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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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seine Glatzköpfe an beiden Seiten die Türen zu. Sie wollen sich schon auf die Rückbank setzen, aber lassen davon ab, als Audólfur ihnen ein Zeichen gibt, dass sie warten sollen. Der Anführer erlaubt ihnen ganz augenscheinlich nicht, unserem Gespräch zuzuhören. Sie vertreten sich die Beine im Regen.
    »Was willst du?«, fragt Audólfur erneut.
    »Ich verlange, dass du eine Zeugenaussage bei einer Verhandlung machst.«
    »Nein.«
    »Ich werde dem Richter erklären, dass Ófeigur ein unerfahrener, einfältiger junger Mann ohne Freunde war, der das Pech hatte, in deine Finger zu geraten«, fahre ich fort, als ob ich seine Ablehnung nicht gehört hätte.
    »Nein.«
    »Dann werde ich dich in deiner Funktion als Anführer der Gruppe, die diese blödsinnige Demonstration im Althing organisiert hat, in den Zeugenstand rufen lassen, und als den Mann, der die Verantwortung dafür trägt, was passiert ist.«
    »Bist du taub?«, brüllt er aufgebracht. »Ich trete in diesem Fall nicht als Zeuge auf! Ist das so schwer verständlich?«
    »Du kommst nicht daran vorbei.«
    »Ófeigs Fall geht mich nichts an, und du hast nichts in der Hand, um das Gegenteil zu beweisen.«
    »Natürlich habe ich das. Ich weiß jetzt schon recht viel über die Tätigkeiten von SSÍ.«
    Audólfur macht eine halbe Drehung auf dem Fahrersitz. Starrt mich hasserfüllt an.
    Aber er zögert. Überlegt sich wahrscheinlich gerade, ob ich die Wahrheit sage. Oder bluffe.
    Jetzt muss ich unbedingt mein Pokerface so lange wie möglich halten.
    »Ich weiß, dass du mich anlügst«, sagt er schließlich. »Ófeigur hat nichts verraten, weder dir noch der Polizei.«
    Ich lächele. Hoffentlich höhnisch.
    »Junge Männer sind in der Lage, auf deinen Gehirnwäscheversammlungen das Blaue vom Himmel zu versprechen«, antworte ich. »Aber das ist schnell wieder vergessen, wenn man im Knast in Isolationshaft ist.«
    »Nein, Ófeigur verrät seine Freunde und Genossen nicht. Er ist nicht der Typ dafür.«
    »Diesmal hat es mit deiner Infiltrierung nicht so gut geklappt. Deswegen wird es ein leichtes Spiel für mich sein, das Geheimnis von der Existenz deines idiotischen Verbandes zu offenbaren und zu beweisen, dass du der Drahtzieher des Ganzen bist.«
    Audólfur lacht. »Du machst mir mit deinen Lügenmärchen keine Angst«, sagt er. »Ich weiß ganz genau, was Ófeigur im Gefängnis und vor Gericht sagen und tun wird. Er weiß, was seine Pflicht ist.«
    »Seine allererste Pflicht ist …«
    »Die Ehre der Bruderschaft über allem anderen«, fällt er mir ins Wort.
    »… zu versuchen, seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.«
    Er grinst gemein. »Wenn du mich dazu nötigst, vor Gericht zu erscheinen, dann muss ich wohl die Wahrheit über Ófeigur sagen, obwohl ihm das wahrscheinlich nicht sehr gelegen käme.«
    »Inwiefern?«
    »Dann muss ich wohl seine wahnsinnigen Tobsuchtsanfälle beschreiben, seine Gewaltbereitschaft und
Angriffslustigkeit …«
    »Es wird dir nicht gelingen, vor Gericht zu lügen.«
    »… und außerdem werde ich wohl ein paar seiner Kollegen nennen müssen, die sich dazu bereit erklären werden, meine Aussagen zu bestätigen. Du wirst das nicht wollen, und deshalb lässt du mich in Ruhe.«
    Ich warte schweigend, bis das ungehobelte Lachen erstirbt.
    »Ich hab’s doch gewusst«, sage ich dann.
    »Was?«
    »Dass du im Innersten ein unterbelichteter Schwächling bist.«
    Er ringt sich ein Lächeln ab.
    »Ein verbrecherischer Angsthase«, fahre ich fort. »Deshalb musst du dumme Jungs und gedopte Kraftmeier um dich scharen. Um wenigstens so auszusehen, als wärest du wer.«
    Audólfur lässt die elektrisch betriebene Fensterscheibe auf der Fahrerseite herunter. Gibt ein Zeichen, indem er den Kopf nach hinten ruckt.
    Der eine von den durchnässten Steigbügelhaltern öffnet die Beifahrertür. Ich steige gelassen auf den asphaltierten Parkplatz. Drehe mich dann noch einmal um und stecke den Kopf erneut ins Autoinnere.
    »Der andere Fall wird natürlich noch ernster für dich.«
    »Was für ein anderer Fall?«, faucht Audólfur.
    »Die kleine Ruta ist gestorben.«
    Er stutzt. Aber nur für einen minimalen Augenblick.
    »Wer ist das?«, schnauzt er. »Deine Hündin?«
    Die hirnlosen Kraftmeier lachen über den Witz ihres Anführers.
    Ich fixiere ihn eine gute Weile. Schüttele dann den Kopf.
    »Nur, damit du es weißt«, sage ich und nötige ein freundliches Lächeln auf meine Lippen. »Ich werde es in vollen Zügen genießen, dich zu

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