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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Gesichtsausdruck zu konzentrieren. Die Vorstellung, in meinem Bett zu liegen und zu wissen, dass Brendan ein paar Meter von mir entfernt mit meiner Schwester auf dem Sofa lag, war mir unerträglich. Morgens aufzustehen und ihn am Küchentisch sitzen zu sehen, als gehörte er dorthin. Ihm auf dem Weg ins Bad über den Weg zu laufen … Aber vielleicht konnte ich ein, zwei Nächte bei Nick bleiben oder sogar bei Laura.
    Eventuell übers Wochenende irgendwohin fahren. Egal, wohin.
    »Na schön«, sagte ich. »Eine Woche.«
    Kerry nahm meine Hand, und Brendan kam mit ausgestreckten Armen auf mich zu. Wenn er mich jetzt berührte, würde ich laut schreien, mich übergeben, gewalttätig werden. Ich flüchtete in Richtung Bad.
    »Ich werde jetzt mein unterbrochenes Bad fortsetzen«, erklärte ich. »Ihr könnt gerne in Ruhe euren Wein austrinken.«
    Das Wasser war inzwischen lauwarm, aber ich ließ mich trotzdem wieder hineinsinken, schloss die Augen und tauchte unter, bis mein wild schlagendes Herz sich einigermaßen beruhigt hatte. Als ich hochkam, um Luft zu holen, hörte ich es an der Tür klopfen. Brendan rief meinen Namen.
    »Was ist?«
    »Telefon für dich. Ich bin rangegangen. Ich hoffe, das war in Ordnung.«
    »Wer ist es?«, fragte ich, während ich bereits nach einem Handtuch griff.
    »Jemand namens Nick«, antwortet Brendan. »Er schien ein bisschen überrascht, mich an der Strippe zu haben.«
    Nachdem ich erneut in meinen Bademantel geschlüpft war, riss ich wütend die Tür auf und marschierte ins Wohnzimmer. »Ich nehme das Gespräch im Schlafzimmer an. Du kannst auflegen.«
    »Ist das dein neuer Freund?« Obwohl ich ihm darauf keine Antwort gab, legte er den Arm um Kerry, zog sie an sich und sagte: »Das sind ja wundervolle Neuigkeiten, Mirrie. Wir freuen uns so für dich!«
    Ich knallte demonstrativ die Schlafzimmertür hinter mir zu und griff nach dem Hörer.
    »Nick?«
    »Ich wollte nur deine Stimme hören. Wie geht es dir?«
    »Jetzt, wo ich mit dir rede, gleich viel besser.«
    Plötzlich hörte ich ein Atemgeräusch. Da war noch jemand in der Leitung. Ich wartete, bis es leise Klick machte. Kurz darauf hörte ich, wie die Wohnungstür ins Schloss fiel.

    9. KAPITEL
    Ich beugte mich über mein Currygericht und räusperte mich.
    »Ich möchte dir etwas sagen. Nichts Schlimmes«, fügte ich hinzu, als ich sein erschrockenes Gesicht sah. »Ich hatte nur das Gefühl, dass an dem Abend mit Laura und Tony ein paar Sachen missverständlich gewesen sein könnten.«
    »Kein Grund, sich deswegen graue Haare wachsen zu lassen«, antwortete Nick.
    »Ich weiß. Aber ich habe nachgedacht. Ich möchte ganz offen zu dir sein.«
    »Warst du das denn bisher nicht?«
    »Doch, aber beim letzten Mal habe ich es so wirr erzählt, dass es am Ende ganz falsch rüberkam. Deswegen würde ich dir das Ganze gern noch mal erklären. Es ist im Grunde ganz einfach.«
    Ich nahm einen Schluck Wein und schilderte kurz, was mit Brendan, Kerry und meiner Familie passiert war.
    »Nun weißt du Bescheid«, sagte ich schließlich. »Er war jemand, für den ich nicht besonders viel empfand, ganz abgesehen davon, dass ich ihn am Ende für einen ziemlichen Mistkerl hielt. Aber jetzt ist er mit meiner Schwester zusammen, und alle sind ganz begeistert, weil sie glücklicher zu sein scheint als je zuvor, und deswegen …«
    »Deswegen fragst du dich vielleicht, ob du einen Fehler begangen hast.«
    »Wie meinst du das?«
    »Als du mit ihm Schluss gemacht hast.«
    Ich zog eine Grimasse.
    »O Gott, nicht für den Bruchteil einer Sekunde. Ich bin davon ausgegangen, dass ich ihn nie wieder zu Gesicht bekommen würde, und nun gehört er sozusagen zum Mobiliar.«
    Nick nahm sich ein Stück von dem Tandoori-Huhn und aß es bedächtig.
    »Warum hast du überhaupt etwas mit ihm angefangen, wenn er so ein Mistkerl ist?«, fragte er schließlich.
    »Wir haben uns doch bloß ein paarmal gesehen. Dann habe ich das Ganze beendet.«
    »Für mich ist es eine seltsame Vorstellung, dass du mit so jemandem zusammen warst.«
    »Hattest du noch nie etwas mit einer Frau, die dir dann doch nicht so sympathisch war?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Nick nachdenklich.
    »Du hast dich nie von einer angezogen gefühlt und dann später festgestellt, dass es bloß ein Strohfeuer war?«
    »Ich frage mich gerade, zu welchem Ergebnis du kommen wirst, wenn du mich besser kennst.«
    »Ich glaube, das weiß ich schon«, antwortete ich. »Und genau deswegen liegt mir so viel daran,

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