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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Schütze stand dreieinhalb Meter von Kathy Rubinkowski entfernt, als er auf sie schoss.«
    » Wenn die Hülse nicht bewegt wurde, ja.«
    » Detective, haben Sie je mit einer Glock-Pistole geschossen?«
    » Ja, das habe ich.«
    » Jemanden mit einer Glock aus dreieinhalb Metern genau zwischen die Augen zu treffen – das ist nicht leicht, oder?«
    » Dazu muss man ein guter Schütze sein«, stimmte er zu.
    » Dazu muss man ein exzellenter Schütze sein, würden Sie mir da recht geben?«
    Er dachte einen Moment darüber nach. » Ja«, sagte er.
    » Und die Straßenbeleuchtung auf der Gehringer Street war eher schummrig, oder?«
    » Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so beschreiben würde.«
    Ich befragte ihn zu den starken Taschenlampen und der transportablen Flutlichtanlage, die er in dieser Nacht zur Spurensuche am Tatort eingesetzt hatte. Durch mein wiederholtes Nachhaken wollte ich vor allem das Argument unterstreichen, dass der Schuss aus der Glock nicht nur wegen der Entfernung, sondern auch wegen der relativen Dunkelheit beeindruckend war.
    » Aber da Sie den Punkt nun schon einmal aufgebracht haben, Detective.« Ich löste mich jetzt von Podium. Mein Knie spürte ich kaum mehr. » Warum bewegt Ihrer Erfahrung nach jemand eine Patronenhülse?«
    Danilo zögerte einen Moment. Vermutlich hatte er diese Frage nicht erwartet. » Um exakte Messungen zu verhindern«, sagte er. » Kriminelle verändern den Tatort, um das Geschehen zu verfälschen.«
    Das war es, was ich brauchte. » Kriminelle verändern Spuren, um ihr Verbrechen zu vertuschen, ja?«
    » Natürlich.«
    » Zum Beispiel sammeln Mörder nach dem Schuss ihre Patronenhülsen ein. Richtig?«
    » Ja.«
    » Und gibt es Ihrer Erfahrung nach Fälle, in denen Mörder ihre Opfer nachträglich bestehlen, um es wie einen Raub aussehen zu lassen? Sie haben so etwas schon erlebt, richtig? Der Mörder hatte ein anderes Motiv, wollte es aber verbergen, daher ließ er es wie einen Raub aussehen? In Ihren zweiundzwanzig Dienstjahren haben Sie doch so was sicher schon erlebt?«
    Danilo konnte sich schlecht rausreden. » Ich habe so etwas schon erlebt. Es ist aber nicht die Norm.«
    » Aber Sie haben erlebt, dass Menschen einen Raub vortäuschen, um ihre wahren Motive zu vertuschen.«
    » Einspruch, Euer Ehren. Gefragt und beantwortet.«
    » Ich ziehe die Frage zurück«, sagte ich. » Kathy Rubinkowski war Anwaltsgehilfin in einer Kanzlei, stimmt das, Detective?«
    » Richtig.«
    » Wissen Sie, an wie vielen Strafprozessfällen sie arbeitete?«
    » Nein, das weiß ich nicht.«
    Die Antwort war, an keinem, aber ich weiß es nicht war das, was ich hören wollte.
    » Würden Sie uns dann bitte beschreiben, an welcher Art von Fällen Kathy Rubinkowski im Allgemeinen arbeitete?«
    Er schüttelte den Kopf. » Das kann ich nicht.«
    » Sie haben nicht nachgeforscht, an welchen Fällen sie arbeitete?«
    » Das hielt ich nicht für notwendig, nein.«
    » Haben Sie ihre E-Mails überprüft?«
    » Nein, Sir. Auch das schien mir nicht nötig, da Ihr Mandant mit den persönlichen Wertsachen des Opfers aufgegriffen wurde – und mit der Mordwaffe, die er als seine eigene bezeichnete.«
    » Hat Tom gesagt, wie lange sich die Waffe schon in seinem Besitz befand?«, wollte ich wissen. Ich stellte ihm bewusst eine offene Frage, weil ich die Antwort bereits kannte; die gesamte Unterhaltung war ja auf Band aufgezeichnet.
    » Nein, hat er nicht«, gab Danilo zu.
    » Er hat nicht gesagt: ›Diese Pistole gehört mir schon seit zehn Jahren‹?«
    » Nein, Sir.«
    » Er hat auch nicht gesagt: ›Diese Pistole gehört mir seit zehn Stunden‹.«
    » Nein, Sir, hat er nicht.«
    » Detective, Sie haben in Ihrer Zeit als Streifenpolizist und später als Detective doch sicher Erfahrungen mit obdachlosen Menschen gesammelt, oder?«
    » Ja.«
    » Und trifft es nicht zu, dass obdachlose Menschen oft sehr besitzergreifend sind, was ihre Habseligkeiten betrifft?«
    » Das kommt vor. Es ist zwar keine eiserne Regel, aber ich verstehe, worauf Sie hinauswollen.«
    Wie nett von ihm. » Ist es da nicht vorstellbar, dass Tom, obwohl er sagte: ›Das ist meine Pistole‹, die Waffe in Wahrheit erst eine Stunde vor seiner Verhaftung erhalten hatte?«
    » Das würde mich sehr überraschen.«
    » Aber es ist möglich.«
    » Möglich schon.«
    » Also ist es möglich, dass jemand die Waffe über den Zaun geworfen hat – den Zaun unmittelbar in der Nähe des Tatorts –, wo Tom sich aufhielt. Er hob die Waffe auf,

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