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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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gehen.«

…Achtunddreißig
    Hobbs Wentworth kam nicht allzu oft aus Canton Falls heraus.
    Während er nun als Mitarbeiter einer Putzkolonne verkleidet einen Handkarren mit Besen, Schrubbern und seinem »Angelzeug« (einem halbautomatischen Sturmgewehr Modell Colt AR-15) vor sich herschob, erkannte Hobbs, dass das Leben in der großen Stadt sich seit seinem letzten Besuch vor zwanzig Jahren ziemlich verändert hatte.
    Und er stellte fest, dass stimmte, was er gehört hatte: Die weiße Rasse wurde von einem langsam nagenden Krebsgeschwür bedroht.
    O Herr im Himmel, sieh dir das an: Es gab in diesem Teil von New York City mehr Japaner oder Chinesen oder sonst was – wer konnte die schon auseinander halten? – als in Tokio. Und
überall
Latinos, wie Mückenschwärme. Und auch noch Araber, bei denen er sowieso nicht begreifen konnte, weshalb man sie nach dem Anschlag auf die Trade Towers nicht einfach zusammengetrieben und erschossen hatte. Vor ihm überquerte eine Frau in Moslemklamotten die Straße, total verhüllt. Er verspürte jähe Lust, sie zu töten, denn sie kannte bestimmt jemanden, der wiederum jemanden kannte, der Hobbs’ Heimat angegriffen hatte.
    Dazu Inder und Pakistani, die man zurück nach Hause schicken sollte, weil ohnehin niemand verstand, was sie redeten, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es sich bei ihnen nicht um Christen handelte.
    Hobbs war stinkwütend auf die Regierung. Sie hatte die Grenzen geöffnet und diese Tiere ins Land gelassen, die alles an sich rissen und anständige Leute dazu zwangen, sich auf ein paar sichere Inseln wie Canton Falls zurückzuziehen, die jeden Tag kleiner und kleiner wurden.
    Doch Gott hatte dem hellen Kerlchen Hobbs Wentworth zugezwinkert und ihn zum gesegneten Freiheitskämpfer berufen. Denn Jeddy Barnes und dessen Freunde wussten, dass Hobbs außer den Bibelstunden noch eine andere Vorliebe hatte. Er tötete Menschen. Und zwar sehr, sehr gut. Manchmal war sein Angelzeug ein Kampfmesser, manchmal eine Garotte, manchmal das prächtige Sturmgewehr, manchmal der Kompositbogen. Das runde Dutzend Einsätze der letzten paar Jahre war perfekt über die Bühne gegangen. Ein Tortillafresser in Massachusetts, ein Linkspolitiker in Albany, ein Nigger in Burlington, ein Abtreibungsarzt in Pennsylvania.
    Und nun würde er der Liste einen Staatsanwalt hinzufügen.
    Er schob den Karren durch die fast leere Tiefgarage an der Centre Street, blieb vor einer der Türen stehen und wartete. Er wirkte ganz teilnahmslos – genau wie ein Putzmann, dessen Spätschicht begann. Nach ein paar Minuten öffnete sich die Tür, und er nickte freundlich der Frau zu, die aus der Lobby im Untergeschoss trat. Sie war mittleren Alters, trug Jeans und eine weiße Bluse und hatte einen Aktenkoffer bei sich. Sie lächelte, zog die Tür aber hinter sich ins Schloss und sagte, es tue ihr zwar Leid, aber sie könne ihn nicht hineinlassen. Er möge doch bitte Verständnis haben, denn er kenne ja die Sicherheitsvorschriften.
    Er sagte, natürlich habe er Verständnis. Und erwiderte ihr Lächeln.
    Eine Minute später warf er ihren zuckenden Körper in den Karren und nahm ihr den Dienstausweis ab, der um ihren Hals hing. Er zog die Magnetkarte durch das Lesegerät, und die Tür öffnete sich mit einem Klicken.
    Dann fuhr er mit dem Aufzug in den zweiten Stock und schob dabei den Wagen weiter vor sich her. Die Leiche der Frau lag unter einigen Müllsäcken verborgen. Oben fand er das Büro, das Mr. Weir für diesen Einsatz ausgewählt hatte. Man konnte von dort aus die Straße gut überblicken, und da der Raum zur Statistikabteilung der Verkehrsbehörde gehörte, war es unwahrscheinlich, dass einer der Angestellten infolge eines Notfalls am Sonntagabend hier sein würde. Die Tür war abgeschlossen, aber der kräftige Mann trat sie einfach ein. (Mr. Weir hatte gesagt, es bliebe nicht genug Zeit, um ihm das Schlösseröffnen beizubringen.)
    Im Zimmer nahm Hobbs das Gewehr aus dem Karren, montierte das Zielfernrohr und hob die Waffe zur Probe an die Schulter. Ein erstklassiges Sichtfeld. Er konnte gar nicht danebenschießen.
    Dennoch war er ein wenig verunsichert.
    Nicht wegen Grady; er würde ihn mit Leichtigkeit umlegen und sich die Trophäe holen, kein Problem. Eher wegen der anschließenden Flucht. Ihm gefiel sein Leben in Canton Falls, die Bibelgeschichten für die Kinder, das Jagen, Angeln und Herumhängen mit all seinen gleich gesinnten Freunden. Bei passender Beleuchtung und der angemessenen

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