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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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Cheeseburger und Saft. Schaue mich dann um, als würde ich einen guten Platz suchen. Und gehe zu dem Tisch, wo Maria die Zeitschrift durchblättert.
    »Ist hier frei?«
    Sie nickt, ohne aus dem Heft aufzuschauen.
    Ihre Bestellung ist vor meiner fertig. Maria kommt mit einer feurigen Pizza zurück zum Tisch. Viel Salami und Paprika. Auch ein Glas Limo. Und eine große Packung voll Eis, das in Erdbeersauce ertrinkt.
    Als ich kurz darauf zurückkomme, gilt Marias ganze Aufmerksamkeit dem Essen. Sie schiebt jedem Bissen Pizza einen gehäuften Löffel mit rotweißem Eis hinterher.
    Pizza mit Eis? Merkwürdige Mischung.
    Es ist, als ob Maria meinen neugierigen Blick spüren würde.
    Sie schaut auf. Mit Eis und Pizza im vollen Mund. Ihre Augen im länglichen Gesicht sind hübsch. Groß, hellblau und tief. Ich verstehe allerdings nicht, was Siggi Palli an so einer Bohnenstange findet. Außer den Augen. Und dem hellen Haar. Es sieht wirklich nett aus.
    Sie erinnert mich an … was?
    Wohl kaum an das fast vergessene Spiegelbild?
    Nein, überhaupt nicht.
    Was für ein Blödsinn!
    Ich ersticke die Idee augenblicklich wieder. Weise sie von mir.
    »So was habe ich noch nie probiert«, sage ich und versuche, freundlich zu lächeln. »Schmeckt Eis mit Pizza wirklich lecker?«
    »Ich habe es auch noch nie zusammen gegessen. Bis jetzt«, antwortet sie und wischt sich die rote Eissauce von den Lippen. »Aber ich hatte auf einmal so eine Lust auf Eis mit Pizza!«
    »Und, schmeckt’s?«
    »Ja, es ist wirklich eine wahnsinnig gute Mischung.«
    »Vielleicht holst du dir als Nächstes Hamburger mit Eis?«
    Sie antwortet nicht, sondern schaufelt sich unbeeindruckt weiter Essen in den Mund.
    »Ich könnte das nicht bei mir behalten«, sage ich.
    »Nach dem Mittagessen wird mir nie schlecht.«
    »Ach?«
    »Nein, nein, nur manchmal morgens, aber sonst den ganzen Tag nicht, egal, was ich für komische Sachen esse.«
    Ich habe meinen Cheeseburger schnell aufgegessen. Dann lehne ich mich in meinem Stuhl zurück, schlürfe den Saft mit einem gestreiften Strohhalm und betrachte Maria.
    Erstaunlich, was für einen Appetit sie hat. So schlank wie sie ist. Manche Mädchen werden einfach nicht dick. Obwohl sie Portionen für zwei oder drei essen.
    Für zwei essen?
    Mich überfällt ein schlimmer Verdacht.
    Maria macht sich über merkwürdiges Essen her. Und ihr ist morgens oft schlecht.
    Die Erklärung schlägt bei mir ein wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
    Nein, zum Teufel!
    Ich habe Schwierigkeiten mit dem Atmen.
    Maria bemerkt, wie es mir geht. Das kann man an der Ungewissheit erkennen, die plötzlich aus ihren blauen Augen spricht.
    Was jetzt?
    Ich gehe schnell die Möglichkeiten durch. Komme immer zu dem gleichen Ergebnis: Ich muss mich vergewissern.
    »Einmal war ich in der gleichen Situation wie du, und da hatte ich auch Lust auf lauter merkwürdige Gerichte«, sage ich kurzatmig.
    »Inwiefern in der gleichen Situation?«, fragt sie.
    »Für zwei essen zu müssen.«
    Maria wird feuerrot. Zieht unbewusst ihre Jacke eng um die Taille zusammen.
    »Man sieht noch nichts«, sage ich. »Du bist wohl auch noch nicht sehr weit, oder?«
    Sie weicht meinem Blick aus. Als ob sie mir nicht antworten wollte. »Erst im dritten Monat, glaube ich«, murmelt sie schließlich.
    Drei Monate?
    Seit dem ersten Sommertag ist schon über ein halbes Jahr vergangen. Als die Vergewaltigung stattgefunden haben soll.
    Hat Siggi Palli die Wahrheit über seine Beziehung zu Maria gesagt? Hat sie eventuell doch noch den ganzen Sommer lang gedauert?
    Oder ist vielleicht ein anderer der Vater ihres Kindes?

27
    Der Autopsiebericht bereitet mir einiges Kopfzerbrechen.
    Der größte Teil erklärt sich eigentlich von selbst. Da werden die vielen Verletzungen ausführlich beschrieben, die Salvör sich beim Fall in den Plenarsaal zuzog. Besonders an Kopf, Brust und Rücken. Sie war offensichtlich zuerst mit dem Kopf auf einem der Tische aufgeschlagen und danach auf den steinharten Fußboden geknallt. Dabei schien sich eine Tischkante in ihren Rücken gebohrt zu haben.
    Nichts davon überrascht mich.
    Es scheint alles mit den Gegebenheiten des Tatorts und den Fakten, die man den Nachrichtenfilmen entnehmen kann, übereinzustimmen.
    Aber es fehlt eine befriedigende Erklärung von zwei Details.
    Erstens wurde ein feiner Einstich ins Herz gefunden. Als ob sich eine ganz dünne Stricknadel, Nadel oder ein Nagel beim Fall in Salvörs Rücken gebohrt hätte und bis zum Herzen vorgedrungen

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