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Der falsche Freund

Titel: Der falsche Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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könnt.«
    »Die Maklerfirma wollte uns verarschen«, erklärte Brendan.
    »Inwiefern?«
    »Ich glaube nicht, dass dich die Details interessieren.«
    »Doch.«
    »Fakt ist, dass wir ausgestiegen sind.«
    »Du bist ausgestiegen«, sagte Kerry mit plötzlicher Schärfe.
    »Wie auch immer.« Er wischte ihre Bemerkung beiseite, als handelte es sich dabei ebenfalls um ein unwichtiges Detail. »Ich fürchte, wir werden deine Gastfreundschaft noch ein bisschen länger in Anspruch nehmen müssen.«

    »Aus welchem Grund seid ihr ausgestiegen?«, hakte ich nach.
    »Da sind eine Menge Dinge zusammengekommen.«
    »Miranda? Ist das für dich in Ordnung?«, fragte Kerry.
    »Das Ganze ist uns sehr unangenehm. Wir suchen verzweifelt nach irgendeiner Übergangslösung.«
    »Lass dir deswegen keine grauen Haare wachsen«, antwortete ich müde.
    Den Rest des Abends war ich ziemlich still. Das Essen schmeckte für mich plötzlich wie Tapetenkleister. Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle übergeben. Kerry nötigte mich zu einer zweiten Portion. Als Dessert hatte sie gefrorene Zitronen-Meringue besorgt. Nachdem ich auch davon ein kleines Stück gegessen hatte, fragte ich die beiden, ob sie mir böse wären, wenn ich gleich ins Bett ginge. Ich behauptete, starke Kopfschmerzen zu haben.
    Sobald ich in meinem Zimmer war, riss ich die Fenster auf und atmete ein paarmal tief durch, als wäre die Luft im Raum verseucht. Ich hatte eine schreckliche Nacht. Lange Zeit lag ich wach und überlegte, wie es nun weitergehen sollte. Dabei kamen mir eine Menge verrückte Ideen. Ich konnte beispielsweise Nick heiraten. Gegen drei Uhr morgens begann ich ernsthaft über eine Auswanderung nachzudenken und im Geist eine Liste der infrage kommenden Länder zusammenzustellen. Das entscheidende Kriterium war, wie weit sie von Nord-London entfernt waren. Neuseeland fand ich besonders verlockend. Aus diesen Überlegungen glitt ich in einen Traum hinüber: Ich war im Begriff, irgendwohin abzureisen, und musste einen Zug erwischen, hatte aber so viel zu packen, dass ich nie aus meinem Zimmer herauskam. Dann war der Traum plötzlich zu Ende, und ich starrte wieder in die mich umgebende Dunkelheit. Einen Moment lang fragte ich mich, was mich wohl aufgeweckt hatte, dann schrie ich erschrocken auf. Im Halbdunkel stand eine Gestalt. Trotz meines umnebelten Zustands überriss ich relativ schnell, dass es Brendan war, der da auf mich herunterstarrte.
    Ich schaltete das Licht an.
    »Was zum Teufel …?«
    »Schhh!«
    »Von wegen ›schhh‹!«, zischte ich, geschockt und wütend.
    »Was hast du in meinem Zimmer zu suchen?«
    »Ich, ähm … ich wollte mir was zu lesen holen.«
    »Verschwinde, sofort!«
    Statt meiner Aufforderung nachzukommen, ließ er sich auf der Bettkante nieder und legte doch tatsächlich seine Hand über meinen Mund. Dann beugte er sich über mich und flüsterte:
    »Bitte nicht schreien. Sonst weckst du womöglich Kerry auf. Sie könnte falsche Schlüsse ziehen.«
    Ich schob seine Hand weg.
    »Das ist ja wohl nicht mein Problem.«
    »Wenn du dich da bloß nicht täuschst.« Er lächelte mich an und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass er das alles als eine Art Spiel betrachtete.
    Ich zog mir die Bettdecke über die Schultern und zwang mich, ruhig und sachlich zu sprechen.
    »Brendan, das kann so nicht weitergehen.«
    »Du meinst, das mit dir und mir?«
    »Zwischen uns beiden ist nichts.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Erinnerst du dich, als wir das zweite Mal miteinander geschlafen haben, Miranda? Ich hatte mich schneller ausgezogen als du und lag schon im Bett. In diesem Bett. Ich lag da, wo du jetzt liegst, und habe dir zugesehen. Bevor du deinen BH ausgezogen hast, hast du dich ein bisschen von mir abgewandt, als wolltest du noch nicht, dass ich dich nackt sehe, obwohl du ja im Begriff warst, mit mir ins Bett zu gehen. Als du dich dann wieder zu mir gedreht hast, lag auf deinem Gesicht ein seltsames kleines Lächeln. Ich fand es sehr schön und fragte mich, ob es vor mir wohl schon mal jemandem aufgefallen war.
    Weißt du, ich achte auf solche Dinge, und merke sie mir.« Trotz meiner Verwirrung und Wut, meiner Verzweiflung und Frustration war ich in dem Moment in der Lage, die Situation mit kalter Logik zu analysieren. Wäre ich in Brendan verliebt gewesen, hätte ich das alles unglaublich lieb und schön gefunden. Da dies aber nicht der Fall war, empfand ich es als derart abstoßend, dass mir

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