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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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verdient sich gern was …«
    »Jetzt ist mir auch klar, wem ich die billigen Witzchen zu verdanken habe. Ihr Schiff hat an der Insel der Sirenen angelegt. Diese haben so fantastisch Songs von Depeche Mode gesungen, dass ein Teil der Mannschaft desertiert ist. «
    »Der stammt mit Sicherheit nicht von Pat. Der kann Depeche Mode nicht ausstehen.«
    Dschingis goss uns den bereits fertigen Kaffee ein, holte die Flasche Rigaer Balsam und kleine silberne Becher heraus und stellte alles auf den Tisch.
    »Willst du den Likör in den Kaffee oder extra? Ich nehme ihn normalerweise extra.«
    »Ich auch.«
    Wir grinsten uns unwillkürlich an.
    »Auf unseren Erfolg …« Dschingis hob das Glas.
    »Und ich?«, erklang es da verschlafen von der Treppe. »Bist du das, Ljonka?«
    Bastard kratzte sich den Bauch und blinzelte kurzsichtig.
    »Hast du deine Brille schon wieder verlegt?«, fragte Dschingis.
    »Ich habe sie nicht verlegt. Ich weiß genau, dass sie hier irgendwo ist … glaube ich.«
    Er zog seine monströsen Satinshorts hoch und setzte sich zu uns.
    »Es ist noch Kaffee da, nimm dir welchen, solange er noch warm ist«, forderte Dschingis ihn auf.
    »Du könntest einem alten Freund auch einschenken … jede Etikette lässt du vermissen …«, brummte Bastard und streckte sich zum Herd aus. »Wenn sie kommen, um dich zu enteignen, werde ich nicht ein Wort zu deiner Verteidigung vorbringen.«
    Er räusperte sich und stellte das Kupfergefäß mit dem Kaffee feierlich auf den Tisch. Sein Blick machte sich auf die Suche nach einer Tasse. Als er keine fand, seufzte er bloß und trank direkt aus dem Topf.
    »Wunderbar!«, brachte er heraus, nachdem er etwas Balsam in den Kaffee gegeben hatte. »Dürfte ich vielleicht bei dir überwintern, Dschingis?«
    »Würdest du etwa gehen, wenn ich nein sage?«
    »Selbstverständlich nicht. Außerdem schuldest du mir noch was. Eine Goldmünze. Noch aus den Zeiten vom Lastkahn.«
    »Ich schulde dir überhaupt nichts«, entgegnete Dschingis mit breitem Grinsen. »Die Goldmünze habe ich auf ehrliche Weise gewonnen. Schließlich bist du mit deiner Arbeit nicht rechtzeitig fertig geworden.«
    »Bin ich doch! Du hast bloß die Stoppuhr zu spät angehalten! «, brüllte Bastard. »Aber das ist typisch Unternehmer! Schrecken vor nichts zurück, um dich zu schröpfen! Echt! Sieh dir diesen Ausbeuter an, Ljonka!«
    »Was hat es eigentlich mit diesem Lastkahn auf sich, den ihr ständig erwähnt?«, fragte ich.
    »Auf diesem Lastkahn ist die russische Hacker-Community aus der Taufe gehoben worden!«, erklärte Bastard feierlich. »Auf die Hacker!«
    »Und auf die Diver!«, ergänzte ich und hob mein Glas.
    »Wir haben uns damals einen XT geklaut«, brüstete sich Dschingis.
    »Nicht geklaut! Sondern geliehen! Wir haben die Kiste ja wieder zurückgegeben!«
    »Ja, nach vier Jahren. Das war übrigens ein Fehler«, sagte Dschingis. »Vielleicht sollten wir uns jetzt so ein olles Ding kaufen … wenn es die überhaupt noch gibt. Und mal wieder Digger spielen.«
    »Digger …«, brachte Bastard versonnen heraus. »Ja …«
    »Auf dem alten, an einem Poller festgebundenen Lastkahn hat sich eine ganze Kompanie getroffen … von jungen Entwicklern. Wir hatten nur diesen einen Rechner.« Dschingis hing lächelnd seinen Erinnerungen nach. »Damit haben wir gelernt. Und zwar alles, was es zu lernen gab. Wir haben billiges Bier und billigen Kaffee in uns reingekippt, wir haben billige Brötchen gegessen und Hacksteaks aus Sägespänen. Es war eine gute Zeit, was, Tocha?«
    »Das stimmt«, bekräftigte Bastard. »Damals hatte ich zwar noch keine Harley, sondern nur eine Ish Jupiter. Aber sonst konnte ich nicht meckern.«
    Er schlürfte geräuschvoll den Kaffee und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Also, Jungs, wie weiter?«
    »Wieso sollen wir überhaupt weitermachen?«, fragte Dschingis zurück. »Wir werden es nicht schaffen, Dibenko daran zu hindern, dieses Programm in Umlauf zu bringen. Und es selbst verkaufen … Sicher, die Scheiben würden weggehen wie warme Semmeln. Ein Programm, das es dir erlaubt, eine unsterbliche virtuelle Kopie von dir zu erstellen. Aber mir reicht eigentlich das Leben, das ich habe.«
    »Was hat Dibenko denn mit dem Programm vor?«, wollte Bastard von mir wissen.
    »Keine Ahnung.« Ich zuckte die Schultern. »Wir könnten ihn danach fragen. Vielleicht gibt er uns ja eine ehrliche Antwort.«
    »Solche Programme, deren Entwicklung eine Stange Geld gekostet und an denen

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