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Der falsche Prophet

Der falsche Prophet

Titel: Der falsche Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodore R. Cogswell
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die Zugtiere –, hängt ihn in einen dunklen Raum, bis er schön schmierig und mürbe ist, und dann ... Die Bergbewohner verwenden diese Tiere, die Sie ja gesehen haben, als Zugtiere und als Lieferanten für Fleisch und Leder. Eine besondere Züchtung wird auch als Reittier verwendet.«
    »Das ist ja fast so wie bei den alten Mongolen auf der Erde«, warf Kirk ein.
    »Die Kultur der Bergstämme«, fuhr Sara fort, »ist auch ähnlich. Sie sind vorwiegend Nomaden.«
    Sie betraten Vembes Lokal. Ein kleiner, verhutzelter Mann hockte vor einer Feuergrube. Seine Ledermaske war schwarz mit orangefarbenen Streifen unter den Augenschlitzen. Einige Bergbewohner schauten auf und wandten sich wieder gleichgültig ihren Weinkrügen und Fleischschüsseln zu.
    »Vembe«, sagte Sara und machte eine kleine Verbeugung.
    Der Kyrosianer hob nur die Schultern, und das galt als Antwort auf ihren Gruß. Aus einem kleinen Krug goß er eine schleimige Tunke über große Brocken grünlich-gelben Fleisches, das sich langsam an Spießen drehte. Etwas Soße tropfte in das Feuer, so daß sich der Gestank noch verstärkte. Vembe nickte zufrieden und sagte etwas zu Sara.
    »Das Vris ist fertig«, übersetzte Sara. »Er würde sich geehrt fühlen, wenn Sie etwas davon äßen.«
    Aber bei dem Gedanken stülpte sich Kirk fast der Magen um. »Sagen Sie ihm, sein Angebot sei sehr liebenswürdig, aber wir hatten, ehe wir aufbrachen, ein recht ausgiebiges Frühstück auf unserem Schiff ... Nun ja, ich kann ja nur für mich, nicht aber für den Doktor sprechen«, fügte Kirk hinzu. »Er erwähnte ja eben, daß er sehr hungrig sei.«
    »Nein, nein, ich habe eine ganz andere Idee«, wehrte McCoy ab. »Unsere Religion verbietet es uns, heute Fleisch zu essen.«
    Sara übersetzte rasch und schien dann Kirk und McCoy vorzustellen. Vembe erhob sich und legte einen Zeigefinger in die Stirnmitte. Kirk und McCoy antworteten auf die gleiche Art.
    »Fragen Sie ihn, wo wir Chag Gara finden können«, bat Kirk.
    Es folgte eine rasche Diskussion. »Er will wissen, was Sie mit diesem zreel , dieser elenden Laus anfangen wollen. Dieses Tier ist nämlich ein widerlicher Blutsauger ähnlich der irdischen Laus.«
    Der kleine Mann fügte eine feindselige Bemerkung an und spuckte ins Feuer.
    »Er sagt, Chag Gara sei früher nur einfach verrückt gewesen, aber jetzt werde er ausgesprochen gefährlich. Die Leute hören ihm zu und bekehren sich. Für das Geschäft ist das sehr schlecht. Er sagt, wenn der Kerl einen heiligen Krieg ausruft, folgen ihm die meisten seiner Anhänger, und dann müsse das Vris-Haus in Andros wohl schließen.«
    »Eine gastronomische Katastrophe«, murmelte McCoy und rümpfte die Nase.
    »De gustibus non disputandem« , erklärte Kirk lachend. »Vembe scheint diesen Gara nicht besonders zu mögen. Sagen Sie ihm, Chag habe in unserer Heimat ein schreckliches Verbrechen begangen, und deshalb wurde er zum Tod verurteilt. Wir sind viele Monate über See hergereist, um das Urteil zu vollstrecken, aber erst müssen wir ihn finden.«
    Sara übersetzte schnell, und der alte Mann schien sehr befriedigt zu sein, doch er erwähnte nachdenklich, daß sein Gedächtnis ziemlich nachgelassen habe.
    Kirk reichte Sara den Beutel mit dem einheimischen Geld und bat sie, ihm zu zahlen, was er verlange, sie würden einstweilen außen warten.
    Erleichtert atmeten sie in der frischen Luft auf, und wenig später kam auch Sara mit einem ziemlich leeren Beutel heraus. Dafür hatte sie einen großen Sack aus Neelot-Leder. »Prima Vris«, erklärte sie. »Der alte Vembe wollte absolut kein Schmiergeld annehmen, er hatte jedoch keine Bedenken, mir ein paar Klumpen von seinem Fleisch zum dreifachen Preis zu verkaufen. Aber jetzt wissen wir wenigstens, wo Chag Gara wohnt. Es ist nicht weit von hier. Übrigens, hat jemand Lust auf Vris?«
    Beide schüttelten heftig den Kopf, und so warf Sara den Lederbeutel mit seinem übelriechenden Inhalt auf den nächsten Abfallhaufen. »Ich dachte mir schon, daß die Gentlemen keinen Appetit hätten«, meinte sie dazu.
    Zwanzig Minuten später schritten sie einen Hügel hinab, der zu einer Bucht führte. Es roch kräftig nach Salzwasser und Tang, und die scharfe Luft fegte den letzten Vrisgeruch aus ihren Nasen und Kleidern. Bucht und See waren hinter einem Streifen Marschland zu sehen. Die Sonne von Kyros ließ das Meer tiefblau, fast violett erscheinen.
    Die Marsch hatte nur eine Sorte Pflanzen; sie waren faßförmig und hatten fünf oder sechs

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