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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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es passiert ein Unglück. Wenn ich bleibe, ersteche ich ihn mit einem Küchenmesser, oder ich schütte ihm kochendes …«

    »Verstehe«, unterbrach mich Laura.
    »Ich weiß, dass es verrückt klingt.«
    »Ein bisschen. Für wie lange?«
    »Bloß ein paar Tage.« Ich schluckte. Eine junge Frau mit rasiertem Schädel trat zu mir, hob die zwei Tassen hoch, wischte mit einem Lappen über die Tischplatte, stellte die Tassen wieder ab. »Hoffe ich zumindest. Ich habe keine Ahnung. Ein paar Tage, schätze ich, höchstens eine Woche, länger bestimmt nicht.« Das hatten Brendan und Kerry am Anfang auch gesagt.
    Nun füllte sich meine Wohnung mit ihrem ganzen Zeug, und statt dass sie wieder gingen, ging ich. Ich spürte, wie Zorn in mir aufstieg. Am liebsten hätte ich vor Wut geschrien. »Glaubst du, Tony ist damit einverstanden?«
    »Der wird überhaupt nicht gefragt«, antwortete Laura trotzig.
    »Natürlich kannst du kommen. Morgen, sagst du?«
    »Wenn es dir recht ist.«
    »Klar. Du würdest dasselbe doch auch für mich tun.«
    »Ja, so ist es«, antwortete ich mit Nachdruck. »Und ich werde dich auch ganz bestimmt nicht stören. Oder Tony.«
    »Das klingt alles ein bisschen drastisch, Miranda.«
    »Es ist wie eine Allergie«, erklärte ich. »Ich kann den Typen einfach nicht ertragen.«
    »Hmmm«, sagte Laura.
    Ich wollte keine dritte Tasse Kaffee, aber es war noch zu früh, um wieder nach Hause zu gehen. Ein Stück die Straße hinauf gab es einen Bagel-Laden, der rund um die Uhr geöffnet hatte.
    Dort kaufte ich mir einen Bagel, gefüllt mit Räucherlachs und Frischkäse. Er war noch warm, und ich aß ihn gleich auf dem Gehsteig, während sich die Leute an mir vorbeischoben. Es war Sonntagabend, die meisten befanden sich wahrscheinlich auf dem Weg nach Hause, wo vielleicht schon ein köstliches Essen auf sie wartete, ein heißes Bad, ihr eigenes Bett.

    »Ich dachte, es wäre besser so«, sagte ich zu Brendan und Kerry. »Ihr beide müsst doch auch mal allein sein.«
    Kerry setzte sich an den Küchentisch, stützte das Kinn in die Hände und starrte mich an. Sie wirkte nicht mehr so glücklich wie am Anfang. Ihr Gesicht hatte einen leicht verkniffenen, kummervollen Ausdruck, fast wie früher, bevor Brendan ihr das Gefühl gab, geliebt zu werden.
    »Das geht doch nicht, Miranda«, sagte sie. »Verstehst du das denn nicht? Wir können nicht zulassen, dass du unsretwegen deine eigene Wohnung verlässt.«
    »Ich habe es mit Laura schon so vereinbart.«
    »Wenn es Miranda so lieber ist«, meinte Brendan in sanftem Ton.
    »Ist es so schrecklich für dich, uns hier zu haben?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur, es wäre die naheliegendste Lösung.«
    »Tu, was du für richtig hältst«, sagte sie. »Das tust du ja sowieso immer.« Mit diesen Worten stand sie auf und stürmte aus dem Raum. Sie knallte die Wohnungstür hinter sich zu, und kurz darauf hörten wir die Haustür zufallen.
    »Was versprichst du dir davon?«, fragte Brendan in beängstigend liebenswürdigem Ton. Er trat zu mir und baute sich vor mir auf.
    »Wie meinst du das?«
    »Du kapierst es nicht, oder?«, fuhr er fort. »Du kannst nicht gewinnen. Schau her.« Er griff nach einem Glas, das noch halb voll Saft war und schlug es so hart auf die Tischplatte, dass es zerbrach und der Saft über den ganzen Tisch spritzte. Ein Teil der Scherben landete auf dem Boden.
    »Mist!«, schimpfte ich. »Was soll das?«
    »Schau her«, sagte er noch einmal, während er sich setzte, ein paar von den Scherben auf seine Handfläche legte und dann die Hand zur Faust ballte. »Ich gewinne immer. Ich kann Dinge ertragen, die du nicht ertragen kannst.«
    »Was zum Teufel …?«
    »Hmm?« Er lächelte mich an, auch wenn er mittlerweile ziemlich blass wirkte.
    »Du bist doch verrückt! Lieber Himmel!«
    Ich griff nach seiner Faust und versuchte, seine Finger auseinander zu ziehen, zwischen denen bereits Blut hervorquoll.
    »Ich höre erst auf, wenn du mich darum bittest«, erklärte er.
    »Du bist doch verrückt!«
    »Sag bitte.«
    Ich starrte auf das Blut, das aus seiner Hand quoll. Unten war die Haustür zu hören, dann Kerrys Schritte auf der Treppe. Sie kam herein und begann sich dafür zu entschuldigen, dass sie einfach so hinausgestürmt war, brach dann aber mitten im Satz ab und fing laut zu schreien an. Brendan lächelte mich immer noch an. »Hör auf«, sagte ich.
    »Bitte!«
    Er öffnete seine Hand und ließ die Scherben auf den Tisch fallen. Seine Hand blutete

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