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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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ich nicht!«, schreit Dschingis. »Das schaff ich nicht!«
    Die Leine zittert. Die Kette klirrt. Aber ich bleibe in der Tiefe eingesperrt.
    Tiefe, Tiefe …
    »Doch! Du schaffst das! Du musst das schaffen!«, verlange ich. Dann verpasse ich ihm eine Ohrfeige. Mit voller Kraft. »Du musst! Und weil du es musst, kannst du es auch!«
    Du warst nicht immer gut zu mir, Tiefe . Und auch ich habe dich nicht immer geliebt. So etwas gibt es nur im Märchen. Aber ich glaube daran, dass du nicht nur eine stumpfsinnige, herzlose Linse bist, die über unsere auf einem Glasträger befestigten Seelen gestülpt wurde. Nein, du bist mehr. Du bestehst aus jedem Einzelnen von uns. Wir alle haben für dich gelitten. Wir haben dir alles gegeben, was wir hatten. Das Gute und das Böse, den Hass und die Liebe. Deshalb muss in dir etwas Neues entstanden sein. Und ich glaube nicht, ich will einfach nicht glauben, dass dieses Neue grausam und unbarmherzig ist.
    Ich bitte nicht für mich. Und auch nicht für Dschingis oder Bastard. Noch nicht einmal für Pat. Ich bitte für uns alle. Für alle, die in die Tiefe gehen, die jetzt in ihr sind oder sie eines Tages besuchen werden.
    Denn sollte Pat sterben, dann würdest du eine andere werden, Tiefe .
    Unwiderruflich.
    Der Dark Diver kann seine heißbegehrten Daten ruhig bekommen – deshalb ist unser Spiel nicht aus. Doch wenn dieser
Junge stirbt – der kein überragender Hacker ist, der Pavian mit einem W schreibt und der nach Ansicht des Dark Divers das ewige Leben in der virtuellen Welt nicht verdient hat – dann ist unser Spiel aus.
    Dann haben wir alle verloren.
    Sogar du, Tiefe …
    Ich sehe Dschingis in die Augen – und entdecke seine Angst, seine Verzweiflung, beobachte, wie er an der unsichtbaren Hürde scheitert.
    Tiefe, Tiefe …
    Und da geschieht etwas.
    Es ist, als würde sich zwischen Dschingis und mir ein Faden spannen.
    Und ich meine, in seinen Augen Splitter des blauen Eises, Blütenblätter der purpurnen Feuerblume tanzen zu sehen.
    Während er in einen bodenlosen Abgrund zu springen scheint.
    »Oh!«, stößt Bastard aus, als der Körper von Dschingis trübe wird, seine Farbe verliert und sich in Luft auflöst. »Was ist das?«
    »Die Herzmassage!«, schreie ich. »Verabreiche Pat eine Herzmassage! «
    Natürlich konnten wir uns das sparen: leichte Schläge auf die Magnetbänder im VR-Anzug, die Illusion eines Schlages, die Illusion einer Berührung – all das wird Pat nicht retten. Doch Bastard soll ruhig etwas unternehmen, während sich Dschingis irgendwo in der realen Welt den Helm vom Kopf reißt, sich aus den verhedderten Kabeln befreit und aus dem Zimmer stürzt.
    Ja, Bastard soll ruhig etwas unternehmen …
    »Ich bringe dieses Schwein um!«, brüllt Bastard, während er ungeschickt auf Pats Brust drückt. »Das schwöre ich! Ich bringe ihn um! Den verquirle ich zu Scheiße!«
    »Der gehört mir!«, stelle ich klar und springe auf.
    Ich habe die Gewalt über meinen Körper zurück, er fügt sich wieder meinen Befehlen.
    Vielleicht hat die Wirkung des Schusses nachgelassen. Vielleicht hat die graue Spirale aufgehört, uns auszusaugen.
    Vielleicht musst du manchmal aber auch alles, was du hast, geben, um etwas zu bekommen.
    Die Antwort auf diese Frage interessiert mich nicht.
    Selbst wenn ich jetzt aufhöre, ein Diver zu sein. Für immer.
    Ich renne aus der Bibliothek.
    Der Dark Diver gehört mir.
    Ich versuche nicht, die Tür zu öffnen. Ich schlage auf sie ein —die Holzverkleidung birst wie Papier, der Stahl wölbt sich wie Karton – und springe durch die Tür hindurch.
    Ich kann verzeihen.
    Viel.
    Ich kann glauben.
    Fast alles.
    Ich glaube, dass der Dark Diver Romka nicht ans Messer liefern wollte. Das hätte mir auch passieren können. Auch ich hätte Romka an den erfahrenen Hacker empfehlen können, damit er etwas lernt und Erfahrungen sammelt.
    Ich glaube sogar, dass der Dark Diver nicht geahnt hat, mit welcher Waffe er da geschossen hat. Dass er sich sicher war, Pat nur zu lähmen.
    Aber eins verzeihe ich nicht. Diese feige Schnelligkeit, die der Dark Diver bei seiner Flucht an den Tag gelegt hat. Als er begriff, was er angerichtet hatte …
    Er gehört mir.
    Dort, in Dschingis’ Wohnung, konnte ich nichts mehr ausrichten. Ich habe weder die Kräfte noch das Wissen, um den Folgen dieses Schusses etwas entgegenzusetzen. Aber ich bin stark genug, um neue Schüsse zu verhindern.
    Ich rase Hals über Kopf aus dem Haus. Sicher, ich könnte die Security-Typen

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