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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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dem Namen Porno-Valdi. Drehe mich dann im Sitz zur Seite. Gucke fest in die schwarzen Augen, die unerwarteterweise heiter funkeln.
    »Hast du’s vielleicht schon mal ausprobiert?«, frage ich.
    Ludmilla zögert die Antwort heraus. Ein spöttisches Lächeln überzieht ihre hübschen roten Lippen.
    Aber nur ganz kurz.
    »Weißt du«, sagt sie und legt ihre Hand auf mein Knie, »vielleicht erfährst du später mehr, man weiß ja nie.«
    Die dunklen Abgründe in ihren Augen scheinen plötzlich voller Verheißungen zu sein.
    Versuchungen. Versuchungen!

13
    Montag
     
    Die Goldjungs haben das Kriegsbeil ausgegraben.
    Valgeir kann seinen Ärger auf Siggi Palli nicht verheimlichen, als ich bei ihm im Büro vorbeikomme. Er ist der Dienst habende Wachtmeister, der die Ermittlungen wegen der Vergewaltigungsklage leitet.
    Der Kerl ist schon weit über fünfzig, scheint aber trotzdem in guter körperlicher Verfassung zu sein. Groß, gepflegtes Äußeres, mit wucherndem dunklen Haar. Aber kalten Augen.
    Valgeir kündigt an, dass sie Siggi Palli in den nächsten Tagen erneut zu einem Verhör vorladen wollen. Wenn sie einen förmlichen Bericht über Marias Reaktion zu seiner Aussage erhalten haben. Lässt durchblicken, dass sie ihrerseits seine Beschreibung ihres Verhältnisses völlig abstreitet.
    Also steht Aussage gegen Aussage: War es eine Vergewaltigung am ersten Sommertag? Oder eine Liebesbeziehung, die den größten Teil des Jahres bestand?
    Sie haben keine Zeugen, die Licht in die Angelegenheit bringen könnten. Kein wie auch immer geartetes Beweismaterial. Nur die gegensätzlichen Aussagen der beiden. Das weitere Verfahren hängt davon ab, wer glaubwürdiger erscheint.
    Ich verstehe nicht, wie Siggi Palli das Gefühl haben konnte, dass die Goldjungs seiner Aussage Glauben schenken. Zumindest Valgeir scheint nicht an der Rechtmäßigkeit der Klage zu zweifeln.
    Außerdem ist er empört, dass ein Mann in den Enddreißigern sich überhaupt erlaubt, mit einem vierzehnjährigen Mädchen zu schlafen. Selbst wenn es keine Vergewaltigung war.
    Ich nehme schweigend die Aktenmappe mit den polizeilichen Schriftstücken entgegen. Höre mir sein Geschwätz an, ohne den geringsten Versuch zu unternehmen, Siggi Pallis Verhalten zu verteidigen. Nicht hier und jetzt.
    Aber ich bin wohl genötigt, es später im Gerichtssaal zu tun. Wenn der Fall überhaupt dorthin kommt.
    Suche dann Raggi auf.
    Er tut so, als hätte ich ihn sehr überrascht. »Was willst denn du mit diesem Neonazi?«, fragt er.
    »Nichts.«
    »Nichts?«, wiederholt er. »Und warum war dann hier heute Morgen wegen dir der Teufel los?«
    »Keine Ahnung«, antworte ich und lächele sonnig.
    Die Hängebacken tanzen, als Raggi den fetten Kopf schüttelt. »Ich hab’s ja schon immer gesagt, mit dir hat man immer nur Scherereien!«
    Huch!
    Na, es ist ja nicht so, als ob ich das noch nie gehört hätte.
    »Hat Ófeigur sich also entschieden?«, frage ich.
    »Ich habe gehört, dass sein Antrag auf dem Weg durch die Instanzen ist.«
    »Gibst du mir dann die Durchschläge von den Unterlagen, die den Fall betreffen?«
    »Du bekommst von uns nicht den kleinsten Papierschnipsel! Erst wenn du förmlich als Verteidiger eingesetzt bist«, antwortet er barsch.
    »Ist der Obduktionsbericht schon da?«
    »Nein, aber er spielt ja auch keine große Rolle, denn es wissen ja alle, dass Salvör starb, als dein zukünftiger Klient sie in den Plenarsaal hinunterstieß.«
    »Ich frag ja bloß.«
    »Die ganze Bevölkerung hat immer wieder im Fernsehen gesehen, was Ófeigur mit ihr gemacht hat. Dieses Beweismaterial ist und wird immer unwiderlegbar sein! Und deshalb spielt es keine Rolle, ob du zu verhindern versuchst, dass dieser Abschaum sein gerechtes Urteil für diesen schäbigen Totschlag bekommt, selbst wenn du Tag und Nacht daran arbeitest.«
    »Ich wusste nicht, dass du den Fall so persönlich nimmst.«
    »Tu ich ja auch nicht.«
    »Und warum bist du dann so verdammt auf hundertachtzig?«
    »Ich finde nur, dass wir gegen politische Extremisten hart vorgehen müssen«, antwortet er. »Das sind unsere Attentäter, und die muss man wegsperren.«
    »Am besten noch verbrennen, was?«
    »Du weißt, wie ich das meine.«
    »Ich persönlich bin jedenfalls gegen jegliche Hexenjagden. Auch wenn die Opfer politische Extremisten sind.«
    »Hexenjagd?« Raggi verschluckt sich vor Wut an dem Wort. Kriegt kaum Luft vor Aufregung. »Wie kannst du es wagen, Ófeigur und Konsorten in diesem Fall zu Opfern zu

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