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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Realität und Fiktion gespielt hat …
    »Deshalb werdet ihr scheitern, selbst wenn ihr das Labyrinth schafft«, stellt der Dark Diver klar. »Nehmen wir doch einmal an, ihr lasst die alten Zeiten wieder aufleben, holt euch ein paar Dutzend spielwütiger Teenager ins Team, besorgt euch eine Viruswaffe … und legt tatsächlich einen Durchmarsch durchs Labyrinth hin, ja, ihr findet sogar den Tempeleingang. Und dann? Glaubt ihr wirklich, damit wäre die Sache erledigt?«
    Alle schweigen.
    »Nur ein Diver kann den Tempel betreten«, fährt der Unbekannte fort.
    »Wir haben einen Diver im Team, vergiss das nicht«, mischt sich Maniac ein. »Deshalb schaffen wir das Labyrinth und kommen in den Tempel! Besser gesagt, er kommt rein.«
    Daraufhin richtet Bastards Doppelgänger den Blick auf mich. Mir wird ganz mulmig. Der Kerl scheint mich regelrecht zu röntgen.
    »Leonid … ist ein Ex-Diver.« Er zieht die Arme mit einem Ruck von oben nach unten über sein Gesicht, als lasse er ein Rollo runter.
    Ich sehe in meine eigenen Augen.
    »Er ist schon lange kein Diver mehr«, hält mein Doppelgänger fest. »Er musste das Schiff aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Ein Diver mit Deep-Psychose – das ist wirklich ein guter Witz.«
    »Ich komme in den Tempel«, versichere ich. Obwohl ich selbst nicht an diese Worte glaube, muss ich sie einfach aussprechen.
    »Das wirst du nicht, Leonid. Sieh der Wahrheit endlich ins Gesicht! Du bist nicht der Revolvermann. Du bist kein Diver. Deine Zeit ist vor zwei Jahren abgelaufen. Du hattest eine Chance, aber du hast sie nicht genutzt. Deshalb bist du heute ein Niemand. Ohne Namen.«
    »Spar dir diese Reden«, knurrt Maniac. »Auf die können wir gern verzichten!«
    »Ich habe einen Vorschlag.« Der Dark Diver sieht uns einen nach dem anderen an. Lächelnd.
    Also echt! Ich habe ein viel freundlicheres Lächeln.
    »Dann lass mal hören!«, verlangt Dschingis.
    »Vergesst diese Daten! Sie werden euch nichts nutzen. Ihr könnt mit den Informationen, die sie enthalten, nichts anfangen. Der Einzige, dem sie etwas nutzen – das bin ich.«
    »Und wir sollen wohl auch vergessen, dass Romka gestorben ist?«, fahre ich ihn an. »Oder dass Deeptown sich in die gleiche Scheiße verwandelt, die wir schon mit der realen Welt haben, ja?«
    »Woher willst du wissen, wie ich zu Romka stand?«, hält mir der Dark Diver vor. »Und was Deeptown für mich bedeutet? Oder die reale Welt? Ihr seid Kinder … Kinder, die sich in der Tiefe verirrt haben. Ihr wart es, die die virtuelle Welt in einen Abklatsch des realen Lebens verwandelt habt! Und zwar schon vor sehr langer Zeit.«
    Dieses Gespräch hätte sich womöglich noch ewig hingezogen. Vielleicht hätten wir dabei sogar was Wichtiges erfahren. Aber da reißt Pat seine Waffe hoch. »Du hast dich doch selbst auch verlaufen!«, brüllt er. »Und wir wollen dich hier nicht haben!«
    Wohl wahr.
    Die Waffe in seinen Händen rattert wie eine MP, die Kugeln durchlöchern die Wand. Der Dark Diver hat sich jedoch rechtzeitig zu Boden geworfen und kriegt nicht einen Schuss ab. Dafür geht er jetzt zum Gegenangriff über. Mit einer Pistole, wie auch ich sie habe, trifft er auf Anhieb.
    Pat krümmt sich und geht zu Boden.
    Damit geht der Wahnsinn los.
    Dschingis feuert, die Kugeln durchsieben den Körper des Dark Divers, fügen ihm aber offensichtlich nicht den geringsten Schaden zu. Bastard stürzt sich mit Gebrüll auf seinen Feind und zieht ihm die Flasche über den Schädel.
    Doch auch das bringt rein gar nichts.
    Ich richte meine Waffe auf den Dark Diver. Wenn ich bloß Bastard nicht treffe! Der Dark Diver nimmt mich ebenfalls ins Visier. Als Einzigen.
    Als wüsste er, was für eine Ladung in meiner Waffe steckt.
    Wir schießen gleichzeitig. Oder bin ich vielleicht doch den Bruchteil einer Sekunde schneller?
    Denn ich sehe noch, wie der Kopf des Dark Divers in blutig-graue Teilchen zerfetzt wird und sein Körper sich in einem Krampf krümmt.
    Dann erreicht auch mich seine Kugel.
    Um mich herum wird alles dunkel.
     
    Es ist kein sonderliches Vergnügen, mit einem Kochtopf auf dem Kopf dazusitzen.
    Die Displays des Helms waren dunkel und tot.
    Ich löste das Band unterm Kinn und nahm den alten Sony ab. Ein Blick auf den Monitor: Auch hier war alles schwarz.
    Scheiße.
    »Vika, öffne das Programm! Wir haben zu arbeiten!«
    Meine Hoffnung, dass der Dark Diver lediglich die Stromversorgung des Rechners unterbrochen hatte, war gering. Trotzdem startete ich den

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