Der falsche Mörder
auf die Klobrille fallen.
Ich ziehe meinen Rock langsam zur Hüfte hoch. Rücke näher. Gestehe ihm zu, ein bisschen zu spielen.
Aber nur für einen Moment.
Die Prinzessin verlangt nach ihrem Säulentanz.
Und verschlingt den Prinzen.
Der Orgasmus kommt in haushohen Wellen. Wie eine Reihe von Explosionen, die tief im Inneren beginnen und sich im ganzen Körper ausbreiten.
Wow!
Gegen Ende habe ich mich nicht mehr unter Kontrolle. Überlasse den Urinstinkten, die Macht an sich zu reißen. Vergesse völlig, dass ich an diesem hellhörigen Ort nicht zu laut werden darf.
Jemand klopft an die Tür.
Paolo schreckt bei den Schlägen zusammen. Springt auf. Äußerst beunruhigt.
Verhält sich wie ein kleiner Junge, der bei einem Streich erwischt worden ist.
Aber ich bin zufrieden. Habe meinen Teil gekriegt.
Richte gelassen meine Kleidung. Schaue Paolo grinsend zu, der sich mit dem Anziehen seiner Hose abmüht.
»Ist alles in Ordnung?«, fragt die Stewardess, als ich die Tür öffne.
»Alles in bester Ordnung«, antworte ich.
Ihr Automatiklächeln friert plötzlich auf ihren Lippen ein, als Paolo sich auch durch die Toilettentür quetscht.
Ich kann nicht widerstehen.
»Bekommen wir nicht eine Bonuskarte der Fluggesellschaft?«
»Tut mir leid.«
Sie versucht zu lächeln. Aber findet das ganz eindeutig überhaupt nicht lustig.
Hinterher, als ich mich in meinem Sitz zurücklehne, spüre ich Ruhe und Wohlbefinden durch den Orgasmus in jedem einzelnen Nerv.
Der Lohn der Sünde.
37. KAPITEL
D ieRuhe ist vorbei.
Als ich wieder ins Büro komme, warten bergeweise Nachrichten auf mich.
Ich fange gar nicht erst mit meinen E-Mails an. Hebe sie mir bis Montag auf.
Aber sowohl mein Anrufbeantworter als auch meine Voicebox sind knallvoll. Nach nur ein paar Tagen Abwesenheit.
Hier kommt alles zusammen: Hinweise und Kritik. Beschimpfungen und Verfluchungen. Schmeicheleien und Hilfsgesuche. Drohungen und Gejammer.
Willkommen zu Hause.
Ich mache mir Stichpunkte zu den Nachrichten, die wirklich wichtig sind. Auf einem Notizzettel im Computer.
Nur eine Nachricht überrascht mich wirklich:
Sie kommt von Snjófrídur. Der Schutzherrin der Selbstständigen Theatergemeinschaft.
Sie möchte, dass ich ihr einen Besuch abstatte. So schnell wie möglich.
Kein Problem. Ich habe selber auch Interesse daran, Audurs Superfrau zu treffen.
Ihr Büro liegt im vierten Stock. Groß und hell.
Ich muss einen Moment warten, bis eine andere Besprechung beendet ist, an der Snjófrídur teilnimmt.
Nutze die Gelegenheit, mir ihr Büro anzugucken. Und die Aussicht.
Die Fenster weisen zum Faxaflói. Mit Blick auf die Esja. Sie ist immer noch leicht vom Schnee ergraut.
An den Wänden hängen viele Bilder.
Nicht diese üblichen Direktionspinseleien von toten Typen.
Sie hat vergrößerte Fotografien an der Wand. Aus fremden Ländern. Und von vielen Leuten. Sie selber scheint auf den meisten Fotos zu sein. Gerne in der Mitte einer Gruppe.
Auf dem Schreibtisch steht ein Foto von einem jungen Mädchen. Noch weit unter zwanzig.
Sie sieht gut aus. Aber mit sensiblem Blick. Könnte zerbrechlich sein.
»Das ist ein Kinderfoto von Ingunn, meiner Tochter.«
Snjófrídur hat das Büro betreten, ohne dass ich es bemerkt hätte. Sie geht zügig zum Schreibtisch. Grüßt mich mit festem Handschlag.
Ich erkenne sie natürlich sofort von den Zeitungsfotos wieder.
Besonders am Haar. Das ist eine Art Haupterkennungsmerkmal von Snjófrídur. Wunderschön blond und gewellt. Fällt in gleichmäßigen Wellen.
Sie hält sich sehr gerade. Würdig.
Bietet mir einen Platz auf dem hellbraunen Ledersofa an. Setzt sich neben mich.
Schenkt uns Kaffee in kleine Tassen ein. Sie sind ringsum mit einem fremdländischen Muster bemalt. Wahrscheinlich aus dem Fernen Osten.
»Ich danke dir, dass du so kurzfristig reagieren konntest«, sagt sie und schaut mich lächelnd an. »Ich habe gehört, dass du erst heute Morgen aus den USA zurückgekommen bist, und bin daher sicher, dass du heute viel zu tun hast.«
Ihr Blick ist warm. Aber auch forschend. Sogar stechend.
In diesen Augen verbirgt sich Stahl.
»Wie dir ja zweifellos bekannt ist, trage ich vor allem die finanzielle Verantwortung für den Betrieb der Selbstständigen Theatergemeinschaft«, fährt sie fort. »Wegen der Ereignisse in letzter Zeit, über die du mehr weißt als ich, besteht Ungewissheit über die Zukunft der Gesellschaft. Die Situation beunruhigt mich.«
»Du bist also nicht der Meinung, dass
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