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Der falsche Graf

Der falsche Graf

Titel: Der falsche Graf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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ein Zauberkünstler sollte das Publikum in Staunen versetzen und ein Flamencopaar würde der bayrischen Nacht einen Hauch spanisches Ambiente verleihen.
    Im Foyer traf sie auf Graf von Auerbach-Steinfeldt. Conny grüßte ihn freundlich und wollte schon weitergehen, aber sie blieb doch kurz stehen.
    "Oh, Herr Graf, haben Sie zufällig meine Schwester gesehen?"
    Klaus-Peter schüttelte bedauernd den Kopf. "Nein, tut mir Leid, wir sind uns nicht begegnet."
    "Sie wollte nach Füssen..." Nachdenklich zog Conny die Unterlippe zwischen die Zähne.
    "Ich habe den ganzen Vormittag im Wellnessbereich zugebracht und heute Nachmittag habe ich endlich das Schloss Neuschwanstein besichtigt. Ich komme gerade erst zurück."
    "Ach, so!" Conny winkte ab. "Dann vergessen Sie meine Frage."
    Tante Miene runzelte grüblerisch die Stirn. Sie stand an der Rezeption, ein Tellerchen Labskaus in der Hand, das sie Sonja Tewes übergeben wollte. Die Gute hatte einmal aus reiner Höflichkeit behauptet, dass ihr das Zeug gut schmecken würde, seitdem bedachte Miene sie jedes Mal mit einer Kostprobe. Sonja war die Einzige, alle anderen hatten rundweg erklärt, dass es das Scheußlichste war, das sie jemals zu sich genommen hatten. An ihnen gingen alle späteren Muster vorüber, was beweist, dass gute Erziehung manchmal äußerst hinderlich sein kann.
    "Frau Pahlke?" Sonja stand schon eine ganze Weile hinter ihrem Empfangstresen und wartete darauf, dass sich Tante Mienes Interesse wieder ihr zuwandte. "Kann ich etwas für Sie tun?"
    "Äh - ?" Die Angesprochene fuhr herum. Der Ausdruck ihrer grauen Augen zeigte Verständnislosigkeit, so als wüsste die alte Dame gar nicht, was sie hier unten in der Lounge suchte. Dann fiel ihr Blick auf den Teller. "Ah, so, ja." Sie stellte ihn vor Sonja ab. "Hier, meine Liebe, echter Hamburger Labskaus, den mögen Sie doch so."
    Hastig schluckte Sonja ihren Mageninhalt zurück, der sich beim Anblick des Gemischs auf den Weg ans Tageslicht begeben wollte. "Danke", würgte sie heraus, lächelnd, was ihr hoch anzurechnen war. "Ich werde – es nachher – essen."
    "Guten Appetit." Tante Mienes Aufmerksamkeit war schon wieder abgelenkt. Tief in Gedanken spazierte sie davon, während Sonja den Teller mitsamt Labskaus in einer der Schubladen verschwinden ließ.

17. Kapitel
    Eine kühle Brise wehte vom See her über die Terrasse. Nach der Hitze des Tages fröstelte es Conny ein wenig. Sie zog die Schultern hoch und stand auf. "Ich hole mir schnell eine Jacke."
    Ehe Simon ihr sein Jackett anbieten konnte, war sie schon losgelaufen und mit dem Lift in den zweiten Stock gefahren. Fröhlich vor sich hinsummend betrat sie kurz darauf ihr Zimmer. Die Strickjacke lag über dem Fußende des Bettes. Conny warf sie sich über den Arm und wollte wieder hinauslaufen, aber da fiel ihr Blick auf einen weißen Umschlag, der mitten auf dem Teppich lag. Sie musste ihn beim Öffnen der Tür in den Raum geschoben haben. Erstaunt bückte sie sich und betrachtete das Kuvert. Es zeigte weder eine Anschrift noch einen Absender. Schlicht weiß und irgendwie feindselig starrte es Conny an, die sich fragte, wer ihr das Ding unter die Tür geschoben haben mochte. Schließlich gab sie sich einen Ruck und schlitzte den Umschlag mit dem Zeigefinger auf. Ein Blatt Papier fiel ihr entgegen. Sie faltete es auseinander, staunend sah sie auf die wenigen gedruckten Zeilen.
    IHRE SCHWESTER IST IN UNSERER GEWALT. WENN SIE SIE LEBEND WIEDERSEHEN WOLLEN, DANN GEBEN SIE UNS WAS UNS GEHÖRT. SCHALTEN SIE KEINE POLIZEI EIN, WIR BEOBACHTEN SIE STÄNDIG. SOBALD DIE POLIZEI INS SPIEL KOMMT, STIRBT IHRE SCHWESTER.
    Connys Hand, die den Brief hielt begann zu zittern. Mit einem Aufschluchzen zerknüllte sie das Papier und sah gehetzt um sich. "
Wir beobachten Sie ständig"
, wo steckten SIE? Hatten sie irgendwo eine Minikamera installiert oder Mikrofone? Und wer waren "SIE"?
    Sie faltete den Brief wieder auseinander und strich ihn glatt. Danach starrte Conny so lange darauf, bis die Buchstaben vor ihren Augen zu tanzen begannen. Simon! Der Gedanke schoss ihr urplötzlich in den Kopf. Sie klammerte sich daran wie eine Ertrinkende an einen Strohhalm. Er würde wissen, was sie tun sollte. Sie rannte aus dem Zimmer, vorbei an einem Stubenmädchen, das gerade fröhlich summend seinen Wagen durch den Flur schob und hastete immer zwei Stufen überspringend die Treppe hinunter, weil sie zu ungeduldig war, auf den Lift zu warten. Simon sah sie verwundert an, als sie keuchend,

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