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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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unbedingt eine gewisse Neugier an den Tag legen – erliege jedoch einem akuten Anfall von Gemeinheit und schweige.
    »Ein Freund von uns ist in eine Schweizer Bank eingestiegen«, sagt Keys. »Er versteckt sich zurzeit in Deeptown. Und der einzige Ort, wo er in Sicherheit ist, ist diese Bar. Denn hier kommen keine Fremden rein.«
    »Wir müssen auf ihn warten«, fährt Byrd fort.
    Was für ein trauriges Schauspiel!
    Ohne jegliche Originalität. Ich weiß genau, was ich hören würde, wenn ich noch eine Stunde bliebe, und womit die beiden herausrücken würden, wenn ich geschlagene drei Stunden bei ihnen hocken würde.
    »Wir können dich da nicht einweihen«, bringt Keys mit einem Seufzer hervor. »Denn das sind leider …«
    »Streng geheime Sachen«, platzt es aus mir heraus.
    »… düstere Sachen«, toppt mich Keys.
    »Hast du schon mal von einem Betriebssystem gehört, das Drug heißt?«, wechselt Byrd das Thema.
    »Nein, noch nie.« Ein Betriebssystem namens Freund ?
    »Dao hat es geschrieben«, verkündet Keys feierlich. »Es ist das einzige Betriebssystem weltweit, das über künstliche Intelligenz verfügt. Es ist fähig, sich selbst weiterzuentwickeln und zu perfektionieren. «
    »Hinter dem Programm sind alle her«, raunt mir Byrd zu. »Man hat zu einer großen und gefährlichen Jagd geblasen.«
    »Wir haben Drug auf unsern Rechnern installiert.« Keys schnippt mit den Fingern, damit der Barkeeper ihr ein weiteres Bier bringt.
    »Von den OS existieren bloß zwei Kopien.«
    »Eine auf meiner Kiste …«
    »… die andere auf meiner.«
    »Und auf die sind alle scharf.«
    »Bist du aus Moskau?«, fragt Byrd da plötzlich und setzt ein feierliches Lächeln auf.
    »Ja.«
    »Und du arbeitest noch mit Windows Home? Pass auf, ich werde dir Drug installieren. Du wirst aus dem Staunen nicht mehr rauskommen.«
    Ehrlich gesagt, habe ich ein Faible für Experimente mit unverifizierter Software. Allerdings gebe ich sie immer erst Maniac, damit er sie auf Viren checkt …
    »Das ist natürlich nicht ganz ungefährlich«, stellt Keys klar. »Dann wird nämlich auch auf dich die Jagd eröffnet.«
    »Daran bin ich gewöhnt«, antworte ich. Ich lange nach den Zigaretten. Ein Marker mehr oder weniger macht den Kohl auch nicht fett. Sobald ich meine Kiste neustarte, sind die Dinger eh erledigt.
    Ich hätte so gern geglaubt, dass Ilja wirklich Hacker kennt, die imstande sind, den Diver-in-der- Tiefe -Tempel zu finden …
    »Du wirst nicht mal merken, dass sich dein OS geändert hat«, versichert mir Keys. »Die Oberfläche ist wie gehabt. Drug legt sich über Windows Home und nimmt nur an einigen entscheidenden Daten Veränderungen vor. Bei unveränderter Benutzeroberfläche wird deine Kiste mit dem neuen OS viel besser laufen.«
    »Die Software passt sich an deinen Rechner an«, führt Byrd aus. »Du bist kein Hacker, deshalb wird dir das gar nicht auffallen … aber einem Profi springt die Veränderung sofort ins Auge.«
    »Du siehst, es lohnt sich immer, bei uns vorbeizuschauen«, schärft mir Keys ein.
    Ich nicke. »Schläft er eigentlich immer in der Tiefe ?«, frage ich die beiden mit einem Blick auf Ilja.
    »Ja, das gefällt ihm«, antwortet Byrd freundlich. »Hier wächst ein echter Hacker heran.«
    Ich habe keine Lust aufzustehen, deshalb werfe ich einen Blick auf die Uhr und rufe besorgt aus: »Mist! Mein Timer meldet sich gleich!«
    Die beiden grinsen mich verständnisvoll an.
    »Hast du den Diver-in-der- Tiefe -Tempel schon mal gesehen, Byrd?«, frage ich zum Schluss noch.
    »Ja.« Der Hacker zerdrückt völlig geistesabwesend die Zigarette in seiner Hand. »Das ist ein hoher weißer Turm mit einer Kristallkugel an der Spitze. Er hat sieben Sicherheitsstufen. Die Diver haben mich gebeten, das Sicherheitssystem zu testen …«
    »Meinst du, es geht in Ordnung, darüber zu sprechen?«, fällt Keys ihm ins Wort.
    »Das ist doch Schnee von gestern«, entgegnet Byrd. »Also, Leonid, kurz und gut, ich habe sechs Stufen gecheckt. Die siebte durfte ich nicht testen, denn die Diver hatten Schiss, dass ich
dann sehen würde, was sich im Kristallsaal befindet. Aber einen kurzen Blick konnte ich dennoch in den Raum werfen. Danach ist mir manches klar geworden. Genau in diesem Kristallsaal haben die Diver nämlich ihre speziellen Fähigkeiten erhalten. Irgendwer … muss dann den Schutz geknackt haben. Und das bedeutete das Aus für sie. Das Ganze ist jetzt schon drei Jahre her, aber ich erinnere mich noch daran, als sei es

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