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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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bloß, dass der Verdächtige sie dort platziert hat – das haben die Fußabdrücke ergeben.«
    Die Platine sah aus wie ein Computerbauteil, und Rhyme war keineswegs überrascht, denn Kriminelle hatten sich schon immer der neuesten Technik bedient. Als 1911 die berühmte halbautomatische 45er-Pistole der Firma Colt herauskam, wurden innerhalb weniger Tage die ersten Banküberfälle damit begangen, obwohl nur das Militär diese Waffe besitzen durfte. Funkgeräte, abhörsichere Leitungen, Maschinenpistolen, Laserzielvorrichtungen, Satellitennavigationssysteme, Mobiltelefone, Überwachungstechnik und Datenverschlüsselung gehörten oft schon längst zum Arsenal der Kriminellen, bevor die Strafverfolgungsbehörden damit ausgestattet wurden.
    Rhyme machte nie einen Hehl daraus, dass er nicht auf allen Fachgebieten bewandert war, darunter auch »NASDAQ-Beweise«, wie er sie zu nennen pflegte. Funde wie Computer, Mobiltelefone und diese seltsame Platine gehörten in Expertenhände.
    »Bringt das Ding in die Stadt. Zu Tobe Geller«, ordnete er an.
    In der New Yorker Zweigstelle des FBI arbeitete ein begabter junger Elektronikspezialist, der ihnen bei früheren Fällen bereits hilfreiche Dienste geleistet hatte. Falls überhaupt jemand ihnen verraten konnte, was diese Platine bewirkte und woher sie eventuell stammte, dann Geller, so wusste Rhyme.
    Cooper reichte die Tüte an Sellitto weiter, der sie einem uniformierten Beamten übergab, doch der angehende Sergeant Amelia Sachs hielt den Kollegen zurück und ließ ihn sich in die vorgeschriebene Registrierkarte eintragen, auf der genau festgehalten wurde, wer zu welchem Zeitpunkt ein Beweisstück übernahm, angefangen bei der Sicherstellung bis hin zur späteren Gerichtsverhandlung. Erst danach durfte der Mann sich auf den Weg machen.
    »Und wie war deine Prüfung heute, Sachs?«, fragte Rhyme.
    »Nun ja«, sagte sie und zögerte kurz. »Ich schätze, ich hab’s gepackt.«
    Die Antwort überraschte Rhyme. Normalerweise tat Amelia Sachs sich ziemlich schwer damit, ein Lob entgegenzunehmen, und so stellte sie ihr Licht meistens unter den Scheffel.
    »Ich habe nicht daran gezweifelt«, sagte er.
    »
Sergeant
Sachs«, murmelte Lon Sellitto. »Klingt gut.«
    Dann wandten sie ihre Aufmerksamkeit den pyrotechnischen Utensilien zu, die in der Musikschule gefunden worden waren: den Zündschnüren und dem Feuerwerkskörper.
    Zumindest eines der Geheimnisse hatte Sachs lüften können. Der Mörder, so erläuterte sie, hatte mehrere Stühle halb nach hinten gekippt und in dieser Position mit dünnen Baumwollkordeln fixiert. Danach hatte er in der Mitte jedes Strangs eine Lunte befestigt und sie angezündet. Nach einer Weile hatte die Flamme das Baumwollband erreicht und durchtrennt, woraufhin der jeweilige Stuhl zu Boden gefallen war und den akustischen Eindruck erweckt hatte, der Täter befinde sich noch im Raum. Eine weitere Zündschnur hatte mit einiger Verzögerung den Knallkörper explodieren lassen, was von den Beamtinnen irrtümlich für einen Schuss gehalten worden war.
    »Lässt das Material sich irgendwie zurückverfolgen?«, fragte Sellitto.
    »Diese Allerweltszündschnur hilft uns nicht weiter, und der Feuerwerkskörper wurde zerstört. Kein Hersteller, gar nichts.« Cooper schüttelte den Kopf. Rhyme konnte sehen, dass bis auf ein paar winzige Papierfetzen und den verbrannten Drahtkern der Lunte nichts übrig geblieben war. Die Kordel erwies sich als ordinärer Baumwollfaden, wie es ihn an jeder Ecke zu kaufen gab.
    »Dann war da noch dieser Blitz«, sagte Sachs mit Blick auf ihre Notizen. »Als die Beamtinnen den Kerl bei dem Opfer sahen, hob er die Hand, und es flammte ein gleißendes Licht auf, fast wie eine Leuchtkugel. Sie wurden beide geblendet.«
    »Irgendwelche Überreste?«
    »Ich konnte keine finden. Sie sagten, er habe sich einfach in Luft aufgelöst.«
    Okay, Lon, du hattest Recht: bizarr.
    »Machen wir weiter. Was ist mit den Fußspuren?«
    Cooper rief die entsprechende Datenbank des NYPD auf, eine digitalisierte Version der Unterlagen, die Rhyme während seiner Zeit als Leiter der kriminaltechnischen Abteilung zusammengetragen hatte. »Die Schuhe sind schwarze Slipper Marke Ecco«, teilte er nach einigen Minuten mit. »Offenbar Größe zehn.«
    »Partikel?«
    Sachs holte aus einer der Kisten mehrere Plastiktüten, in denen sich jeweils ein Streifen Klebeband befand. »Das hier habe ich mit dem Roller rund um das Opfer und bei den Fußabdrücken des Täters

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