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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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erforderlich. Schließlich befanden sie sich momentan nicht in der Innenstadt und weit weg von der Rovner oder der Dodd Street. Sie waren draußen auf dem Land – in der » Pampa«, wie mancher sagen würde. Dies war Fordham County, umgeben von Farmland, das Summerset Farms nach seiner Übernahme durch Global Harvest aufgekauft hatte.
    » Grünes Licht in der Dodd. Zündung Zwei-Minuten-Ladung.«
    Manning war die echte Route mehr als ein Dutzend Mal gefahren. Die Dodd Street war in Wahrheit wesentlich weniger als zwei Minuten vom Ziel entfernt, aber Manning hatte wegen des unberechenbaren Verkehrsaufkommens ein Zeitpolster eingebaut.
    Der Laster rollte weiter in südlicher Richtung, direkt auf Manning zu. Manning stand in einer kuppelartigen Halle, die er vor über einem Jahr eigens zu diesem Zweck hatte errichten lassen. Noch vor ein paar Stunden hatten in dieser Halle landwirtschaftliche Geräte gestanden – Traktoren, Pflüge, Bagger –, die nun alle für diese Übung hinausgeräumt worden waren.
    Er spähte vom verglasten Balkon im zweiten Stock der Kuppel, als der Laster durch die geöffneten Doppeltüren in die gewaltige Halle einfuhr. Manning drehte sich zum Inneren der Kuppel und verfolgte, wie der Laster beschleunigte und auf eine Gebäudeattrappe zuhielt, die nur aus einer Fassade und einer Tür bestand.
    » Rote Ampel auf der Dayton, drauf geschissen!«
    Der Truck behielt ein Tempo von etwa fünfzig Stundenkilometern bei und bremste scharf vor der Tür des Gebäudes.
    Die Hecktür flog auf, und Patrick Cahill sprang heraus. Ihm folgte der Fahrer Ernie Dwyer. Beide trugen hochmoderne Schutzwesten und einen Helm mit Visier. Sie brachten ihre AKM -Sturmgewehre in Anschlag und entfernten sich von dem Gebäude.
    » Hoch mit den Zielen«, sagte Manning.
    Das war taktisches Training, eine Disziplin, über die Manning vor achtzehn Monaten absolut nichts gewusst hatte. Inzwischen hatte er das eine oder andere dazugelernt.
    An diversen Orten rund um die Fassade klappten Pappfiguren aus dem Boden wie in einem Kinderbuch. Aus der von Manning befohlenen Entfernung feuerten Cahill und Dwyer ihre Sturmgewehre auf die Ziele ab und mähten sie nieder. Sollten die beiden ihre Ziele verfehlen – Manning bezweifelte, dass einer der beiden das je getan hatte –, trafen ihre Kugeln die schussfeste Abdeckplane, die hinter der Fassade vom Boden bis zur Decke reichte.
    Randall Manning blickte auf seine Stoppuhr.
    » Gut«, verkündete er. » Ausgezeichnet gemacht. Jetzt räumt auf. Dann essen wir, und anschließend geht’s auf den Schießstand.«
    In der ersten Phase der Aufräumarbeiten wurde die Munition beseitigt. Jede einzelne Patronenhülse wurde aufgelesen. Die schussfeste Plane wurde herabgelassen und abgekratzt. Anschließend wurde die Dachkuppel geöffnet, damit der Pulverdampf abziehen konnte. Zuletzt wurden die Traktoren und das übrige Gerät wieder hereingefahren.
    Innerhalb einer Stunde sah dieser Ort wieder aus wie eine ganz normale Lagerhalle für landwirtschaftliche Maschinen.
    Manning blickte zu Bruce McCabe, der neben ihm stand und einen abwesenden Eindruck machte.
    » Was beschäftigt Sie, Bruce?«, fragte er.
    44
    Ich fuhr in der Kanzlei vorbei, um mir Joels Dossier über den legendären Gin Rummy zu holen. Joel war ohnehin sauer, weil ich ihn von diesem Auftrag abgezogen hatte – oder vielmehr deshalb, weil er diesen Typ nicht gefunden hatte –, und wenn er am Freitag in aller Herrgottsfrühe in mein Büro kam und die Akte an derselben Stelle auf meinem Schreitisch fände, hätte er das Gefühl, ich würde seine Arbeit missachten. Er hatte ein ziemlich dickes Fell, konnte aber sehr empfindlich reagieren, wenn es um seine Berufsehre ging.
    Dann holte ich Tori vor ihrem Apartment ab. Ein kalter Wind fegte in meinen Wagen, und sie schloss rasch die Tür, um ihn draußen zu halten. Die Temperaturen fielen. Es würde zwar kein weißes Thanksgiving werden, aber definitiv ein kaltes.
    Sie trug ihr Markenzeichen, den langen weißen Mantel, und dazu elegante Stiefel, aber das war auch schon das Einzige, was an ihr normal aussah. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, und ihr Gesicht war zerknittert. Sie wirkte, als hätte sie nicht gut geschlafen.
    » Hab ich auch nicht«, sagte sie, als ich sie darauf ansprach. » Und danke, dass du es bemerkt hast.«
    » Steht ein großer Mathetest an?«, fragte ich, obwohl ich wusste, dass sie vor ein paar Tagen ihre letzten Prüfungen abgeschlossen hatte. Bis Mitte Januar

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