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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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geschleudert.
    Am Boden liegend feuere ich ununterbrochen weiter. Die Intervalle zwischen den einzelnen Schüssen wachsen bereits an, weil sich die Ladung einfach nicht so schnell regeneriert. Trotzdem habe ich am Ende Erfolg.
    Der Brustpanzer platzt, das Monster fällt.
    Ich stehe auf. Mein Kopf dröhnt, meine Seite schmerzt, meine Hände zittern.
    Toller Auftakt!
    Das Blut in meinen Schläfen pulsiert mit einem gleichmäßigen Bumm, Bumm, Bumm.
    Nur kann ich mich um meine Befindlichkeit nicht weiter kümmern. Mir stapft nämlich bereits ein zweites Monster entgegen, eine genau Kopie des ersten – nur mit dem Unterschied, dass es frisch, voller Energie und Tatendrang ist, während ich mehr tot als lebendig bin und meine Pistole kaum noch was taugt.
    Tiefe, Tiefe, ich bin nicht dein …
    Dann pfeifen wir eben auf die Regeln!
    Die Szenerie sah nahezu unverändert aus. Was für eine exzellente Arbeit! Dennoch hielt mich das Labyrinth des Todes nicht länger gefangen. Ich befand mich in meiner Wohnung, mit einem VR-Helm auf dem Kopf und im Sensoranzug, und nur auf dem Bildschirm hielt ich mit ausgestrecktem Arm eine gezeichnete Pistole in der Hand.
    Kaum hatte meine Figur einen Schuss abgegeben, warf sie sich nach rechts. Das Monster drehte sich leicht plump, aber trotzdem schnell um.
    Ich rollte weg.
    Sprang auf.
    Hechtete zur Seite.
    Das Monster feuerte ununterbrochen. Die Raketen schlugen in die Wände ein, die Stoßwelle schüttelte mich durch.
    Ein Tanz zwischen Feuerblumen.
    Ich kam mir vor wie eine halbzerquetschte Biene, die vor einem feuerspeienden Bären herumschwirrte.
    Und die nur sehr selten zustechen konnte.
    Aber immerhin landete ich ab und an einen Treffer.
    Als ich meinen letzten Schuss abfeuerte, wusste ich, dass ich das wahnsinnige Tempo dieses Tanzes nicht länger würde halten können. Die Entscheidung, mich dicht vor den Feind zu werfen, war ohne Zweifel richtig gewesen. Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dass noch ein zweites Monster auftauchte.
    Genau in dieser Sekunde stieß mein Feind ein tiefes Heulen aus und fiel tot um.
    Deep.
    Enter.
    Ich sitze neben dem zerfetzten Körper, die Pistole auf meinen Knien, und wische mir den Schweiß von der Stirn.
    Und das … war der Auftakt des Spiels?
    Das erste Level?
    Aber gut, diese Hürde habe ich genommen.
    Meine Bewegungen sind verlangsamt, denn ich bin verwundet. Unter ein paar leeren Kisten entdecke ich ein MedKit. Das ist eine unveränderliche und vermutlich auch unvermeidliche Konzession der Spieldesigner: Menschen wie Monster erhalten dieselben Medikamente.
    Sobald ich den kleinen Kasten auf meinen Körper presse, legt sich der Schmerz, gewinne ich meine Kraft zurück, zieht der rosafarbene Nebel vor meinen Augen ab.
    Dann mal weiter! Schließlich bin ich der Revolvermann, das habe ich gerade erst unter Beweis gestellt!
    Der Tunnel bringt mich zu einer Hügelebene. In der Ferne mache ich Hütten aus.
    Das traurige Krächzen der Vögel schwillt immer weiter an …
    Als ich den Kopf in den Nacken lege, um nach oben zu sehen, fange ich mir prompt einen Flügelschlag ins Gesicht ein.
    Der Vogel erinnert am ehesten an einen Mini-Pterodactylus. In dem aufgerissenen Schnabel warten spitze, messerscharfe Zähne …
    Das hat mir gerade noch gefehlt!
    Eine geschlagene Minute stürmen nun von allen Seiten Flugmonster auf mich ein und nehmen mich unter Beschuss.
    Trotzdem schaffe ich es, eine dieser Kreaturen zu erledigen …
    … bevor ich dann die nächsten fünf Sekunden lang zuschauen darf, wie diese Monster den Körper vom Revolvermann verschmausen.
    Selbst Fetzen meiner Uniform verschmähen sie nicht, sondern schlingen sie einfach runter. Wahrscheinlich halten sie die für die Vorspeise.
     
    »Der Alleingang ist dir wohl nicht bekommen!«, höhnt der Sergeant. Es ist derjenige, den ich mit meiner Pistole bedroht habe. »Von wegen … Revolvermann!«
    »Du hast zu viele Geschichten gehört. Da wolltest du wohl selbst mal den Revolvermann spielen«, sagt der Intelligenzler ohne jede Herablassung. »Aber, meine Damen und Herren, lassen Sie uns jetzt ernsthaft über eine Strategie nachdenken! Ich hielte es für das Beste, wenn wir unsere Kräfte bündeln! Nur als Mannschaft werden wir dieses Spiel bewältigen!«
    Die Sergeanten erheben gegen seine Initiative keinen Einspruch, ja, sie lassen nicht mal ihre Knüppel sprechen. Weil sie jetzt ihr Ziel erreicht haben, uns zu einer eingeschworenen Kampfgemeinschaft zusammenzuschweißen?
    Abgesehen davon

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