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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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davon gesagt.
    Sie hat ihm gegenüber auch nie einen geheimen Informanten innerhalb der Behörden erwähnt.
    Aber das muss nichts heißen. Laut Gudlaugur hat Salvör immer darauf geachtet, ihre Informanten zu schützen.
    Ich kann es nicht einschätzen, ob er mir die Wahrheit sagt. Vielleicht tut er nur so, als ob er von nichts eine Ahnung hätte?
    »Hast du die Möglichkeit, ihre Notizen einzusehen?«
    »Nein.«
    »Weißt du, wo sie sein könnten?«
    »Ja, Salvör hat meistens alles direkt in ihren Laptop eingegeben, der war in den letzten Jahren ihr Arbeitsgerät Nummer eins.«
    »Und wo ist dieser Laptop?«
    »Das ist mir nicht bekannt«, antwortet Gudlaugur. »Aber ich halte es nicht für abwegig, dass sie den Laptop an diesem Tag mit ins Parlament genommen hat. Der Laptop war ein fester Bestandteil ihres täglichen Gepäcks, oder wie man das nennen soll, und er könnte unter Umständen immer noch dort sein, du weißt schon, im Arbeitszimmer unter dem Dach im Althingshaus. Ja, oder auch in den Händen der Polizei, denn die haben ihn ja möglicherweise wegen der Ermittlungen im Fall beschlagnahmt, ohne dass ich das mit Bestimmtheit sagen kann.«
    Erfolgreicher bin ich beim Eintreiben von Informationen über Audólfs Sommerhäuser.
    Die Familie besitzt ein geschichtsträchtiges Grundstück im Borgarfjördur und ein anderes im Südland. In beiden Häusern befindet sich während des Sommers eine Pension für Touristen mit einem Pferdeverleih.
    Aber der älteste Sommersitz ist ein großes Haus in Thingvellir {} . Audólfur Kormáksson hat sich in den frühen siebziger Jahren ein Luxusdomizil am besten Platz direkt am See gebaut. Dieses Haus ist immer noch auf seinen Namen eingetragen.
    Siggi Palli wurde zu einem neuen Verhör bestellt. Aber er muss erst in einer Stunde da sein, also nutze ich die Zeit, um Raggi zu ärgern.
    Je länger ich über die Umstände von Salvörs Tod nachdenke, desto wichtiger finde ich es, mir ein genaues Bild davon zu machen, was sie am Tag, an dem sie starb, getan hat.
    Aber die Goldjungs teilen mein Interesse nicht. Keine große Überraschung.
     
    Raggi reagiert gereizt, als ich eine Liste aller Telefonate verlange, die Salvör in den letzten Tagen geführt hat, bevor sie in den Plenarsaal des Althing herunterfiel. Eine Liste mit Informationen darüber, wann sie von wem angerufen wurde und wen sie angerufen hat.
    »Ihre Telefonate haben mit diesen Ermittlungen nicht das Geringste zu tun«, sagt er und klemmt seine Daumen unter die breiten roten Hosenträger, um seinen Worten noch mehr Gewicht zu verleihen. »Sie ist das Opfer in diesem Fall, hast du das schon vergessen?«
    Er spielt meine Begründungen herunter. Bestreitet, dass es irgendeine Bedeutung für die Anklage des Staates gegen Ófeigur haben könnte, geschweige denn für seine Verteidigung, was Salvör gemacht hat, bevor sie im Handgemenge auf der Zuschauertribüne gelandet ist.
    Mit der gleichen Begründung haben die Goldjungs kein Interesse daran, nach ihrem Laptop zu fahnden.
    »Salvör hatte weder eine Handtasche noch einen Laptop dabei, als sie in den Tod geschubst wurde, das kann man doch deutlich auf den Fernsehaufzeichnungen erkennen«, sagt Raggi und versucht noch nicht mal zu vertuschen, wie genervt er mittlerweile von meinen Fragen ist. »Ich werde dich auch damit enttäuschen müssen, dass es mit der Ermittlung überhaupt nichts zu tun hat, ob Salvör bei der Arbeit einen Bleistift oder einen Computer benutzt hat.«
    Die Goldjungs haben immer noch keine Liste über den Kram erstellt, den sie zu Hause bei Ófeigur beschlagnahmt haben.
    »Du hast dich mal wieder selber überholt, wie immer«, sagt Raggi. »So eine Liste wird frühestens Ende der Woche fertig sein. Wir haben auch gerade erst angefangen, uns die Dateien auf seinem Computer anzuschauen, und das kann noch Tage dauern, wenn nicht Wochen, weil manche Files abgeschlossen sind. Vielleicht kriegst du ihn dazu, uns die Passwörter zu geben?«
    Meine einzige Antwort ist ein fades Lächeln.
    Trotzdem erklärt sich Raggi zu guter Letzt zögerlich dazu bereit, Informationen über Salvörs Telefonate bei Landssíminn {} einzuholen. Aber zweifellos nur deshalb, weil er vermeiden will, dass ich selber mit dieser Forderung zum Gericht gehe.
    »Gut, ich mache es für dich, aber nur dieses eine Mal. Und obwohl wir beide wissen, dass es Zeit- und Geldverschwendung ist«, sagt er missmutig.
    Raggi klingt, als würde er mir persönlich einen großen Gefallen tun. Hofft

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