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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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in der Stimme mit.
    Er steht auf. Geht mit schweren Schritten auf dem steingrauen Fußboden des Zimmers auf und ab.
    Die Schritte sind klein. Aber zielgerichtet.
    »Es würde mich nicht wundern, wenn einige meiner Kollegen im Obersten Gericht die Möglichkeit nutzen würden, um mich loszuwerden«, fügt er hinzu. »Aber du hast wahrscheinlich nichts von der Justizministerin über den Fall gehört, oder?«
    »Nein.«
    »Ich erwarte das eigentlich auch gar nicht, aber für den Fall, dass sie dich direkt kontaktieren sollte, ist mein Statement genauso kristallklar wie mein Gewissen. Ich trage an diesem Verbrechen keine Schuld, und mir fällt auch gar nicht ein, etwas anderes zuzugeben, indem ich von meinem Amt zurücktrete.«
    »In Ordnung.«
    Adalgrímur kommt wieder zum Tisch.
    »Wenden wir uns also wieder den wichtigen Dingen zu«, sagt er und setzt sich mir gegenüber hin. »Was gibt’s Neues?«
    »Unserem Antrag auf Untersuchung des Videos und der Überwachungskamera durch einen ausländischen Spezialisten ist stattgegeben worden. Er kommt am Wochenende in Island an.«
    »Gut, das zu hören, denn das Video muss entweder gefälscht sein oder eben viel älter, als sie sagen.«
    »Dann habe ich gestern und heute noch einmal eine Anzeige geschaltet, in der nach Zeugen gesucht wird, die dein Auto am Samstagnachmittag am Straßenrand auf der Hellisheidi haben stehen sehen. Die Anzeige wird in Zeitungen und im Fernsehen veröffentlicht. Bisher hat sich noch niemand gemeldet, aber das heißt nichts.«
    »Es muss doch jemand das Auto bemerkt haben, denn ich musste schließlich über zwei Stunden dort herumhängen.«
    Er trommelt leicht mit den Fingern der rechten Hand auf die Tischplatte.
    »Das Verhör beginnt in ein paar Minuten«, fahre ich fort. »Ich hatte vorhin das Gefühl, dass sie irgendwas Neues in der Hand haben. Hast du eine Idee, um was es sich handeln könnte?«
    Adalgrímur schüttelt den Kopf.
    »Hast du gewusst, dass Sjöfn in einem Stripclub getanzt hat?«
    Er wirft mir einen schnellen Blick zu.
    »Sie hat schon vor langem damit aufgehört.«
    »Hat sie das gesagt?«
    »Ja, aber entspricht das denn nicht der Wahrheit?«
    »Ich weiß es nicht. Ich fange gerade erst an, ihren Lebenslauf und ihren Bekanntenkreis zu untersuchen.«
    »Ja, das ist natürlich dringend, denn Sjöfn muss ihren Mörder gekannt haben, alles andere ist ausgeschlossen.«
    Er steht wieder auf.
    »Um es ganz deutlich zu sagen: Ich finde es unerträglich, so gebunden zu sein, dass ich selber gar nichts unternehmen kann, um mich aus dieser Lage herauszuziehen«, sagt er. »Ich bin ein Mann der Tat, nicht des Herumsitzens.«
    »Du kennst doch das System. Weißt, wie es funktioniert.«
    »Ja, ja, aber ich habe es natürlich immer nur von der anderen Seite kennen gelernt. Deshalb ist das eine neue und äußerst unerfreuliche Erfahrung für mich.«
    Die Goldjungs kommen in den Konferenzraum hereinmarschiert, ohne anzuklopfen. Setzen sich in einer Reihe mir gegenüber an den Tisch.
    Adalgrímur nimmt neben mir Platz.
    Raggi hält wieder die rote Akte in der Hand. Knallt sie auf den Tisch. Legt eine Videokassette daneben.
    »Wir müssen über ein neues Detail sprechen, das während der Ermittlungen aufgetaucht ist«, sagt er. »Aber zuerst muss ich feststellen, ob du bereit bist, deine Aussage in Anbetracht der Beweise zu ändern, die beim letzten Verhör gezeigt wurden?«
    »Ich habe mich am Samstagnachmittag nicht im Gebäude des Obersten Gerichts befunden und kann daher nicht solchen Blödsinn gestehen.«
    »Also gut.«
    Raggi öffnet die rote Akte. Zu oberst liegen ein paar Fotos. Er reicht eins davon über den Tisch.
    »Hast du Fotos in dieser Art schon einmal gesehen?«
    Das Foto ist von schlechter Qualität. Aber trotzdem gut genug.
    Ich erkenne die Motive sofort. Adalgrímur liegt auf dem Rücken im Bett. Sjöfn sitzt auf ihm drauf.
    Beide sind nackt.
    Die Goldjungs verfolgen mit eindeutiger Neugier die Reaktionen des Richters am Obersten Gericht, der erbleicht, als er das Foto sieht.
    »Wo kommt das denn her?«, fragt er dumpf.
    »Das Foto wurde von einer Videoaufnahme vergrößert«, sagt Raggi. »Hast du es schon einmal gesehen?«
    »Nein, natürlich nicht«, antwortet Adalgrímur wütend.
    »Meinst du etwa, dass ich Aufnahmen dieser Art erlaubt hätte?«
    »Hier ist das Video.« Raggi legt die linke Hand auf die Kassette, die auf dem Tisch liegt. »Sollen wir mal dein Gedächtnis etwas auffrischen und sie ins Gerät

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