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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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dich weniger bedrohlich mit einer Frau an deiner Seite.«
    Da mochte sie recht haben. Also gut.
    Wir stiegen aus dem SUV und gingen zur Eingangstür. Ich klingelte, trat unter dem Vordach hervor auf die Veranda und hielt meine Dienstmarke hoch in Richtung des erleuchteten Fensters im ersten Stock. Eine Silhouette zeigte sich, dann wurde das Fenster nach oben geschoben.
    Ich hielt die Marke so, dass mein Gesicht verdeckt war. Vermutlich hatte er ohnehin keinen allzu guten Blick auf mich, aber es konnte nicht schaden, es ihm noch ein bisschen schwerer zu machen.
    » Mr. Keane?«, rief ich. » Ich bin Ermittlungsbeamter des County Sherriffs.«
    Er streckte den Kopf durchs Fenster. » Es ist spät. Kann das nicht bis morgen warten?«
    » Wenn es warten könnte«, erwiderte ich, » dann hätte ich vermutlich gewartet.«
    Er nickte und schloss das Fenster. Wenn Stanley Keane unschuldig und kein Teil dieser Verschwörung war, würde er an die Tür kommen. Wenn Stanley Keane ein schuldiger Mitverschwörer war, würde er ebenfalls an die Tür kommen. Warum auch nicht. War er tatsächlich der Komplize eines geplanten terroristischen Anschlags, warum sollte er es riskieren, diesen zu verraten, indem er vor seinem Haus einen Streit mit einem Strafverfolger vom Zaun brach? Was sollte er dann als Nächstes tun? Mich erschießen?
    Ich würde es bald herausfinden. Im Haus gingen eine Reihe von Lichtern an, während er die Treppe herunterkam. Eine Lampe neben der Eingangstür wurde eingeschaltet, und ich straffte mich.
    Langsam öffnete er die Tür. Ich hielt meine Dienstmarke so, dass er sie gut erkennen konnte, Teil der Standardprozedur eines nächtlichen Besuchs durch Strafverfolgungsbehörden. Sofern er scharfe Augen hatte, fragte er sich möglicherweise, was ein Typ mit der Marke eines Bezirksstaatsanwalts aus der City hier draußen in Fordham County wollte.
    Aber diese Frage stellte er sich nicht. Das erkannte ich sofort, als unsere Blicke sich begegneten. Er wusste, wer ich war.
    Ich rammte mit der Schulter gegen die Tür, gerade als er sie ins Schloss werfen wollte. Eine Sekunde später, und sie wäre zu gewesen. Ich konnte die Wucht meines Aufpralls spüren und dann den Widerstand, als die Tür gegen seinen Körper knallte. Wie sich herausstellte, hatte ich ihn zu Boden geschleudert.
    » Hier, Stanley«, sagte ich und warf ihm einen Umschlag wie einen Frisbee auf die Brust. » Das ist eine offizielle Vorladung.« Das brachte ihn momentan aus der Fassung, denn offensichtlich hatte er sich innerlich gegen eine drohende Gefahr gewappnet, und nun redete ich lediglich von einer Vorladung. Ich beugte mich über ihn, packte ihn bei seinem Sweatshirt und zog ihn hoch auf die Beine. Er schien sich immer noch nicht so ganz klar darüber, was ihn umgehauen hatte.
    Stanley war Mitte fünfzig, circa ein Meter achtzig groß, eher mager und trug einen militärisch kurzen Haarschnitt. Er steckte von Kopf bis Fuß in Trainingsklamotten.
    Ich hielt ihn in dieser Position, sein Gesicht direkt vor meinem. Er stand auf den Zehenspitzen. In seinem unsteten Blick spiegelte sich Furcht – ja, jetzt wurde ihm klar, der erste Instinkt, der ihn vor einer umittelbar drohenden physischen Gefahr gewarnt hatte, war doch richtig gewesen.
    » Was … wollen Sie?«, brachte er hervor.
    » Ich möchte wissen, wer mich umbringen wollte. Zweimal«, fügte ich hinzu. » Und ich werde Ihnen sämtliche Knochen brechen, so lange, bis ich eine Antwort habe.«
    Seine Furcht wandelte sich schnell in Trotz. Er blickte finster, was angesichts seiner prekären Lage und der Atemnot sicher nicht leicht war.
    » Da müssen Sie sich … schon mehr einfallen lassen«, fauchte er.
    » Das ist jetzt interessant, Stanley. Eigentlich hätte ich so was erwartet wie: ›Was meinen Sie damit, jemand wollte Sie umbringen? Ich habe keine Ahnung, wovon Sie da reden. Ich kenne Sie nicht mal‹. Daher weiß ich Ihre Offenheit sehr zu schätzen, Stan. Das ist ein guter Anfang.«
    Ich stieß ihn gegen die nächste Wand, behielt ihn dabei aber fest im Griff.
    » Also, Patrick Cahill und Ernie Dwyer – Sie erinnern sich doch noch an die beiden Aryan Brothers, die nach ihrem versuchten Mordanschlag auf mich verhaftet wurden? Die beiden behaupten, Sie stecken dahinter, Stan. Sie wälzen die ganze Schuld auf Sie und Bruce McCabe ab.«
    » Blödsinn«, zischte er durch die Zähne.
    » Ich persönlich glaube ja, es war Ronald McDonald oder … wie war sein Name gleich? Ach ja, Randall

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