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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Menge Alkohol war es sogar mit Cindy in manchen Nächten richtig lustig.
    Aber Zaubermann Weir hatte auch die Flucht bedacht.
    Wenn Grady auftauchte, sollte Hobbs durch das geschlossene Fenster fünf Schüsse auf ihn abgeben, einen nach dem anderen. Die erste Kugel würde das Glas zertrümmern und dadurch vielleicht abgelenkt werden, aber die anderen vier würden den Staatsanwalt töten. Dann, so hatte Mr. Weir ihm erklärt, sollte Hobbs einen der Notausgänge aufstoßen – aber nicht wirklich auf diesem Weg fliehen. Die Polizei sollte lediglich
glauben
, dass dies sein Fluchtweg war. Stattdessen würde Hobbs in die Tiefgarage zurückkehren, den alten Dodge auf einem Behindertenparkplatz abstellen und in den Kofferraum klettern. Irgendwann später – eventuell noch in der Nacht, aber vermutlich erst morgen – würde man den Wagen zu einer Sammelstelle für Parksünder abschleppen.
    Die Abschleppleute durften weder die verschlossenen Türen noch die Kofferräume der Fahrzeuge öffnen, und so würden sie den Wagen vorbei an allen Absperrungen zu dem Sammelplatz bringen und nicht mal ahnen, dass sie einen Passagier beförderten. Wenn es ihm sicher genug erschien, würde Hobbs den Kofferraum von innen öffnen und nach Canton Falls zurückkehren. Er hatte da hinten im Wagen jede Menge Wasser und Nahrungsmittel und außerdem ein leeres Glas, falls er pinkeln musste.
    Es war ein raffinierter Plan.
    Und als das helle und von Gott gesegnete Kerlchen, das er nun mal war, würde Hobbs alles daran setzen, nicht zu versagen.
    Er zielte nacheinander auf mehrere Passanten, um ein Gefühl für den Schauplatz zu bekommen. Dieser Mr. Weir war bestimmt ein verdammt tüchtiger Bühnenzauberer, dachte Hobbs. Er fragte sich, ob es ihm im Anschluss an diese Sache wohl gelingen würde, den Mann zu einem Auftritt in Canton Falls zu überreden. Die Kinder wären begeistert.
    Auf jeden Fall würde Hobbs sich aber ein paar Geschichten darüber ausdenken, dass Jesus ein großer Zauberer gewesen sei, der mit seinen Tricks die Römer und Heiden verschwinden ließ.
    Sie schwitzte.
    Kalter Schweiß lief Amelia Sachs über beide Körperseiten und den Rücken und ließ sie erschaudern.
    Oder hatte sie einfach nur Angst?
    Lass dir keine Einzelheit entgehen…
    Sie bog in den nächsten dunklen Korridor des Justizgebäudes ein, die Hand in der Nähe der Waffe.
    … 
aber pass auf dich auf.
    Darauf kannst du wetten, Rhyme. Aber
vor wem
soll ich mich in Acht nehmen? Vor einem schlanken Mittfünfziger, ob mit Bart oder ohne? Einer älteren Frau im Dress einer Kellnerin aus der Cafeteria? Einem Handwerker, einem Justizbeamten, einem Hausmeister, Cop, Sanitäter, Koch, Feuerwehrmann, Krankenpfleger? Vor irgendeinem der vielen Dutzend Leute, die sich völlig rechtmäßig an einem Sonntag hier aufhielten?
    Vor wem, vor wem, vor wem?
    Ihr Funkgerät erwachte zum Leben. Es war Sellitto. »Ich bin im zweiten Stock, Amelia. Nichts.«
    »Ich bin im Untergeschoss und hab ein Dutzend Leute getroffen. Alle hatten gültige Papiere, aber, zum Teufel, wer weiß, ob er das nicht schon seit Wochen geplant und hier irgendwo einen falschen Ausweis deponiert hat?«
    »Ich gehe jetzt in die dritte Etage.«
    Sie beendeten das Gespräch, und Amelia setzte die Suche fort. Zwei weitere Gänge. Dutzende von Türen. Alle verschlossen.
    Natürlich stellten einfache Schlösser wie diese für ihn kein Hindernis dar. Innerhalb weniger Sekunden konnte er eines davon öffnen und sich zum Beispiel in einem Lagerraum verstecken. Er konnte in ein Richterzimmer gelangen und dort bis Montag bleiben. Er konnte das Vorhängeschloss an einem der Gitter öffnen und sich in die Versorgungsschächte flüchten, von wo aus er die Hälfte aller Gebäude im unteren Teil Manhattans und auch die U-Bahn erreichen würde.
    Sie bog um eine Ecke und nahm den nächsten dunklen Korridor in Angriff. Eine der Türen war nicht abgeschlossen.
    Falls er sich im Innern aufhielt, hatte er Amelia gehört – spätestens das Klicken des Türknaufs, wenn nicht schon vorher die Schritte –, und so musste sie schnell handeln. Sie stieß mit erhobener Taschenlampe die Tür auf und wäre sofort nach links gesprungen, sobald sie eine Waffe gesehen hätte. (Ein Rechtshänder neigte bei einem überhasteten Schuss generell dazu, nach links zu verziehen, aus Sicht des Ziels also nach rechts.)
    Ihre arthritischen Knie protestierten heftig gegen die halb geduckte Haltung. Sie ließ den Halogenstrahl durch den Raum wandern. Ein

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