Der falsche Mörder
Steinbjörn.«
»Echt?«
»Sie wurden zusammen gesehen.«
Ich kenne Steinbjörn nicht. Weiß nur, dass er schon lange im Dienst ist. Einer der ganz hoch dotierten Greise bei der Kripo.
Zweifellos mächtig hinter den Kulissen.
Nett, dass ich endlich etwas Handfestes habe, das ich Raggi um die Ohren hauen kann.
Máki bestellt sich einen Cognac zum Kaffee und beginnt, alte Abenteuer aus seiner Journalistenzeit zum Besten zu geben, als er noch jung und alles viel größer und aufregender war. Sensationell.
»Hast du damals über den Geirfinnsfall geschrieben?«, frage ich.
»Was hast du denn gedacht? Ich habe den Fall jahrelang verfolgt.«
Máki berichtet von seinen größten Heldentaten in den siebziger Jahren.
»Verglichen mit dem Rummel zum Geirfinnsfall damals ist diese Hysterie jetzt wegen der Sache am Obersten Gericht Pipifax«, sagt er und stöhnt. »Zumal es das Watergate Islands war. Damals haben wir verdächtige Kriminelle in jeder verdammten Ecke gefunden, ich schwör’s dir.«
Seine Worte erinnern mich an das Telefonat aus Amerika. Der Typ, der vorgab, Geirfinnur Einarsson zu sein.
»Ist es eventuell möglich, dass Geirfinnur selber dafür gesorgt hat, zu verschwinden?«
»Nein, das glaube ich nicht. Es hieß, dass Geirfinnur ziemlich in sich gekehrt war, so eine verschlossene Persönlichkeit, aber ich kann mich nicht erinnern, dass jemand ihn für einen Selbstmordkandidaten hielt.«
»Ich meine nicht unbedingt, dass er sich umgebracht hat. Könnte es sein, dass er außer Landes gefahren ist?«
»Weggefahren? Wie kommst du denn darauf?«
»Man hat nie eine Leiche gefunden.«
Unerwartete Gelüste scheinen plötzlich aus Mákis Augen. Jagdfieber.
»Was führst du denn jetzt im Schilde?«, fragt er.
»Nichts.«
» Bullshit. Wenn du so fragst, steckt doch immer etwas dahinter.«
Lächeln, Stella!
»Ich kann kaum glauben, dass du dich von jemandem hast bequatschen lassen, den Geirfinnsfall zum x-ten Mal aufzurollen«, fährt Máki fort.
»Natürlich nicht.«
»Zumal der Fall genauso tot ist wie ein verwestes Pferd.«
»Ich habe schon in der Gegenwart mehr als genug zu tun, Máki.«
Er lässt sich trotzdem nicht überzeugen. Nicht ganz.
»Du hast doch irgendwas vor«, sagt er. »Und ich werde der Erste sein, der herausfindet, was es ist. Be sure , baby! «
11. KAPITEL
A uf dem Heimweg hänge ich meinen Gedanken nach. Brauche meine Zeit, um Mákis Tratsch zu verarbeiten. Muss beurteilen, ob er mir neue Erkenntnisse beschert hat.
Deshalb bemerke ich auch das Motorrad erst, als mein Silberpfeil vor dem Garagentor so gut wie zum Halten gekommen ist.
Da wird mir erst richtig klar, dass der schwarz gekleidete Motorradfahrer hinter mir hergefahren ist, seit ich vom Parkplatz vor dem Hótel Borg abgefahren bin.
Ich zögere. Warte in meinem Fahrersitz hinter dem Steuer, während er das Motorrad auf dem Parkplatz neben meinem Reihenhaus abstellt. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Er steigt ab. Löst den Riemen des glänzenden Helmes. Nimmt ihn ab.
Aha!
Es ist nur diese Rothaarige aus dem Theater. Wie hieß sie noch mal?
Harpa.
Sie schüttelt den Kopf, sobald sie den Helm los ist. Ihr wunderschönes langes Haar wird durch die Luft gewirbelt. Fällt dann wieder weich auf den Rücken.
Ich schließe meinen Silberpfeil ab, während sie zögernd zu mir hinüberkommt. Als hätte sie Angst, dass ich sie wegschicken würde.
»Hei!«, sagt sie und lächelt schüchtern.
»Folge mir einfach weiterhin«, antworte ich und öffne die Haustür.
Wir gehen in die Küche im oberen Geschoss. Da steht sie mit dem Helm in der Hand. Scheint nicht zu wissen, was sie sagen soll. Oder wie sie sich verhalten soll.
Der schwarze Lederanzug steht ihr gut. Die Lederjacke gibt sich alle Mühe, ihre großen Brüste zurückzuhalten.
»Du siehst in dem Dress echt super aus«, sage ich lächelnd.
Sie errötet leicht in den Wangen.
»Findest du?«, fragt sie stockend.
Ich bekomme sie dazu, sich an den Küchentisch zu setzen. Gebe ihr Limo zu trinken.
»Warum hast du mich nach Hause verfolgt?«
Harpa ist peinlich berührt.
»Ich wollte dich etwas fragen«, antwortet sie.
»Kein Problem.«
Aber es ist offensichtlich ein Problem für Harpa. Es fällt ihr schwer, die richtigen Worte zu finden, um zu fragen, was sie wissen möchte.
»Hat Baldur sich von meinem tollen Tritt wieder erholt?«, frage ich, um die Stille zu durchbrechen.
»Nein, er hat die Proben abgesagt und Matti am Telefon einfach
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