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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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einen Schritt nach vorn, ich folge ihm. Bastard bleibt, wo er ist, und hält den halblaut protestierenden Pat fest gepackt.
    Und dann geschieht es.
    Eine Bewegung, ein Sprung, ein grauer Schatten, der über die Stufen schießt.
    Maniac holt aus – und das harmlose Taschenmesser verwandelt sich im Flug in eine Lanze aus blauem Licht. Der Eindringling
will sich ducken, doch da durchbohrt der Strahl ihn schon und schleudert ihn an die gegenüberliegende Wand. Dort erstarrt er, aufgespießt wie ein Käfer auf eine Nadel.
    »Rofl!«, stößt Bastard aus. Was er mit dieser Buchstabenkombination ausdrücken will, weiß ich nicht.
    Vielleicht seine Verwunderung, dass der ungebetene Gast eine exakte Kopie von Dschingis ist?
    Er ist sogar genauso angezogen, mit einem Trainingsanzug und Turnschuhen.
    »Wer bist du?« Dschingis reagiert recht gelassen auf das Auftauchen seines Doppelgängers. Er behält ihn im Visier, macht aber keine Anstalten zu schießen.
    Der Pseudo-Dschingis runzelt die Stirn, packt die lodernde Lanze und reißt sie sich mit einem einzigen Ruck aus der Schulter. Blut fließt, genau wie es sein muss. »Ein Gast«, antwortet der Mann.
    »Ein ungebetener, noch dazu mit einem falschen Gesicht.«
    »Woher willst du wissen, wie mein wahres Gesicht aussieht, Dschingis?« Der Unbekannte grinst schief. »Aber vielleicht …«
    Er fährt sich mit der Hand über sein Gesicht und verwandelt sich, schrumpft ein wenig und wird in den Schultern breiter. Die Haare auf dem Kopf fallen ihm aus, dafür wachsen ihm welche auf der Brust. Von der Kleidung bleiben nur alte, zerknitterte Shorts übrig.
    »Wie unverschämt!«, schreit Bastard. »So hässlich bin ich nicht!«
    Doch Dschingis bedeutet ihm mit einer Handbewegung, den Mund zu halten. »Wer bist du? Was willst du? Wie konntest du in mein Haus eindringen?«
    »Soll ich der Reihe nach auf deine Fragen antworten?« Der Besucher zeigt nicht die geringste Verlegenheit. Und auch dass wir zu fünft sind, er aber allein ist, beunruhigt ihn nicht.
    Angesichts der Tatsache, wie mühelos er Maniacs Waffe ausgeschaltet hat, scheint mir diese Selbstsicherheit allerdings nicht unbegründet.
    »Ja.«
    »Ich bin derjenige, den man den Dark Diver nennt.«
    »Halleluja!«, brummt Bastard. »Wie viel Gesichter hast du denn noch auf Lager?«
    »Ich will euch warnen«, sagt sein Doppelgänger, ohne auf Bastards Bemerkung einzugehen.
    »Wie bist du reingekommen?«, wiederholt Dschingis seine Frage.
    »Ganz einfach. Ich bin zu dir geworden.« Es folgt ein spöttisches Grinsen. »Aber irgendwie haben wir uns in diesem Durcheinander noch gar nicht begrüßt … Die Herren Hacker … Hallo, Schurka.«
    Maniac starrt ihn wütend an, erwidert jedoch kein Wort.
    »Der verehrte Diver …« Er deutet ein Nicken in meine Richtung an. »Ich glaube, ihr macht einen großen Fehler.«
    »Und welchen?«, fragt Dschingis ungerührt.
    »Unser kleines Geschäft«, sagt der Dark Diver mit Blick auf Bastard, »ist offenbar geplatzt, schließlich habt ihr die Daten von New boundaries nicht besorgt. Es tut mir sehr leid, dass Roman gestorben ist. Aber uns verbindet jetzt nichts mehr … und das soll es auch nicht.«
    »Das stimmt nicht, Kumpel.« Bastard lässt Pat los, der seinen Protest inzwischen eingestellt hat, und geht auf den Dark Diver zu. »Wir haben die Daten.«
    »Hier?« Der Dark Diver lächelt so breit, dass klar ist: Wir werden ihm nichts vormachen.
    »Im Moment nicht. Aber das wird sich bald ändern.«
    »Das wird es nicht. Ihr werdet die Dateien nicht bekommen. Niemals.«
    »Und ob!« Bastard fuchtelt mit der leeren Flasche. »Und dann geben wir sie dir. Alles wie abgemacht.«
    »Ihr wollt das wohl nicht verstehen.« Der Dark Diver stößt einen höchst überzeugenden Seufzer aus. »Den Diver-in-der- Tiefe -Tempel kann nur jemand betreten, der über die Fähigkeiten eines Divers verfügt.«
    Er weiß wirklich alles!
    Mit einem Mal begreife ich, dass das Ganze kein Spiel ist. Die leichte Starre, die mich nach dem Auftauchen des Unbekannten gefangen hat, weicht von mir.
    Vor mir steht wirklich ein Diver, der seine Fähigkeiten nicht verloren hat. Ein Typ, der in der Tiefe weiter nach seinen Regeln spielt!
    Während wir anderen alle den Verstand verloren und uns dem Wodka ergeben haben. Während wir gelernt haben, Programme zu schreiben und uns mit Hilfsarbeiten durchzuschlagen, inständig hoffend, irgendwann aufs Spielfeld zurückkehren zu können.
    Während er unverändert das alte Spiel mit

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