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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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mit, dass die Familie nicht zu Hause sei und man doch bitte eine Nachricht hinterlassen möge. Sellitto tat, wie ihm geheißen, und versuchte sein Glück bei dem nächsten Assistenten.
    John Keating hob beim ersten Klingeln ab. Sellitto stellte sich ihm vor und bat den Mann, im Zusammenhang mit einem aktuellen Fall einige Fragen zu beantworten. Für einen Moment herrschte Schweigen. Dann ertönte Keatings nervöse Stimme aus dem kleinen Lautsprecher. »Äh, was haben Sie gesagt? Sie sind von der New Yorker Polizei?«
    »Richtig.«
    »Okay. Ich schätze, das geht in Ordnung.«
    »Sie haben mal für einen Mann namens Erick Weir gearbeitet, nicht wahr?«, fragte Sellitto.
    Wieder Stille. Dann eine hektisch hervorgestoßene Antwort. »Mr. Weir? Nun, äh. Ja. Hab ich. Warum?« Seine Stimme überschlug sich fast. Er klang überdreht, als hätte er gerade erst eine ganze Kanne Kaffee getrunken.
    »Wissen Sie zufällig, wo er sich aufhalten könnte?«
    »Ich meine, wieso fragen Sie mich nach ihm?«
    »Wir möchten im Zuge unserer Ermittlungen gern mit ihm sprechen.«
    »O mein Gott… Worüber denn?
Worüber
wollen Sie mit ihm sprechen?«
    »Wir haben nur ein paar allgemeine Fragen«, sagte Sellitto. »Haben Sie in letzter Zeit von ihm gehört?«
    Der Mann antwortete nicht. Rhyme wusste, dass sich nun entscheiden würde, ob er ihnen alles verriet oder sein Heil in der Flucht suchte.
    »Sir?«, hakte Sellitto nach.
    »Hören Sie, das ist ganz schön komisch. Dass Sie mich fragen – ich meine, ausgerechnet nach
ihm
.« Die Sätze verschmolzen fast zu einem einzigen langen Wort. »Okay, meinetwegen. Ich sag’s Ihnen. Ich hatte jahrelang nichts von Mr. Weir gehört. Ich dachte, er sei tot. Da war dieses Feuer, in Ohio, bei unserem letzten gemeinsamen Engagement. Er hat Verbrennungen abbekommen. Echt übel. Dann ist er verschwunden, und wir alle dachten, er sei tot. Und vor sechs oder sieben Wochen ruft er plötzlich bei mir an.«
    »Von wo?«, fragte Rhyme.
    »Keine Ahnung. Er hat’s nicht gesagt, und ich hab nicht gefragt. Ich meine, auf die Idee kommt man doch gar nicht, wenn überraschend einer anruft. Da frag ich doch nicht als Erstes,
von wo
er sich meldet. Da denkt man einfach nicht dran. Haben Sie schon mal jemanden so was gefragt?«
    »Was wollte er denn?«
    »Okay, okay. Er wollte wissen, ob ich noch Kontakt zu jemandem von dem Zirkus habe, wo damals das Feuer ausgebrochen ist. Der Hasbro Circus. Aber das war in Ohio. Noch dazu vor drei Jahren. Und Hasbro ist längst nicht mehr im Geschäft. Nach dem Brand hat der Eigentümer den Laden dichtgemacht und eine andere Art von Show aufgezogen. Weshalb sollte ich also mit jemandem von dort in Kontakt bleiben? Ich bin hier in Reno. Also sagte ich, nein, mit keinem mehr. Und da ist er voll ausgetickt.«
    Rhyme runzelte fragend die Stirn.
    »Er wurde wütend?«, wagte Sachs einen Deutungsversuch.
    »O Mann, aber hallo, das kann man wohl sagen.«
    »Reden Sie weiter«, forderte Rhyme ihn auf und bemühte sich, seine Ungeduld im Zaum zu halten. »Erzählen Sie uns, was er sonst noch gesagt hat.«
    »Das war’s. Das war alles. Was ich Ihnen gerade erzählt hab. Na ja, da waren noch ein paar Kleinigkeiten. Oh, er ist ganz der Alte geblieben. Immer noch schlägt er dir die Klauen in den Leib. Genau wie früher… Wissen Sie, was er als Erstes gesagt hat?«
    »Was denn?«, fragte Rhyme hellhörig.
    »Er sagte: ›Hier ist Erick‹. Nicht ›Hallo‹. Nicht ›He, John, wie geht’s dir? Kennst du mich noch?‹. Nein. ›Hier ist Erick.‹ Ich hatte seit dem Feuer nicht mehr mit ihm gesprochen. Und was sagt er? ›Hier ist Erick.‹ All die Jahre hab ich mich nach Kräften bemüht, von ihm loszukommen… und auf einmal ist es, als wäre alles umsonst gewesen. Ich weiß, dass ich nichts falsch gemacht habe. Und dann kommt er plötzlich an und lässt es so klingen, als sei ich an irgendwas schuld. Es ist, als würde einer ’ne Bestellung aufgeben, und wenn man ihm dann das Essen bringt, behauptet er, er habe was ganz anderes bestellt. Dabei wissen alle, was passiert ist – er hat es sich anders überlegt und lässt es so klingen, als hättest du was falsch verstanden. Als sei es dein Fehler gewesen, und
du
müsstest dich nun rechtfertigen.«
    »Können Sie uns ein paar allgemeine Dinge über ihn erzählen?«, fragte Sachs. »Was für Freunde er hat, wo er gern hingeht, welche Hobbys er pflegt?«
    »Klar«, kam es sofort zurück. »In allen drei Fällen die

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