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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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sollte, Intrigen, die bis zum Abend verblassen und am nächsten Tag zu Staub zerfallen.
    Das war der Rhythmus, dieser wahnsinnige Rhythmus von Deeptown. Ich liebte ihn. Trotzdem willst du manchmal deine mit Mikrochips vollgepfropfte Kiste am liebsten vergessen und dieses Zaubertor in die große und atemberaubende Welt nicht öffnen. Da willst du in einem normalen Zimmer sein, wo sich die Tapeten von der Decke lösen, die Dielen knarzen und es durchs Oberlicht zieht. Wo deine Frau, die du liebst, in der Küche singt und für dich Faulpelz Frühstück macht.
    »Mach mal Platz, Ljonka!«
    Vika erschien mit einem Tablett in der Hand, was mir einen verdutzten Blick entlockte.
    »Habe ich dir eigentlich schon mal Kaffee ans Bett gebracht?«
    »Nein«, antwortete ich ehrlich.
    »Dann wollen wir dieses Versäumnis schnellstens nachholen. «
    So was sieht in Filmen ja immer gut aus. Möglicherweise haben die da aber andere Betten. Und die Speiseröhre dürfte bei den Stars auch anders aufgebaut sein. Halb liegend, halb sitzend zu trinken, das geht ja gerade noch, in dieser Position jedoch zu essen – das ist die Herausforderung. Ich mag kontinentales Frühstück, nur haben Toasts die Angewohnheit zu krümeln, und zwar nicht aufs Tablett, sondern ins Bett. Weichgekochte Eier lassen sich auch kaum auf dem Tablett aufklopfen, wenn dieses Tablett auf einer dicken Decke liegt, unter der sich wiederum dein eigener weicher Bauch befindet. Dann wackelt einfach alles.
    »Du darfst jetzt mit Fug und Recht vor deinen Freunden damit angeben, dass deine Frau dir das Frühstück ans Bett bringt«, erklärte Vika. »Spar dir aber die Präzisierung, wie oft das geschieht, abgemacht?«
    »Abgemacht.«
    Ich genoss das Ganze in vollen Zügen, auch wenn ich eigentlich lieber im Sitzen, gewaschen und mit geputzten Zähnen frühstücke.
    »Vika«, sagte ich, nachdem ich ein paar Schluck Kaffee getrunken hatte, »was hast du heute für Pläne?«
    »Ich gehe zur Arbeit. Ich habe schon angerufen, dass ich ein bisschen später komme … aber wirklich nur ein bisschen.«
    »Könntest du die Arbeit heute nicht mal vergessen? Lass uns ausgehen. Ins Theater. Oder in ein Konzert. Und davor einfach irgendwohin spazieren gehen …«
    »Das wäre schön«, räumte sie ein. »Nur wird daraus leider nichts.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du heute ebenfalls arbeitest.« Sie lächelte und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
    »Ich habe aber keine Lust«, maulte ich im Ton eines verwöhnten Kindes.
    »Das ist ein gutes Zeichen. Trotzdem muss es sein. Du fährst jetzt zu deinen Freunden. Dann entscheidet ihr, was ihr mit den Dateien von Dibenko macht. Setzt euch mit ihm in Verbindung … und versucht, den Dark Diver zu finden. Und klärt endgültig alle noch offenen Fragen!«
    »Du meinst, wer von uns was möchte«, erwiderte ich.
    »Ganz genau. Seht zu, dass ihr zu einem Interessensausgleich kommt. Wenn du mich fragst, sollte diese Erfindung noch nicht auf die Welt losgelassen werden. Zumindest sollte die breite Öffentlichkeit davon verschont bleiben. Die Menschheit braucht nämlich nur noch künstliche Intelligenzen und Menschen, die in der elektronischen Welt unsterblich sind … um endgültig eine kollektive Psychose zu erleiden. Ich glaube, dass Dibenko das eingesehen hat. Und dieser Dark Diver … sollte das auch begreifen. Bleibt die Frage, was er vorhat. Er wird die Dateien bestimmt nicht an alle weiterreichen, die scharf darauf sind. Oder er wird Dibenko erst in den Bankrott und dann in den Selbstmord treiben. Was also ist sein Motiv? Geld, Macht, Ruhm oder verletzte Selbstliebe. Kriegt das raus. Und dann findet einen Kompromiss. Das ist mein Rat … sozusagen vom schönen Geschlecht der Menschheit.«
    »Gut.« Ich lächelte. »Wir werden es versuchen.«
    »Und pass auf dich auf.« Vikas Gesicht wurde ernst. »Bitte. Wenn du dem Dark Diver begegnest, tauche auf! Vielleicht hat Dibenko ja doch recht, und er ist bewaffnet …«
    »Okay.«
    »Ljonka … ich weiß, dass das kein Spiel ist. Und dass ihr alle euer Leben riskiert. Nehmt den Jungen also besser nicht mit nach Deeptown. Er wäre eine perfekte Geisel.«
    »Ich richte es Dschingis aus.«
    »Und vergiss nicht, was ich gestern gesagt habe. Geh nicht selbst auf die Jagd! Noch dazu mit dieser Waffe!«
    »Gut.«
    »Dann pass also auf dich auf. Und kämm dir die Haare!«
    Ich verschluckte mich beinahe am Kaffee, als ich diese bizarre Mischung aus Ratschlägen vernahm. Vika stellte unterdessen das Tablett auf

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