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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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wäre. Und wieder herausgezogen wurde, da kein solches Teil in der Verstorbenen gefunden wurde.
    Im Bericht wird besonders darauf hingewiesen, dass trotz wiederholter Suche kein Metallteil entdeckt wurde, das diese Wunde erklären könnte.
    Zweitens hat der Rechtsmediziner ungewöhnlich viel Adrenalin gefunden. Er erläutert, dass der Körper bei Gefahr von ganz alleine viel von diesem Hormon produziert. Trotzdem sei es in einer viel höheren Konzentration vorhanden als normalerweise unter diesen Umständen.
    Diese beiden Details beeinflussen in keinster Weise die Schlussfolgerungen des Verfassers, dass Salvör an den Verletzungen, die sie sich beim Fall in den Plenarsaal des Althing zuzog, starb.
    Ich überlege trotzdem sofort, ob man diese Zweifelsmomente auf eine oder andere Weise meinem Klienten zugute kommen lassen könnte.
    Trugen die Schwarzjacken vielleicht etwas Längliches, Spitzes bei sich? Etwas, an dem Salvör sich gestochen haben könnte, bevor sie in den Saal fiel? Und wenn dieses »Etwas« bis ins Herz hat stoßen können, könnte es dann genau wie der Sturz selber zu ihrem Tod beigetragen haben?
    Warum eigentlich nicht?
    Mir ist klar, dass das nur ein dünner Strohhalm ist.
    Aber immerhin eine Möglichkeit.
    Ich lege den Bericht auf den Schreibtisch. Mache mir Wasser heiß. Kippe eine ganze Tasse starken Espresso, bevor Siggi Palli kommt.
    Man sieht ihm den Stress an. Der Druck macht sich deutlich bemerkbar. Ich präsentiere ihm die Übersicht der Telefonate. Bin alle Daten vom Landssíminn durchgegangen. Habe eine eigene Liste über alle Gespräche erstellt, die sie mit Siggi Palli geführt hat. Daraus geht hervor, dass sie oft miteinander gesprochen haben. Nicht nur in den letzten Tagen, sondern auch in den Wochen vorher.
    Er überfliegt die Gesprächszeiten.
    »Das meiste davon kann stimmen, denn sie hat sich oft an mich gewandt, um Informationen zu erhalten oder um Hilfe zu bitten, wenn sie ein Interview mit dem Minister führen wollte«, sagt er, als er sich alles durchgelesen hat. »An diesem schicksalsträchtigen Donnerstag haben wir ganz sicher zweimal vormittags telefoniert. Ich war beschäftigt, als sie mich das erste Mal angerufen hat, und konnte mich daher nicht richtig um ihr Anliegen kümmern. Beim zweiten Anlauf hatte ich mehr Zeit. Aber ich kann mich nicht erinnern, sie nachmittags angerufen zu haben.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, so was sollte ich mir doch gemerkt haben.«
    »Wie erklärst du dir dann, dass dieses Telefonat in den Computern vom Landssíminn gespeichert ist?«
    Er denkt nach. Guckt sich wieder die Liste an. »Nein, hör mal!«, sagt er plötzlich. »Das kann nicht sein, denn ich hatte mein Handy zu der Zeit gar nicht dabei!«
    »Nicht?«
    »Nein, ich war vormittags in Besprechungen und habe das Handy bei einer vergessen. Deshalb konnte ich es auch nicht benutzen, erst am Abend wieder. Da muss ein Fehler beim Landssíminn vorliegen.«
    »Mit wem warst du auf Besprechungen?«
    »Ich musste an diesem Morgen bei mehreren kurzen Besprechungen anwesend sein.«
    »Wann ist das Handy wieder aufgetaucht?«
    »Es lag auf meinem Schreibtisch, als ich noch mal gegen sechs ins Ministerium kam.«
    »Lag keine Nachricht dabei?«
    »Ich ging davon aus, dass einer meiner Angestellten im Ministerium das Handy gefunden und es mir ins Büro gebracht hat. Es ist ja auch schon früher einige Male passiert. Aber ich verstehe nicht ganz, warum du der Ansicht bist, es sei irgendwie wichtig.«
    »Wenn du die Wahrheit sagst und die Übersicht vom Landssíminn stimmt, dann hat jemand kurz nach Mittag Salvör von deinem Handy aus angerufen. Findest du nicht, dass das merkwürdig ist?«
    »Doch, schon …«
    »Ich möchte wissen, wer sie angerufen hat und warum derjenige dazu dein Mobiltelefon benutzt hat.«
    »Darauf habe ich keine Antwort parat.«
    »Wenn du das Handy in Angantýrs Büro vergessen hättest, hätte er dein Telefon benutzen können, nicht wahr?«
    Die Frage trifft ihn völlig unvorbereitet. »Warum hätte der Minister Salvör plötzlich anrufen sollen, wo er doch den ganzen Vormittag erfolgreich versucht hat, ihr aus dem Weg zu gehen?«
    »Warum wollte er nicht mit ihr sprechen?«
    »Angantýr wusste, dass Salvör von dieser so genannten Bestechungsaffäre mit Bushron besessen war, und hatte deshalb kein Interesse, mit ihr zu reden.«
    »Bist du sicher, dass er seine Meinung nicht geändert hat?«
    »Das halte ich für sehr unwahrscheinlich.«
    »Aber dieses Telefonat weckt einige

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