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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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zwanzig Minuten.«
    »Hätte ich das gewusst, wäre ich kurz vorbeigekommen«, sagte Jaynene. »Ist sie immer noch wach?«
    »Nein. Als ich herkam, war sie völlig weggetreten.«
    »Oh, das tut mir aber Leid.«
    »Hat sie denn etwas gesagt?«, fragte Kara.
    »Ja, aber nur Kleinigkeiten. Ich weiß nicht, ob sie wirklich etwas mitbekommen hat, aber es kam mir so vor… Ein herrlicher Tag, nicht wahr? Sephie und ich machen nachher einen Spaziergang im Garten mit ihr, falls sie wach ist. Das gefällt ihr. Hinterher geht’s ihr immer ein wenig besser.«
    »Ich muss jetzt zur Arbeit«, sagte Kara. »He, ich hab morgen eine Show. Im Laden. Wissen Sie noch, wo der ist?«
    »Na klar. Wann denn?«
    »Um vier. Kommen Sie doch auch.«
    »Ich hab morgen ziemlich früh Schluss. Ich komme gern. Danach können wir ja wieder ein paar Pfirsich-Margaritas trinken. So wie letztes Mal.«
    »Ja, genau«, erwiderte Kara. »Ach, und bringen Sie Pete mit.«
    Die Schwester verzog das Gesicht. »Kleines, bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber es gibt nur eine einzige Möglichkeit, dass dieser Kerl Sie an einem Sonntag zu Gesicht bekommt: Sie müssen bei den Knicks oder Lakers die Halbzeitshow bestreiten, und es muss im Fernsehen übertragen werden.«
    »Ihr Wort in Gottes Ohr«, sagte Kara.

…Fünf
    Vor hundert Jahren hatte in diesem Haus womöglich ein halbwegs erfolgreicher Investor gewohnt.
    Oder der Eigentümer eines kleinen Herrenmodengeschäfts im luxuriösen Einkaufsviertel der Vierzehnten Straße.
    Vielleicht auch ein Politiker aus dem Umfeld der Tammany Hall, der Zentrale der Demokratischen Partei New Yorks, der die zeitlose Kunst beherrschte, sich durch ein öffentliches Amt persönlichen Wohlstand zu verschaffen.
    Dem gegenwärtigen Besitzer des Stadthauses am Central Park West war die Geschichte des Gebäudes jedoch herzlich egal. Auch das viktorianische Mobiliar und die edlen Kunstgegenstände aus dem Fin de Siècle, die einst diese Räume geziert hatten, wären nicht nach Lincoln Rhymes Geschmack gewesen. Ihm gefiel, was ihn derzeit umgab: ein Durcheinander aus robusten Tischen, Drehstühlen, Computern und wissenschaftlichen Geräten, darunter ein Dichtegradient, ein Gaschromatograph, kombiniert mit einem Massenspektrometer, mehrere Mikroskope, Plastikboxen in unzähligen verschiedenen Farben, Becher- und Reagenzgläser, Thermometer, Propangasflaschen, Schutzbrillen sowie seltsam geformte schwarze und graue Koffer, die aussahen, als würden sie irgendwelche exotischen Musikinstrumente beherbergen.
    Und Leitungen.
    Überall verliefen Leitungen und Kabel und bedeckten einen Großteil des ohnehin begrenzten Freiraums im Zimmer. Einige waren ordentlich aufgerollt und verbanden benachbarte Apparate miteinander, andere verschwanden in gezackten Löchern, die man einfach so in den Putz oder die in Würde gealterte Wandvertäfelung geschlagen hatte.
    Im Hinblick auf seine eigene Person kam Lincoln Rhyme inzwischen weitgehend ohne Kabel aus, denn dank fortschrittlicher Infrarot- und Funksender war er in der Lage, die Haustechnik und seine Computer vom Rollstuhl oder Bett aus per Mikrofon zu steuern. Den Storm-Arrow-Rollstuhl lenkte er mit dem linken Ringfinger über ein MKIV-Touchpad, aber alle anderen Befehle gab Rhyme mit seiner Stimme – ob er nun einen Anruf erledigen, eine E-Mail verfassen oder das Abbild des Stereomikroskops auf einen der Monitore legen wollte.
    Auch der neue Receiver seiner Hi-Fi-Anlage, ein Harman Kardon 8000, wurde auf diese Weise kontrolliert. Im Augenblick hallte ein melodisches Jazz-Solo durch das Arbeitszimmer.
    »Kommando, Stereoanlage aus«, befahl Rhyme widerwillig, als er die Haustür ins Schloss fallen hörte.
    Die Musik verklang und wich dem ungleichmäßigen Geräusch von Schritten, die sich durch den Flur und den Vorraum näherten. In einem der Besucher erkannte Rhyme sofort Amelia Sachs; für eine so hoch gewachsene Frau hatte sie einen überaus leichten Tritt. Dann vernahm er das charakteristische Trampeln von Lon Sellittos großen, beständig nach außen weisenden Füßen.
    »Sachs, war es ein großer Tatort?«, fragte er, als sie das Zimmer betrat. »Ein riesiges Areal?«
    »Nein, nicht so groß.« Sie runzelte die Stirn. »Wieso?«
    Sein Blick war auf die grauen Plastikkisten voller Beweismaterial gerichtet, die Amelia und einige Beamte hineintrugen. »Ich hatte nur irgendwie den Eindruck, weil es so lange gedauert hat, alles abzusuchen und wieder herzukommen. Du darfst übrigens ruhig

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