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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Mädchen in seinen Armen, wiegt sie, flüstert ihr etwas ins Ohr.
    » Rückzug, verdammte Scheiße!«, brüllt dein Company Commander. » Raus hier! Bewegt euch!«
    » Lieutenant!«, rufst du. » Lieutenant Stoller! Tom!«
    Du greifst nach unten, packst ihn beim Arm und schleifst ihn mit dir. Er leistet keinen Widerstand. Jetzt befindet ihr euch beide mitten im Kreuzfeuer.
    » Verdammt, komm hoch, Tom!«
    Endlich kommt er auf die Beine, und ihr zieht euch zur Strickleiter zurück. Als Letzter, der den jetzt vollständig verräucherten Tunnel verlässt, wirfst du eine Handgranate, um den Feind in Schach zu halten. Dabei fällt dein Blick auf das kleine Mädchen, das leblos auf dem Schotterboden liegt, während die Handgranate auf sie zurollt.
    18
    Bobby Hilton starrte hinaus in den Park. So spät im Jahr war die Anlage verlassen, nur zwei Kinder spielten in den nassen Schneeresten.
    » Wie Sie sicher wissen, setzen die Aufständischen Kinder ein«, sagte er. » Manchmal als Schutzschild. Manchmal binden sie ihnen einen Sprengstoffgürtel um. Andere geben ihnen Waffen und befehlen ihnen zu schießen. Man kann sich nie sicher sein. Man kann sich verdammt noch mal nie sicher sein.«
    » Ich glaube Ihnen«, versicherte ich ihm. » Ich habe nicht den geringsten Zweifel an Ihren Worten.«
    Hilton stocherte in seinen Zähnen, versuchte sich zu beruhigen und die Erinnerungen abzuschütteln, die ihn offensichtlich aufgewühlt hatten.
    » Wie ging die Sache aus?«, fragte ich. » Ich habe nichts darüber in seiner Akte gefunden.«
    Hilton schüttelte den Kopf, den Blick weiter in unbestimmte Ferne gerichtet. » Wir haben Spooky angefordert. Einen Kampfhubschrauber.« Er sah mich an. » Ein Luftschlag. Sie feuerten fünf oder sechs Raketen in das Haus. Zerstörten das Haus samt Bunker und den Aufständischen darin. Ich gehörte nicht zu dem Team, das anschließend reinging.« Er verzog das Gesicht. » Aber das kleine Mädchen wurde sicher unter den Trümmern begraben. Es fällt mir schwer, das zu sagen, aber vermutlich wurde sie in Stücke gerissen. Insgesamt gab es sieben Tote, vielleicht auch acht.«
    » Und wie ging es Tom danach?«
    Hilton zuckte mit den Achseln und beugte sich auf der Parkbank nach vorn. Es war ein frostiger Tag, aber die Kälte schien diesen zurückgekehrten Kriegsveteranen nichts anzuhaben. » Was auch immer mit ihm los war, er hat nichts davon rausgelassen. Klar, vielleicht war er ein bisschen langsamer in seinen Reaktionen, vielleicht hat er auch ein bisschen weniger geredet, aber er war ohnehin nie der übersprudelnde Typ. Er erledigte einfach weiter seinen Job. Wir unternahmen weitere Missionen. Er behielt alles für sich. Zumindest eine Weile lang.« Er blickte mich an. » Wissen Sie, von dem Tunnel, den er entdeckt hat, ahnte vorher niemand was. Unser Geheimdienst in Mosul war damals für’n Arsch. Es stellte sich heraus, dass der Tunnel Teil eines größeren Systems war, in dem fremde Kämpfer hereingeschleust wurden. Schätzungsweise hatten wir mehrere Tausend Gewehre und über hundert Kilo Heroin vernichtet und einen wichtigen Nachschubweg für Waffen und Terroristen zerstört. Das war allein Toms Verdienst. Aber anstatt da rauszumarschieren und sich als Held zu fühlen, musste er damit fertigwerden, ein unbewaffnetes kleines Mädchen erschossen zu haben. Dabei hatte er ihr noch zugerufen, sie solle die Waffe fallen lassen. Er hatte ja keine Ahnung, dass es eine verdammte Wasserpistole war. Man kann sich einfach nicht sicher sein. In so einer Situation musst du blitzschnell entscheiden, da heißt es, entweder du oder sie. Da bleibt keine Zeit für Unterhaltungen.«
    Robert Edward Hilton war erst vor zwei Monaten von seinem zweiten Irakeinsatz nach Hause gekommen. Er war ein kräftiger, untersetzter Typ Mitte zwanzig, mit pockennarbigem Gesicht und dunklem, sich vorzeitig lichtendem Haar. Die Ermittler des Pflichtverteidigers hatten ihn noch nicht befragt, weil er sich seinerzeit noch an der Front befunden hatte, aber jetzt, wo er in seinen Heimatort Racine, Wisconsin, zurückgekehrt war, hatte Joel Lightner ihn dort aufgespürt.
    Joel saß schweigend neben mir und machte sich Notizen. Er fungierte als mein Zeuge, falls Hilton mich während des Prozesses aus irgendeinem Grund im Stich lassen sollte.
    » Tom hat also hier in der Stadt eine Frau erschossen. Gottverdammt.« Hilton schlug die Beine übereinander und legte die Arme auf die Rückenlehne der Parkbank. » Posttraumatischer Stress? Er hat

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