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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Gatter?«, fragte ich.
    » Wer weiß? Vielleicht gegen Vandalen oder Räuber?«
    » Ja, vielleicht.« Das Gatter war an einem Pfosten eingehängt. Es schien nicht hydraulisch zu funktionieren. Ich stieß dagegen, und es bewegte sich. Also schob ich es weiter auf, bis ich ausreichend Platz für meinen Wagen geschaffen hatte.
    » Ich bin ja nicht der Anwalt hier«, sagte Tori, » aber möglicherweise handelt es sich dabei um widerrechtliches Betreten eines Grundstücks.«
    » Mit harten Bandagen«, erinnerte ich sie. » Aber du musst nicht mitkommen. Warum machst du nicht eine Spazierfahrt und bist in einer Stunde zurück?«
    Sie fand das amüsant. » Ich komme mit. Es ist sicher nicht das Schlimmste, was ich je getan habe.«
    Nun, da das Gatter aus dem Weg geräumt war, kehrten wir zu dem SUV zurück und rollten auf den kleinen Parkplatz. Wir stiegen aus und liefen zum Haus. Wie zu erwarten war die Eingangstür verschlossen. Es gab ein Fenster, und ich spähte hindurch. Drinnen gab es nicht viel Interessantes zu sehen. Hinter einem Empfangsbereich schien so etwas wie ein Büroraum zu liegen. Vermutlich verkauften sie ihre Produkte nicht an Laufkundschaft, oder wenn sie es taten, dann nicht hier.
    Wir marschierten hinüber zu der Scheune. Das Haupttor war höher als ich und mit einem gigantischen Vorhängeschloss gesichert. Es gab keine weiteren Fenster.
    » Tja, das hatte ich mir gedacht«, sagte ich.
    Tori blinzelte gegen das Sonnenlicht zu mir auf. » Und dafür haben wir dann den ganzen weiten Weg gemacht? Du stellst fest, dass die Farm über Thanksgiving geschlossen ist, rüttelst an der Tür, spähst in ein Fenster, und das war’s …«
    » Nein, das war’s noch nicht«, sagte ich. » Aber hier sind wir fertig.«
    Wir stiegen wieder in den SUV und rollten zum Gatter zurück. Nachdem ich es geschlossen hatte, fuhren wir auf der Straße an der Grundstücksumzäunung entlang. Auf der anderen Seite des Zauns wuchs ein in meinen Augen ziemlich dürftig aussehender Weizen mit kurzen, stoppeligen Ähren, aber natürlich wusste ich über Weizenanbau in etwa so viel wie über Astrophysik.
    Die Gegend hier war ziemlich flach. Schließlich entdeckte ich zu meiner Linken eine kleine Erhebung. Ich folgte einem schlammigen Weg, der den Hügel hinaufführte, und hielt dort an.
    » Handschuhfach«, sagte ich zu Tori.
    Sie öffnete es, holte die teure Kamera heraus, die ich mir von Joel Lightner geborgt hatte, und reichte sie mir.
    Ich sprang aus dem Wagen und stieg auf die Kühlerhaube. Dann half ich Tori hoch, und gemeinsam kletterten wir auf das Wagendach.
    » Das ist … ungewöhnlich«, stellte sie fest.
    Die Kamera war mit einem starken Teleobjektiv ausgerüstet, das Lightner als Privatermittler für seine Arbeit benötigte, und man konnte damit halbwegs scharfe Bilder über einen Kilometer hinweg schießen.
    Durch die Kamera studierte ich die Äcker rund um Summerset Farms. Das Getreide war überall karg, stoppelig und bräunlich-grün wie ein vernachlässigter Sommerrasen. Als ich die Kamera über die Farmgrenzen hinausschwenkte, wurde das Getreide sogar noch spärlicher, und schließlich verschwand es ganz. Selbst das Teleobjektiv konnte mir dort draußen nichts als nackte Erde zeigen.
    » Viel von dem Grund, den Global Harvest gekauft hat, wird ganz offensichtlich nicht für Getreideanbau verwendet«, sagte ich.
    » Lass mich mal schauen«, sagte Tori.
    » Warte.« Weiter hinten hatte ich ein Gebäude mit Metallwänden und einem kuppelartigen Dach erspäht. Irgendeine Art Lagerhaus oder Silo.
    Und dann bemerkte ich etwas, das überhaupt nicht nach Landwirtschaft aussah.
    Vielmehr nach einer Gruppe von Männern, die Sturmgewehre auf Zielscheiben abfeuerten. Die Entfernung war so groß, dass die Schüsse kaum zu hören waren, aber meine Augen trogen mich nicht.
    » Schau dir das an.« Ich hielt die Kamera in Position und winkte Tori heran. Die Kamera wackelte ein bisschen, als Tori sie übernahm, trotzdem brauchte sie nicht lange, bis sie dasselbe entdeckte wie ich.
    » O mein Gott«, sagte sie. » Was machen die da? Ich meine, mir ist schon klar, was die machen, aber …«
    Aus dem Augenwinkel sah ich auf der Straße einen Pick-up mit einem gelben Blicklicht auf dem Dach herandonnern. Der Truck kam rutschend am Fuß des Hügels zum Stehen. Auf der Flanke des Fahrzeugs prangte die Aufschrift SUMMERSET FARMS SECURITY .
    Der Mann, der aus dem Wagen sprang, trug eine grüne Uniform und darüber eine braune Lederjacke. An

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