Der falsche Graf
seinem Körper, lustvoll den süßen Qualen preisgegeben, die er sich für sie ausdachte und sie in immer wildere Leidenschaft und immer brennenderes Verlangen versetzten.
Das Tosen des Wasserfalls vermischte sich mit dem Rauschen ihres Blutes, das in ihren Ohren dröhnte. Conny vergaß alles um sich herum. Es gab nur noch Simon, sie und die herrlich brennenden, drängenden, süßen Gefühle, die seine Küsse und Liebkosungen in ihr weckten. Sie waren so köstlich, dass sie wünschte, er möge nie damit aufhören. Aber irgendwann hielten sie es beide nicht mehr aus. Ihre Körper fanden sich unter dem verschwiegenen Dach der Fichten in dem ewig gleichen, ewig wundervoll berauschenden Rhythmus der Liebe, deren Takt vom Grad ihrer Ekstase bestimmt wurde.
Atemlos und schwindelig vor Glück tauchten sie schließlich aus dem Meer ihrer Leidenschaft auf und sahen einander erstaunt an. Dann, zunächst schwach, danach aber umso intensiver wurden sie sich der veränderten Atmosphäre bewusst, die plötzlich um sie herum herrschte. Und sie vernahmen das typische Stimmengeräuschgewirr: "Hei, Hei, Sayonara...Klick, Klick, Klick" das nur eine japanische Reisegruppe zustande bringt.
Mit einem Satz waren Conny und Simon auf den Beinen, rafften ihre Kleider zusammen und flüchteten unter weiteren begeisterten Heiheis und Klickklicks ins nächstbeste Gebüsch.
16. Kapitel
Die Zutaten für das Labskaus standen fertig geputzt und geschnippelt im Kühlschrank. Wie immer fand Tante Miene auch diesmal bei den Vorbereitungen zu der Hamburger Delikatesse die notwendige Muße, um sich die ganzen Vorkommnisse der vergangenen Tage noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen und einen ersten Schlachtplan zu entwerfen. Gleich nachdem sie alles in Schüsselchen gefüllt und luftdicht verschlossen weggeräumt hatte, rief sie ihren Freund Ottokar an und bat ihn sie nach Füssen zu fahren. Es dauerte keine zehn Minuten da sah sie Ottokar schon über den Kiesweg zur Privatterrasse derer von Kronbergs eilen.
"Was ist es denn diesmal?", erkundigte er sich voller Tatendrang. Die Aussicht auf ein neues Abenteuer beflügelte ihn. "Ein Mord? Diebstahl, Betrug?"
"Mhmm, ich weiß es noch nicht so recht, mein Lieber", wich Miene aus. Sie hakte sich bei Ottokar ein. Gemeinsam gingen sie zu seinem uraltem Ford Taunus, der auf dem Parkplatz wartete. "Zuerst muss ich mal was herausfinden."
"Aha." Ottokar übte sich in Geduld, weil er wusste, dass es keinen Sinn hatte, weiter zu fragen. Miene würde erst mit ihren Neuigkeiten herausrücken, wenn sie Fakten parat hatte. "Und wohin in Füssen möchtest du, meine Liebe?"
"In die Stadtbibliothek."
Bereitwillig kutschierte Ottokar sie zu ihrem Ziel. Brav wartete er in einer Eisdiele, aber seine Geduld wurde auf keine allzu harte Probe gestellt. Schon eine halbe Stunde später kam Tante Miene über den Markplatz marschiert. Ihre Miene und Haltung verrieten, dass ihre Recherche erfolgreich verlaufen war.
"So, mein Guter, wir fahren gleich zum Schloss zurück." Sie nahm Ottokar einfach den Löffel aus der Hand und zerrte an ihm herum, bis er aufstand.
"Darf ich jetzt erfahren, hinter was oder wem du her bist?", wagte es Ottokar doch nachzuforschen, während er hastig einen Geldschein unter den halb aufgegessenen Eisbecher legte.
"Hinter was ich her bin, weiß ich noch nicht. Aber hinter wem, das weiß ich jetzt. Hinter jemandem, der nicht der ist für den er sich ausgibt."
"Aha." Das war keine sehr erschöpfende Antwort. Ottokar blieb gerade noch Zeit für einen letzten, verzichtenden Blick auf sein Eis, dann zerrte ihn Tante Miene unnachgiebig hinter sich her zum Parkplatz.
***
Conny war von den Erlebnissen des Tages (besonders dem mit der japanischen Reisegruppe) so ausgefüllt, dass ihr die Abwesenheit ihrer Schwester zunächst gar nicht auffiel. Erst, als sie gegen neun Uhr an Jennys Zimmertür klopfte und ihr niemand antwortete, begann ihr aufzugehen, dass sie Jenny schon beim Abendessen vermisst hatte. Sorgen bereitete ihr diese Tatsache allerdings nicht. Jennys sprunghaftes Wesen ließ alle möglichen Schlüsse zu. Wer weiß, wen sie auf ihrer Shoppingtour kennen gelernt hatte, mit dem sie nun in irgendeiner Diskothek tanzte. Gut gelaunt ging Conny in ihr eigenes Zimmer hinüber, um sich für das Treffen mit Simon umzuziehen. Sie wollten den Abend auf der Terrasse des Schlosshotels verbringen, wo ein buntes Unterhaltungsprogramm angekündigt war. Ein DJ aus München legte Musik für Jung und Alt auf,
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