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Der falsche Prophet

Der falsche Prophet

Titel: Der falsche Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodore R. Cogswell
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schlanke, dornige Blätter an ihrer Spitze. Sie wiegten sich im sanften Wind, und so wirkten sie unter den Strahlen Kyrs wie eine goldene Matte. Zwischen den Pflanzen bewegten sich Leute, um die Blätter zu ernten.
    »Das ist Jakim«, erklärte Sara. »Bauholz ist rar in Andros, und wenn die Blätter bearbeitet sind, werden sie zu Matten geflochten, die fast so widerstandsfähig sind wie Stahl.«
    Sie sah sich nach einem bestimmten Punkt um, nickte und ging nach rechts weiter. Wenig später gelangten sie in eine enge, gewundene Straße. Auch hier roch es intensiv nach Vris. Dieses Viertel, wußte Sara, sei fast ausschließlich von davongejagten Leuten aus den Bergen bewohnt. Die Straße war nicht gepflastert, und in der Mitte floß ein stinkender Bach. Der Gehsteig bestand aus Jakim-Matten, doch sie mußten über Haufen von Abfall und zerbrochenen Töpfen steigen. Irgendwo schrie eine Frau und lärmten betrunkene Männer.
    Nur einige runde Lehmhütten schienen bewohnt zu sein, die anderen waren halb verfallen. Zerlumpte dürre Kinder spielten zwischen Unrathaufen und eingestürzten Mauern.
    »Arme Teufel«, murmelte McCoy mitleidig. »Jedes System, das die Leute zu einem so erbärmlichen Leben zwingt, müßte geändert werden.«
    »Recht hast du ja, Bones«, pflichtete ihm Kirk bei, »aber das ist nicht unsere Aufgabe, und Spock macht die Sache nur noch schlimmer. Planeten wie Kyros müssen ihren eigenen Weg gehen und zu ihrer Zeit. Siehe Regel eins.«
    »Da ist es!« rief Sara. »Vembe sagte mir, die Tür sei rot und schwarz und direkt gegenüber von einem Weinladen ... Und was jetzt, Captain?«
    »Sicher läßt er eine einzelne Frau eher hinein, soviel wir aus seiner Beschreibung schließen können, als eine Frau in Begleitung von zwei Männern. Werden Sie mit ihm fertig, wenn Ihnen Dr. McCoy die Hypo gibt? Wir bleiben für alle Fälle in unmittelbarer Nähe.«
    »Sie können sich auf meinen Dopp verlassen, die wird mit allen Männern fertig«, erklärte Sara. Sie nahm von McCoy die Spritze entgegen und stieg über den Schlamm und Unrat der Straße, um zur Tür zu gelangen. Sie klopfte und wartete, doch nichts rührte sich innen. Deshalb winkte sie den beiden Männern. Sie klopfte erneut – erfolglos. Kirk griff nach einem Holzhebel, der den Türverschluß darstellte, drückte ihn rasch nieder und riß die Tür auf.
    Die Hütte war verlassen. Auf dem Tisch stand ein schmutziger Teller, daneben ein irdener Krug und ein leerer Weinbecher. Eine alte Kiste daneben hatte als Stuhl gedient. An einem Haken hing ein ausgefranstes, zerlumptes Bergbewohnergewand. Ein bettähnliches Gestell war umgeworfen.
    »Zu spät«, murmelte Sara.
    Kirk schwieg und drehte mit einem Stiefel die zerfetzte Matratze um. »Spock hat ihn«, stellte er fest. »Daran kann kein Zweifel bestehen. Aber wo könnte er sein?«
    Vor dem Weinladen hatten sich inzwischen ein paar Leute eingefunden. Zwei Frauen setzten sich neben die Tür, die Männer gingen hinein.
    »Vielleicht können wir dort erfahren, in welche Richtung sich Spock gewandt hat«, sagte Kirk. »Wir wollen das zu erfahren versuchen.«
    »Aber ich als Frau kann da nicht hineingehen, denn Weinläden der Bergbewohner sind für Frauen verboten, sogar für meinen Doppelgänger.«
    »Mehr als hinauswerfen können sie uns nicht«, meinte Kirk.
    Aber im Weinladen gab es inzwischen eine ziemlich laute und erregte Debatte. Ein Riese von einem Mann mit feuerroter Maske kam heraus, und ein zorniger Bergbewohner mit schiefergrauer Kapuze folgte ihm; er hatte einen kleinen, mickrigen Kyrosianer am Kragen und am Hosenboden und beförderte ihn mit einem kraftvollen Schwung mitten in den Abwasserbach.
    Dort saß der arme Kerl eine Weile, bis er sich von seinem Flug einigermaßen erholt hatte. Dann stand er auf und musterte, so gut es ging, seine vom Abwasser besudelte Kehrseite, rümpfte die Nase und versuchte den schlimmsten Schmutz mit den Händen abzustreifen – mit wenig Erfolg, versteht sich. Dann stand er hilflos und verlegen da.
    »Das Gesicht habe ich doch schon einmal gesehen«, bemerkte Sara nachdenklich. »Jetzt ist der Mann nur anders gekleidet. Vorher trug er ein langes Gewand. Sein Profil habe ich mit aufgenommen.«
    »Mal sehen, ob wir ihm helfen können«, sagte McCoy und holte aus der verlassenen Hütte das alte Gewand vom Haken. Das reichte er dem kleinen Mann und machte dazu eine entsprechende Handbewegung. Dankbar nahm dieser es entgegen und säuberte seine kurzen, weiten Hosen, so

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