zu erzählen.«
    Ich hörte meinen Anrufbeantworter ab.
    »Hallo, Mirrie. Wie ich höre, hast du gerade unser neues Zuhause für uns ausgesucht. Das ist sehr lieb von dir. Aber auch ein bisschen seltsam, nicht wahr? Ich schätze, daran müssen wir uns erst noch gewöhnen.«
    Ich drückte auf Löschen. Meine Hände zitterten.

    Tony, Laura, Nick und ich besuchten gemeinsam ein Pub.

    Inzwischen waren wir in die Phase eingetreten, in der man als Paar mit anderen Paaren ausging. Alle waren sehr nett zueinander, bemüht, gut miteinander auszukommen. Zuerst gab Nick eine Runde aus, dann Laura, und dann, als alles gerade so gut lief, ertappte ich mich dabei, dass ich schon wieder über Brendan sprach.
    »Eigentlich sollte ich mich ja freuen«, sagte ich. »Immerhin schwebt Kerry im siebten Himmel.«
    »Um wen geht es?«, fragte Nick in liebenswürdigem Ton, während er sich nebenbei ein paar Chips in den Mund schob.
    »Brendan. Kerrys Freund«, antwortete ich. »Ihren Verlobten, um genau zu sein. Die beiden kennen sich erst ein paar Wochen, sind aber schon verlobt.«
    »Wie romantisch.«
    »Daneben sehen Laura und ich ziemlich spießig und langweilig aus«, bemerkte Tony grinsend, was ihm einen wütenden Blick von Laura einbrachte, den er geflissentlich übersah.
    »Aber irgendwas stimmt mit ihm einfach nicht«, fuhr ich fort.
    »Ich bekomme in seiner Gegenwart jedes Mal eine Gänsehaut.«
    »Zum Glück brauchst du ihn ja nicht zu heiraten.«
    »Warst du nicht auch kurz mit ihm zusammen?«, fragte Tony.
    Laura bedachte ihn mit einem weiteren vernichtenden Blick. Ich bin mir nicht sicher, ob sie ihm unter dem Tisch nicht sogar einen Tritt versetzte.
    »Nicht wirklich«, antwortete ich.
    »Wie ist man denn ›nicht wirklich‹ mit jemandem zusammen?«
    »Nicht lange, wollte ich sagen. Es war überhaupt nicht der Rede wert.« Mir war klar, dass es besser gewesen wäre, das Thema zu wechseln, konnte es aber aus irgendeinem Grund nicht. »Ich habe mit ihm Schluss gemacht«, fuhr ich fort. »Es war andersherum, als er es allen erzählt.«
    Nick starrte mich verwirrt an und machte Anstalten, etwas zu sagen, aber Tony kam ihm zuvor.
    »Wo liegt dann

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