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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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abgewürgt. Matti war auf Hundertachtzig.«
    »Ist dieser Matti nicht sowieso total daneben?«
    »Findest du?«, fragt Harpa und schaut auf. Sie hat einen tiefen, unschuldigen Blick. Bezaubernde Augen.
    »Ich habe den Verdacht, dass du da ganz meiner Meinung bist«, füge ich hinzu.
    Sie legt beide Hände um das Glas auf dem Tisch.
    »Ich möchte so gerne mit der Schauspielerei weitermachen, aber es ist wirklich schwierig«, sagt sie. »Ich weiß einfach nie, was ihm als Nächstes einfällt.«
    »Meinst du Matti?«
    Sie nickt.
    »Was hat er dir angetan?«
    Harpa schweigt eine gute Weile.
    »Matti darf auf keinen Fall wissen, dass ich mit dir über ihn gesprochen habe«, sagt sie schließlich. »Dann würde er wahnsinnig wütend auf mich werden.«
    »Du darfst dich nicht endlos von solchen Machos unterdrücken lassen.«
    »Ich kann jetzt nicht darüber reden.«
    Sie nimmt einen Schluck. Stellt das Glas wieder auf den Tisch. Starrt vor sich hin. Als ob sie allen ihren Mut sammeln würde.
    Schaut mir schließlich direkt in die Augen.
    »Wie ist das eigentlich, wenn man etwas – also wirklich richtig – Schreckliches machen würde, du weißt schon, ist es dann egal, ob jemand einem befohlen hat, es zu tun?«, fragt sie. »Ich meine, ist die Strafe die gleiche, wenn es herauskommt?«
    »Meinst du Verstöße gegen das Gesetz?«
    »Ja, genau.«
    »Hat Matti dich in irgendein Verbrechen hineingezogen?«
    »Das habe ich so nicht gesagt«, antwortet sie schnell.
    »Ich wollte nur herausfinden, wie es da mit der rechtlichen Seite aussieht.«
    Ich fixiere Harpa mit meinem Blick.
    Sie guckt schnell weg. Beißt hin und wieder mit ihren schneeweißen Zähnen in die untere Lippe. Fängt an, mit dem Glas auf dem Tisch herumzuspielen.
    »Die Schuld ist die gleiche«, antworte ich schließlich.
    »Aber wenn ein Angeklagter die Mittäter oder den Rädelsführer anzeigt, kann es mildernden Einfluss auf die Strafe haben. Manchmal ganz gewaltigen Einfluss.«
    »Aber derjenige, der gezwungen wird, etwas zu tun, aber hinterher die Tat anzeigt, wird er dann nicht freigesprochen?«
    »Wenn derjenige ein Verbrechen begangen hat und es ihm nachgewiesen wird, wird er verurteilt. Aber die Strafe kann milder ausfallen. Eventuell sogar auf Bewährung. Das heißt, dass die Ausführung der Strafe aufgeschoben wird.«
    »Ich verstehe.«
    »Steckst du in ernsthaften Schwierigkeiten?«
    »Ich bin nicht sicher.«
    »Willst du mir nicht sagen, um was es geht?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Du kannst mit mir in vollstem Vertrauen sprechen. Egal wann.«
    »Vielleicht renkt sich auch alles wieder ein«, antwortet sie und leert ihr Glas. »Man weiß ja nie.«
    »Falls nicht, ruf mich an.«
    Als Harpa auf ihrem Motorrad davongefahren ist, gehe ich hinunter in mein Büro und höre die Nachrichten von meinem Anrufbeantworter und auf meinem Handy ab.
    Endlich hat jemand auf den Zeugenaufruf wegen des Jeeps auf der Hellisheidi reagiert. Zwei Anrufer haben ihren Namen und Telefonnummer hinterlassen.
    Ich rufe sofort an.
    Beide behaupten, am Samstagnachmittag einen parkenden Jeep der Marke Land Cruiser am Wegrand stehen gesehen zu haben, als sie aus dem Osten kamen. Wahrscheinlich zwischen vier und fünf Uhr.
    Aber keiner der beiden hat den Fahrer erkannt. Einer der beiden ist noch nicht einmal sicher, ob überhaupt jemand im Jeep gesessen hat.
    Beides wertlose Zeugen.
    Als ich gerade am Abend die Treppe hochsteige, klingelt das Telefon wieder einmal im Büro.
    Uff!
    Am liebsten will ich nicht dran gehen. Gehe weiter die Treppe hoch. Ich warte darauf, dass das Klingeln aufhört.
    Aber das Telefon bimmelt ununterbrochen weiter.
    Schließlich fühle ich mich genötigt, wieder ins Büro zu gehen, und den Hörer abzuheben. Ansonsten würde ich den ganzen Abend lang überlegen, was ich wohl verpasst hätte. Oder so.
    Scheiße!
    Es ist nur wieder dieser Irre! Der Typ, der sich für den wiedergeborenen Geirfinnur Einarsson hält.
    »Lass mich in Ruhe!«, antworte ich säuerlich.
    Ich weiß, dass ich das Telefonat augenblicklich beenden sollte.
    Aber warte trotzdem. Ganz kurz nur.
    »Warum bist du so aufgebracht?«, fragt er. »Ich brauche doch Hilfe.«
    »Dann solltest du dich eher an einen Psychiater wenden, nicht an einen Anwalt.«
    »Sag das nicht.«
    »Es ist doch krank, so zu tun, als wäre man ein Mann, von dem alle wissen, dass er vor dreißig Jahren ermordet worden ist.«
    »Ermordet?« Er scheint wirklich geschockt zu sein. Die Stimme beginnt zu zittern. »Hätte

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