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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Lungen abhorcht – und dann mit verschlossener Miene in unleserlichen Krakeln etwas in deine Krankenakte einträgt.
    »Vierundzwanzig Volt auf den Prozessor – und finito!«, triumphiert Bastard. »Soll ich dir ein Bierchen aufmachen, Vika?«
    »Danke, ich hab noch.«
    Vika saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Sofa, weidete sich an unserem Anblick, nippte immer wieder an ihrem Bier und klaubte sich ab und an aus einem Glas eine Olive.
    »Dein Prozessor ist abgeschmiert!«, diagnostizierte Bastard, öffnete die nächste Flasche Jaroslawskoje – auch dies ein Kompromiss zwischen seinem Shiguljowskoje und der Höflichkeit – und trank einen Schluck. »Hast du einen auf Halde?«
    »Machst du Witze? Woher …?«
    »Schwill ab! Den hier habe ich eigentlich für mich besorgt.« Der Hacker kramte in seiner Tasche, um schließlich ein Taschentuch herauszuholen, das seine frischgewaschenen Tage schon lange hinter sich hatte. In dessen einer Ecke befanden sich eindeutige Spuren vom letzten Schnäuzen. Als er es auffächerte, war ich mir sicher, er würde mit der Geste eines Zauberers einen Prozessor zutage fördern.
    Doch er wollte sich nur noch mal die Nase putzen.
    »Ich baue dir eins, zwei einen Prozessor ein. Zu deiner Hauptplatine passt er … Mann, nur gut, dass ich das Ding eingesteckt habe.«
    »Komm schon, du hast einfach auf gut Glück alles angeschleppt, was du hattest … Wie kann man einen Prozessor so zurichten, Bastard?«
    »Scheißschlaue BIOS heutzutage …« Eine Antwort auf meine Frage lag offenbar unter seiner Würde. »Na, dann wollen wir doch mal sehen … Womöglich ist hier noch was durchgeschmurgelt …«
    »Wenn die Stromzufuhr bei nur zwölf Volt liegt, wie konnte dann …?«
    »Du weißt, was plus und minus zwölf Volt sind?«
    Das wusste ich nicht. Trotzdem nickte ich.
    Bastard holte derweil aus seiner Riesentasche einen kleinen Koffer – und aus dem den Prozessor. Als er ihn anstelle des alten einsetzte, legte er den Jumper bedenkenlos auf die Hauptplatine. »Schließ den Bildschirm an«, brummte er.
    Sobald ich es getan hatte, drückte Bastard feierlich auf den Knopf zum Einschalten des Rechners.
    »Da tut sich nichts«, kommentierte Vika.
    »Das wird sich gleich ändern«, erwiderte Bastard. »Leonid, den Stecker in die Dose.«
    Er drückte noch mal auf den Einschaltknopf, und die Festplatte surrte leise los.
    »Wer sagt’s denn«, rief Bastard triumphierend aus, als auf dem Bildschirm das Logo von Windows Home erschien. »Und ihr habt schon gedacht, die Kiste wär im Arsch.«
    »Bastard … ich habe gerade kein Geld für einen Prozessor.«
    »Den setz ich Dschingis auf die Rechnung«, erklärte Bastard leichthin. »Wird ihn nicht arm machen. Außerdem warst du bei ihm, als deine Kiste verreckt ist.«
    »Aber fair ist das nicht.«
    »Komm mir doch nicht damit! Du brauchst einen funktionierenden Rechner. Und im Moment auch einen schnellen. Pass auf, ich erweitere deinen Arbeitsspeicher um ein Gigabyte.«
    Wie hätte ich diesen Vorschlag ablehnen sollen? Als ich mir vorstellte, wie es wäre, mit einem Prozessor mit eintausendzweihundert Megahertz in die Tiefe zu gehen und dazu einen größeren Arbeitsspeicher zu haben, stieß mein Gewissen nur einen kurzen durchdringenden Schrei aus – dann verstummte es.
    »Wollt ihr diesen Tempel also doch suchen?«, fragte Vika.
    »Selbstverständlich!«, antwortete Bastard, der nach wie vor am Rechner hantierte. »Was bleibt uns denn anderes übrig, meine Teure?«
    »Nicht in diesem Ton, mein Teurer!«
    Bastard zog den Kopf ein, was bei seinem kurzen Hals allerdings kaum auffiel. Ängstlich sah er mich an. »Tut mir leid, Vika, ich wollte nicht frech werden.«
    »Schon gut, Bastard. Erklär mir lieber, was ihr euch davon versprecht. «
    »Wir wollen an diese Daten kommen. Wir wollen demjenigen auf die Füße treten, der eine Waffe der dritten Generation entwickelt hat.«
    »Und du glaubst, ihr schafft das?«
    »Wir müssen es auf alle Fälle versuchen.« Jetzt hatte Bastard das Motherboard eingesetzt und machte sich daran, die übrigen
Bauteile auf ihm zu montieren. »Ein Versuch schadet ja nichts, oder?«
    »Da wär ich mir nicht so sicher«, sagte sie. »Außerdem kann man die Zeit nicht zurückdrehen. Und diese Waffe existiert bereits. «
    »Das kann sich schnell ändern, denn vernichten lässt sie sich garantiert ohne Probleme«, entgegnete Bastard, der gerade die Grafikkarte einsetzte. »Jedenfalls dürfen wir jetzt nicht den Schwanz

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